Kooperation zwischen Lockheed Martin und Filecoin
Der Luft- und Raumfahrtkonzern und weltweit größte Rüstungskonzern Lockheed Martin plant in Kooperation mit der Filecoin Foundation den Aufbau einer neuen Kommunikationsweise im Weltraum aufzubauen, die auf Blockchain Technologie basiert.
Anders als die üblichen Kommunikationswege zu Satelliten und Raumschiffen, die bisher direkt über Stationen auf der Erde laufen, soll diese Kommunikation im Weltraum gehostet werden. Damit sollen Kommunikationsverzögerungen verringert werden.
Der Vizepräsident für fortgeschrittene Programmentwicklung bei Lockheed Martin Space, Joe Landon, gab gestern während des Weltwirtschaftsforums in Davos in der Schweiz bekannt, dass Lockheed Martin Space in Kooperation mit der Filecoin Foundation eine auf Blockchain-Knoten im Weltraum basierende neue Kommunikationsplattform entwickeln will.
Eine solche Entwicklung ist notwendig, um die reibungslose Kommunikation zu immer weiter entfernt agierenden Satelliten und Raumsonden zu gewährleisten. Bisher läuft die Kommunikation zwischen den Satelliten, Raumsonden und Raumschiffen direkt über Stationen auf der Erde.
Da die Raumsonden in immer weiter entfernte Regionen entsendet werden, kommt es zu Kommunikationsverzögerungen von mehreren Minuten.
Wenn es um die reine Übertragung von Daten und wissenschaftlichen Ergebnissen geht, ist eine solche Kommunikationsverzögerungen zwar ärgerlich, aber zu ertragen.
Wenn es jedoch um direkte Steuerungsbefehle zu den Raumsonden geht, dann kann dies fatale Folgen haben. Da kann die Raumsonde bereits abgestürzt sein, bevor die Positionsdaten der Raumsonde auf der Erde angekommen sind.
Wir müssen die Technologie entwickeln, um eine langfristige Präsenz im Weltraum zu unterstützen, ohne uns vollständig auf erdbasierte Kommunikation und Datenspeicherung verlassen zu müssen.
Wer sind die Akteure?
Lockheed Martin Space
Die Lockheed Martin Space ist die Firmensparte des Luft- und Raumfahrtkonzerns und weltweit größten Rüstungskonzerns Lockheed Martin. Lockheed Martin ist unter anderem bekannt durch die Aufklärungsflugzeuge U-2, die Jagdflugzeuge F-16 oder die aktuellen F-35 Jagdbomber.
Ebenso gehören die Sikorsky Hubschrauber oder die Transportflugzeuge C-130 Herkules und C-5 Galaxy sowie die Titan Interkontinentalraketen und Patriot Flugabwehrraketen zum Portfolio.
Die Luft- und Raumfahrtsparte hat so bekannte Projekte wie das Hubble-Weltraumteleskop, die Raumsonde Stardust und die Jupiter-Raumsonde Juno entwickelt. Auch etliche Teile der internationalen Weltraumstation ISS wurden von Lockheed Martin Space entwickelt und gefertigt.
Filecoin Foundation
Das von der Filecoin Foundation entwickelte und betriebene dezentrale Peer-to-Peer-Netzwerk zum Teilen, Übertragen und Speichern von Daten, Interplanetary File System (IPFS), bietet die technische Grundlage für ein schnelles neues Kommunikationssystem im Weltall.
In dem auf IPFS basierenden Daten-Netzwerk werden keine Server mit gigantischen Leistungen und Kosten benötigt, das System nutzt die freien Ressourcen aller beteiligten Rechner direkt.
Der Austausch, das Übertragen und das Speichern der Daten erfolgt direkt von Rechner zu Rechner, wobei alle Rechner gleichberechtigt sind. Oder wie der CEO von Filecoin, Juan Benet, erklärt: eine Art Airbnb für Cloud-Speicher.
Erste Aufmerksamkeit erregte Filecoin im Gründungsjahr 2017 dadurch, dass sie die Rekordsumme von über 206 Millionen US-Dollar in seinem Initial Coin Offering (ICO) eingesammelt hatten und dies noch mit weiteren 52 Millionen US-Dollar Risikokapital aufstockten. Genug Kapital für die Entwicklung einer großen Lösung.
Bereits 3 Jahre später, im Jahr 2020, startete das IPFS-Netzwerk sein Mainnet. Und nicht einmal 3 Monate später hatte die Netzwerkspeicherleistung von Filecoin die Schwelle von 1 EiB (Exbibyte) überschritten, das sind mehr als 1,1 Millionen TB (Terabyte).
Zum Vergleich, der Speicher reicht aus, um mehr als 290 Millionen Full-HD-Filme oder über 4.500-mal die gesamten Wikipedia-Inhalte zu speichern.
1 exbibyte is enough storage to store 290 million 1080p movies. 🎬 Yes, that's 290,000,000 full HD Marvel movies. pic.twitter.com/EPUH3YbGTE
— Filecoin (@Filecoin) November 23, 2020
In der Filecoin-Blockchain werden keine Blocks verifiziert und daher keine Arbeitsnachweise mit der Filecoin eigenen Kryptowährung FIL entlohnt. Bei Filecoin stellen die Nutzer ungenutzte Speicherkapazitäten der eigenen Rechner anderen Nutzern zur Verfügung, dafür wird eine Art Miete verrechnet.
Bei Filecoin sind die Nutzer, die Speicher zur Verfügung stellen, sozusagen die „Miner“, die dafür mit FIL belohnt (bezahlt) werden. Hierzu sind nur handelsübliche PC-Rechner und eine Internetverbindung notwendig.
Jetzt mag der Eine oder Andere einwerfen, dass das Speichern von Daten auf „normalen“ privaten PCs viel zu unsicher ist, und Datenmissbrauch so Tür und Tor geöffnet wird. Dem muss erklärt werden, dass Filecoin die Daten willkürlich zerteilt und die einzelnen Teile der Daten auf verschiedenen Rechnern speichert.
Ein Hacker würde nur unnütze Fragmente bekommen. Und natürlich gibt es Sicherheitskopien und die Blockchain-Technologie von Filecoin kann die Daten garantiert immer wieder rekonstruieren.
Warum die Kooperation zwischen Lockheed Martin und Filecoin?
Neue Missionen werden die Raumsonden noch weiter in das unbekannte Weltall entsenden, dafür ist eine ganz neue Art der Kommunikation nötig. Die Raumsonden und Satelliten können nicht mehr direkt mit Stationen auf der Erde Kontakt aufnehmen. Auf der Blockchain-Technologie basierende Kommunikationsknoten direkt im All könnten die Lösung sein.
Und im Aufbau eines schnellen Daten-Netzwerkes mit extrem großen Speicherleistungen, welches mit Hilfe der Blockchain Technologie arbeitet, dafür sind die Leute von Filecoin genau die richtigen Experten und somit der perfekte Partner für Lockheed Martin Space.