Société Générale testet tokenisierte Anleihen und digitalen Euro
Die Banque de France, also die französische Zentralbank, hat mit der privaten Investmentbank Société Générale erfolgreich tokenisierte Anleihen und den „E-Euro“ getestet.
Der Test stellt einen wichtigen Meilenstein in der Schaffung einer Central Bank Digital Currency (CBDC) dar. Société Générale gab in dem Zusammenhang eine Schuldverschreibung in Höhe von 40 Millionen Euro aus und transferierte sie über eine Blockchain.
Die französische Zentralbank bestätigte mit dem erfolgreichen Test seine führende Position bei der Schaffung einer digitalen Bankenwährung.
Was ist eine Central Bank Digital Currency (CBDC)?
In der jüngeren Vergangenheit wurden die Pläne rund um eine digitale Bankenwährung immer konkreter. Rund ein Dutzend Länder testen über ihre Zentralbanken und mit der Unterstützung privater Partner die Schaffung einer CBDC.
Eine regulierte Kryptowährung verfolgt jedoch einen etwas anderen Ansatz als etwa Bitcoin, Ethereum und Co. Anstelle einer dezentralen Blockchain gehen die bisherigen Versuche eher in Richtung eines zentralen Koordinators, wie man ihn beispielsweise von IOTA kennt.
Eine Central Bank Digital Currency erinnert konzeptionell an die Funktionsweise von Stablecoins. Sie sind also im Verhältnis eins zu eins an die jeweilige Staatswährung gebunden und durch entsprechende Sicherheiten gedeckt.
Die völlige Transparenz einer solchen Bankenwährung soll den weltweiten Zahlungsverkehr vereinfachen und Geldwäsche und Steuerbetrügereien verhindern.
Anders als der Bitcoin oder Altcoins ist die europäische Central Bank Digital Currency, häufig auch als „E-Euro“ bezeichnet, nicht als Spekulationsobjekt für private Anleger gedacht.
Banque de France und Société Générale machen wichtigen Schritt zur digitalen Bankenwährung
Während eine offizielle Ausschreibung der Pariser Notenbank läuft, um Unterstützung von Unternehmen bei der Schaffung einer digitalen Bankenwährung zu erhalten, vermelden die französische Zentralbank und Société Générale einen erfolgreichen Test.
Die große Investmentbank, welche seit jeher Interesse an der Blockchain-Technologie zeigte, hat bereits im letzten Jahr erste positive Testversuche in dieser Richtung durchgeführt.
Gemeinsam mit der französischen Zentralbank ließen sich nun erfolgreich Anleihen als Token digitalisieren und über eine Blockchain übertragen. Ein solches Vorgehen wird allgemein hin als Tokenisierung bezeichnet.
Die digitalen Vermögenswerte, welche einen Wert von ungefähr 40 Millionen Euro hatten, wurden als Security Token ausgegeben, über eine Blockchain übertragen und als digitaler Euro ausbezahlt.
In naher Zukunft sollen weitere Tests durchgeführt werden. Einzelheiten zu der verwendeten Technologie und den genauen Ablauf der Transaktion benannten die beiden Partner nicht.
Fest steht nur, dass die über die genannte Ausschreibung gesuchten Unternehmen gemeinsam mit den Banken an der Weiterentwicklung arbeiten sollen. Es kann jedoch vermutet werden, dass Société Générale ein ähnliches Vorgehen angewandt hat, wie bei einem im April 2019 durchgeführten Experiment.
Über sein internes Start-up „Forge“, welches Teil der rund 60 internen Start-ups von Société Générale war und mittlerweile ein eigenständiges Unternehmen ist, führte die Investmentbank im vergangenen Jahr einen ersten Testversuch durch.
Damals löste Société Générale eine Transaktion mit rund 100 Millionen Euro in Form eines Security Token auf der Ethereum-Blockchain aus.
Die Auszahlung erfolgte jedoch noch in „echter“ Fiat-Währung. Ziel des Zusammenschlusses mit der französischen Zentralbank ist es den weltweiten Zahlungsverkehr zu vereinfachen.
Durch den Austausch digitaler Währungen sollen Gebühren beim Währungswechsel der Vergangenheit angehören und Transaktionszeiten deutlich verkürzt werden.
Ein digitaler Euro könnte die Zusammenarbeit der europäischen Zentralbanken untereinander und mit anderen Privatbanken verbessern.
Frankreich prescht vor – der Rest von Europa hinkt hinterher
Zuletzt zeugten vor allem die Pläne der Europäischen Zentralbank von einer baldigen Entwicklung einer digitalen Bankenwährung.
Jedoch sind diese offenbar bislang nur bloße Gedankenspiele. Immerhin zeigte sich die EZB-Chefin Christine Lagarde grundsätzlich offen gegenüber der Blockchain-Technologie und einer Central Bank Digital Currency.
Auch Olaf Scholz, Bundesfinanzminister der Bundesrepublik, begrüßt die neue Technologie. Allerdings scheint es hierzulande noch nicht einmal zu konkreten Umsetzungsplänen gekommen zu sein.
Deutlich weiter sind im europäischen Raum neben Frankreich und die schwedischen Finanzbehörden. Wie so oft wagt das skandinavische Land den Schritt in unbekanntes Terrain und testete die „E-Krone“.
Die digitale Währung unter staatlicher Kontrolle soll 2021 als Pilotprojekt unter realen Bedingungen geprüft werden.
Die schwedische Zentralbank bleibt Hüter der Währung und ermöglicht Bürgern den Zugang zu Wallets, von denen die schwedische Digitalwährung verschickt und empfangen werden kann.
Im Allgemeinen ist das Verlangen nach einer digitalen Bankenwährung groß, auch wenn es bei der Umsetzung noch etwas hapert.
Im internationalen Vergleich hängt Europa bereits heute etwas hinterher. Insbesondere China ist führend im Bereich einer digitalen Bankenwährung.
Bereits Mitte letzten Jahres kündigte die Volksregierung einen namenlosen Coin unter staatlicher Kontrolle an. Die chinesische Regierung will mit der Kryptowährung eine Antwort auf Facebooks Libra Coin bieten, um zu verhindern, dass Banken und Unternehmen aus dem Reich der Mitte Coins ausländischer Unternehmen verwenden.
Fazit: Wichtiger Schritt in Richtung des „E-Euros“ und einer Central Bank Digital Currency
Die französische Zentralbank und die große Investmentbank Société Générale haben in einem gemeinsamen Projekt erfolgreich den Einsatz einer digitalen Bankenwährung getestet.
In einer Blockchain-basierten Testumgebung übertrugen sie eine Transaktion in Höhe von 40 Millionen Euro in Form eines Security Tokens.
Ein solcher Banktoken wird allgemein hin auch als „E-Euro“ bezeichnet und beschreibt die Digitalisierung der europäischen Gemeinschaftswährung.
Der erfolgreiche Test ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Entwicklung einer Central Bank Digital Currency, also einer digitalen Bankenwährung.
Diese könnte den institutionellen Zahlungsverkehr revolutionieren und für einfachere und günstigere Zahlungen sorgen. Es bleibt zu hoffen, dass der positive Test den Aktivitäten der Europäischen Union in dieser Thematik neuen Auftrieb verleiht.
Bislang reichte es nur zu theoretischen Planspielen, denen noch keine übergreifende Lösung für alle Zentralbanken folgte.