Ripe.io | Food Blockchain für mehr Transparenz und Qualität

Durch die Globalisierung sind Lieferketten immer komplizierter und undurchsichtiger geworden. Das betrifft auch die Lebensmittelindustrie. Doch je komplexer ein System wird, desto anfälliger ist es für Fehler und Schlupflöcher. Ripe.io setzt Blockchain und IoT ein, um mehr Transparenz und Sicherheit in die Lebensmittelindustrie zu bringen. Dabei spielt auch die Qualitätssicherung eine entscheidende Rolle.

Nahrungsmittel werden über den gesamten Globus transportiert und durchlaufen teilweise viele Stationen, bis sie schließlich im Verkauf landen. Für den Endverbraucher ist das teilweise nicht mehr nachvollziehbar, wo das Produkt tatsächlich herkommt. Häufig führen gesetzliche Schlupflöcher zur Irreführung von Verbrauchern, wenn beispielsweise die italienische Tomatensauce in Wirklichkeit aus China stammt.

Der Pferdefleisch-Skandal in Europa von 2014, der Babymilch-Skandal in China oder der aktuelle Fall von Gammelfleisch aus Brasilien sind weitere extreme Beispiele dafür, wie undurchsichtig und manipulierbar die Lebensmittel-Versorgungskette weltweit ist. Das Umetikettieren von Waren löste in der Vergangenheit mehrfach Skandale aus. Dabei ist die Dunkelziffer nur schwer abzuschätzen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass jeder Fall auch tatsächlich aufgedeckt wird. Die Blockchain könnte all diese Probleme lösen. Ripe.io entwickelt daher die „Blockchain of Food„.

Zwei Wall Street Experten widmen sich der Landwirtschaft

Raja Ramachandran und Phil Harris gründeten gemeinsam Ripe Technologie, das Unternehmen hinter der Ripe.io Plattform. Beide waren viele Jahre an der Wall Street tätig. Ramachandran war früher als Programmmanager bei Wells Fargo tätig. Harris arbeitete als Manager bei Nasdaq. Sie lernten sich 2005 bei der Arbeit kennen, nachdem die Citigroup Inc. damals die elektronische Handelsgesellschaft Lava Trading erworben hatte. Seitdem waren die beiden befreundet.

Fasziniert davon, wie die Blockchain die Finanzwelt veränderte, überlegten sie in welchen Bereichen diese Technologie noch eingesetzt werden könnte. Sie befassten sich mit verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von Versicherungen und Recht bis hin zur Musik. Schließlich hatten sie die Idee, die Blockchain für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Sie verließen den Finanzsektor und widmeten sich seitdem ihrem Projekt Ripe.io, das die Blockchain in Landwirtschaft und der Food-Supply-Chain integrieren möchte.

Das Pilotprojekt von Ripe.io erfolgte in Zusammenarbeit mit Ward’s Berry Farm, ein etwa 180 Hektar großer Bauernhof mit eigenem Bauernmarkt in der Nähe von Boston. Seit August 2017 wurden dort mit Blockchain und Sensoren Daten gesammelt und in eine Cloud hochgeladen. Die Sensoren sind mit Solar betriebenen Geräten verbunden. Sie erfassen Umweltfaktoren wie Licht, Luftfeuchtigkeit und Lufttemperatur.

Die Eimer, in denen die Tomaten vom Feld transportiert und gelagert werden, sind ebenfalls mit einem Sensor ausgestattet. Dieser misst die Luftfeuchtigkeit während der Lagerung. Weitere dokumentierte Daten sind Reifegrad, Farbe und Zuckergehalt. Damit soll die Lieferkette nicht nur lückenlos dokumentiert werden, es werden auch Daten zu Qualität und Reife mit übertragen. Das soll den Verderb der Tomaten verringern und dem Verbraucher mehr Informationen zur Qualität der Ware liefern.

Ripe.io kooperiert bei diesem Projekt mit Sweetgreen Inc. einem Franchise Anbieter für Salate, der vor allem kleinere ausgewählte Ladenrestaurants in den USA beliefert. Die getrackten Tomaten von Ward’s Berry Farm werden bereits in den Salaten von Sweetgreen für die Lokale in Boston verwendet.

Fazit

Die Idee, die Blockchain für die Lebensmittelindustrie zu nutzen für Qualitätssicherung und mehr Transparenz ist ein wichtiger Schritt. Ripe.io befindet sich noch im Aufbau. Die ersten Versuche mit Tomaten waren erfolgreich, haben dem Unternehmen aber kein Geld eingebracht. Die Idee soll jedoch auch auf andere Produkte ausgedehnt werden.

Doch die Konkurrenz ist bereits auf dem Vormarsch. Größere Projekte dieser Art führt derzeit auch IBM in Zusammenarbeit mit Nestlé, Unilever und einigen anderen großen Unternehmen der Branche durch. Ob sich Ripe.io gegen diese durchsetzen kann, ist fraglich. In jedem Fall profitieren die Verbraucher und Landwirte von Projekten dieser Art.