dYdX plant hundertprozentige Dezentralisierung

Wie die Handelsplattform dYdX mitteilte, soll eine vollständige Dezentralisierung angestrebt werden, um allen Benutzern die vollen Vorteile von DeFi zu bieten, die zentralisierte Dienste nicht bieten können.

dYdX ist eine Handelsplattform für Krypto-Derivate, die auf Ethereum Layer 2 basiert. Die haben jetzt angekündigt, dass nach Abschluss des V4-Updates die Handelsplattform wirklich zu 100 % dezentralisiert aufgestellt und arbeiten wird.

In erster Linie bietet dYdX unbefristete Kontrakte als Derivate an, mit Elementen sowohl aus dem Futures-Handel als auch aus dem Spot-Margin-Handel, die kein Ablaufdatum haben.

Arbeiten denn nicht alle DeFi-Anbieter dezentralisiert?

Die Kernaussage aller Anbieter in der Krypto- und Blockchain-Welt ist, dass die Organisation und die Arbeitsabläufe dezentral umgesetzt werden. Und dies sollte im Besonderen auch für alle Akteure im DeFi-Bereich gelten, schließlich sind DeFi-Anbieter ja Firmen, die dezentrale Finanzdienstleistungen anbieten.

Wozu dann jetzt die Ankündigung von dYdX, dass sie die Organisation zu 100 % dezentralisieren wollen?

In der Realität ist es eben nicht der Fall, dass die DeFi-Anbieter komplett dezentral arbeiten. Eine kleine Gruppe von berechtigten Technikern hat meist die Möglichkeit, in die Arbeitsabläufe einzugreifen, um etwa auftretende Fehler zu beseitigen.

Interessiert in Ethereum?

Dezentralisierung mit Hintertüren

In der jetzigen Ausbaustufe arbeiten nur einige Komponenten bei dYdX komplett dezentral, wie etwa der Bereich der Ethereum Smart Contracts, Governance und das Staking. Hingegen das Orderbuch und die Matching-Engine von der dYdX Trading Inc. verwaltet eben das Team, welches die Handelsplattform entwickelt hat.

Änderungen nach dem V4-Update

Mit Abschluss des V4-Updates wird die dYdX-Handelsplattform vollständig dezentralisiert sein. Es wird keine zentralen Zugriffe mehr geben, auch nicht bei auftretenden Fehlern.

Komplett alle Aspekte des Protokolls, die einer Kontrolle bedürfen, werden dann vollständig von der Community kontrolliert und gegebenenfalls geändert. So steht es in der Roadmap des V4-Updates.

Die Hauptaspekte der vollständigen Dezentralisierung der Handelsplattform liegen in den zurzeit noch nicht dezentral laufenden Bereichen der Matching-Engine und des Orderbuches.

Wie das Team bei der Umsetzung feststellen musste, ergeben sich die größten Herausforderungen einer 100 % Dezentralisierung in der dezentralen Skalierung des Durchsatzes, also der Leistung der Transaktionsverarbeitung.

Ebenso schwierig gestaltet sich die Finalität des Off-Chain Handelsbereichs, die Fairness sowie die Kontrolle, dass die Betreiber in der Lage sind, einen Wert aus den legitimen Handelsaktivitäten auf der Plattform zu ziehen.

Wozu die Änderungen?

Sehr viele DeFi-Projekte und Firmen werben damit, dass sie dezentral arbeiten, weil sie Smart Contracts nutzen und automatisierte Setups einsetzten.

Doch meist hat eine kleine Gruppe, das Kernteam, Zugriff auf einen Multisig-Admin-Schlüssel, der ihnen „Gott-ähnliche“ Macht und Einflussmöglichkeit über das Protokoll gewährt. Dies ist notwendig zum Aufbau des Systems und des Protokolls und wird gern auch im weiteren Verlauf zur Beseitigung von Fehlern genutzt.

Das führt jedoch letztlich in der Praxis zu einer zentralisierten Steuerung des Systems und des Protokolls, was der Idee von DeFi widerspricht und Gefahren birgt.

Diese sogenannten ‚dezentralisierten Finanz‘-Plattformen haben tatsächlich viel Zentralisierung. Es gibt eine Gruppe von Unternehmern, die diese Plattformen betreiben.

Gary Gensler

Vorsitzender der US Securities and Exchange Commission

Mit dem Abschluss des V4-Updates wird dann diese Zugriffsmöglichkeit abgeschafft und somit die „Hintertür“ für immer geschlossen. Es wird keine zentralen Kontrollpunkte mehr geben und Fehler werden nicht mehr vom Kernteam zentral behoben. Alles wird komplett und zu 100 % dezentral von der Community kontrolliert, so ist es jetzt auch in der Roadmap hinterlegt.

dYdX betont die grundlegenden Verbesserungen, die mit der 100%igen Dezentralisierung der Handelsplattform einhergeht. Ein Anbieter von DeFi-Produkten muss diese zu 100 % auch dezentral umsetzen, sonst ist der am Ende unglaubwürdig und verrät die eigene DNA.

Ein Nebeneffekt der Umsetzung dieser völligen Dezentralisierung ist der, dass die dYdX Trading Inc. dann keine Handelsgebühren mehr erhält. Überdies soll die Handelsplattform ausgebaut und um zusätzliche Produkte erweitert werden, wie etwa die Synthetik und Spot- und Margin-Handel.

DeFi bietet eine massive Verbesserung der Transparenz. Zum ersten Mal ist das Finanzsystem selbst keine Black Box mehr für die Benutzer. Mit DeFi können Benutzer Code statt Unternehmen vertrauen.

dYdX Trading Inc.

Andere Beispiele aus der Branche

Vorreiter und erster Vertreter der DeFi-Branche, der bereits im Jahr 2021 eine vollkommene Dezentralisierung angekündigt hatte, war MakerDAO – der Pionier des DeFi-Protokolls und Schöpfer des DAI-Stablecoins.

Der CEO der Maker Foundation, Rune Christensen, erklärte damals in einem Blogartikel, dass das Protokoll von DAO von zig Tausenden oder gar Millionen begeisterten und engagierten Mitgliedern der DAO-Community bestimmt wird. Nicht von einem kleinen Kreis des Kernteams.

Kritiker entgegneten darauf, dass MakerDAO mehr als 5,1 Milliarden zentralisierte USDC-Stablecoins besitzt, die die DAI-Reserven stützen und vor großen Wertschwankungen schützen. Daher sei der wahre Anteil an Dezentralisierung im gesamten DAI- und DAO-Netzwerk eher fraglich.

Autor

Als ausgebildeter Finanzberater und Reisekaufmann sowie Hobby-Journalist, mit zahlreichen Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen, bin ich heute als Autor für touristische Beiträge und Reiseführer genauso zu Hause, wie in der Finanzwelt. Das Thema Kryptowährung fasziniert mich schon seit Jahren und ich habe bereits unzählige Artikel geschrieben, die auf verschiedenen Kryptoportalen und in etlichen Magazinen veröffentlicht wurden.

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