MOBI schafft globalen Standard für dezentrale Ladesysteme

Blockchain und die Automobil- und Mobilitätsindustrie – das passt. Bereits unmittelbar nach der Einführung der Blockchain-Technologie wurde schnell die Brücke zum Automobil gezogen. Insbesondere die Elektromobilität könnte wie kaum ein zweiter Fortbewegungszweig von der aufstrebenden Technologie profitieren.

Nun hat die Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) einen globalen Standard für dezentrale Fahrzeugladesysteme entwickelt. Die Initiative, welche von General Motors und Honda geleitet wird, geht mit dem Standard einen wichtigen Schritt in Richtung eines dezentralen und Blockchain-basierten Ladesystems.

Die Blockchain kommt ins Automobil

Bereits in einer frühen Phase der Blockchain-Technologie sorgte das in Berlin ansässige Projekt IOTA für Aufsehen. IOTA stellte ein dezentrales Ladesystem für Kraftfahrzeuge als ein mögliches Anwendungsgebiet für seinen Token vor. In den Straßenbelag eingelassene Ladesysteme versorgen die auf ihnen stehenden Fahrzeuge mit Strom. Die Fahrzeuge wiederum bezahlen automatisch über eine Schnittstelle für die erbrachte Dienstleistung.

Dass ein solches Szenario viel mehr als nur Zukunftsmusik ist, zeigt die Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI). Die Vereinigung, der neben IOTA auch die Automobilgiganten GM und Honda angehören, will die Blockchain ins Automobil bringen. Zu diesem Zweck veröffentlichten die beteiligten Unternehmen nun einen globalen Standard.

„Elektrofahrzeuge, Ladegeräte und Stromerzeuger können eine sichere Identität haben, mit einem Standardnachrichtenformat kommunizieren und Transaktionen wie Laden, Generieren und Austauschen automatisch in einem verteilten Hauptbuch aufzeichnen.“ – Tram Vo, COO von MOBI

Teil von MOBI sind zudem auch die Technologieunternehmen Accenture, IBM und R3. Gemeinsam mit den Experten aus der Mobilitätsbranche sollen die Entwicklungen im Bereich dezentraler Ladesysteme vorangetrieben werden. Die durch den Elektromotor bereits heute sehr beträchtliche Speicherkapazität von Batterien soll sich zukünftig durch dezentrale Energienetze versorgen lassen.

Der Electric Vehicle Grid Integration (EVGI) getaufte Standard soll zu diesem Zweck als Blockchain-übergreifender Standard grundlegende Möglichkeiten in diese Richtung schaffen. Unternehmen aus diesem Bereich sollen mit EVGI eine interoperable Schnittstelle in ihre Anwendungen und Systeme integrieren können.

Electric Vehicle Grid Integration (EVGI) im Detail

EVGI ist der erste globale Standard, der die Blockchain an dezentrale Fahrzeugladesysteme anbinden soll. Die Entwurfsspezifikation umfasst drei wesentliche Kernbereiche: die Vehicle to Grid Integration (V2G), die Tokenized Carbon Credits (TCC) und klassische Peer-to-Peer-Anwendungen (P2P).

EVGI stellt für diese Kernbereiche das erforderliche Systemdesign und das Datenschema bereit. Die Interoperabilität des Standards ermöglicht den Einsatz auf verschiedenen Blockchains. EVGI soll vornehmlich in dezentralen Ladesystemen zum Einsatz kommen und eine sichere Kommunikation ermöglichen.

Der Standard dient also vornehmlich der sicheren und transparenten Aufzeichnung von Daten zwischen Fahrzeugen, Ladesystemen und Netzbetreibern. Vorbehaltlich letzter Prüfungen durch Experten für Cyber Security soll der Standard demnächst ausgerollt werden.

Das steckt hinter MOBI

Wie zuvor bereits erwähnt ist die Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) ein Zusammenschluss aus Unternehmen aus dem Umfeld der Mobilitätsbranche. Neben Automobilherstellern gehören auch Technologiekonzerne und Zulieferer zu der Vereinigung. Ziel von MOBI ist die Schaffung von gemeinsamen Standards für dezentrale Ladesysteme.

Dabei stehen weniger die physischen Systeme im Vordergrund, da diese häufig von Hersteller zu Hersteller und Anwendungsfall zu Anwendungsfall variieren. Vielmehr sollen die Standards die grundsätzliche und übergreifende Funktionalität garantieren. Mit Chris Ballinger leitet eine ehemalige Führungsfigur des Forschungszentrums von Toyota die Initiative.

Mit Ethereum-Gründer Joseph Lubin ist zudem eine bekannte Person auf dem Blockchain-Umfeld im Vorstand von MOBI. Bereits vor EVGI schuf die Mobility Open Blockchain Initiative den gemeinsamen Standard für elektronische Fahrzeugdaten VID (Vehicle Identity Standard).

Exkurs: Die Rolle der Blockchain-Technologie in der Automobilindustrie

Wie bereits eingangs erwähnt, könnten die Blockchain-Technologie und Automobile ihre Synergien optimal ergänzen. In dem Bereich der mobilen Fortbewegung bestehen eine Reihe potenzieller Anwendungsgebiete, die sich nicht nur auf den hier beschriebenen Einsatz in Ladesystem beschränken.

Daten spielen heutzutage in der Mobilität eine wichtige Rolle. Eine direkte Anbindung an eine Blockchain könnte unter anderem die Verkaufs- und Reparaturgeschichte eines Fahrzeugs manipulationssicher speichern. Sämtliche Informationen könnten sich dann im Falle eines Weiterverkaufs transparent einsehen lassen.

Ebenso könnte die Blockchain als zentrale Schnittstelle zwischen Fahrzeugbesitzern und Versicherungen fungieren. In Form von Smart Contracts wird eine Versicherung auf ein Automobil abgeschlossen. Im Falle eines Versicherungsfalls können relevante Daten und Informationen von der Polizei und anderen Behörden in den Smart Contract fließen.

Die Versicherung kann diese Daten prüfen und gegebenenfalls eine Zahlung auslösen. Gleichzeitig könnte eine Verknüpfung mit den auf der Blockchain gespeicherten Fahrzeugdaten spezielle „Pay-as-you-drive“-Policen ermöglichen. Vorsichtige und sichere Fahrer könnten somit auf günstigere Konditionen kommen, während riskantes Fahrverhalten zu einer höheren Versicherungssumme führt. Die jeweiligen Zahlungen lassen sich automatisiert über die Blockchain abwickeln.

Zusammenfassung: Übergreifender Standard bringt die Blockchain ins Automobil

Die Mobility Open Blockchain Initiative (MOBI) hat mit dem Electric Vehicle Grid Integration (EVGI) einen Standard geschaffen, welcher Elektrofahrzeuge, Ladesysteme und Netzbetreiber auf der Blockchain vereint. EVGI soll einen sicheren Datenaustausch und die manipulationssichere Speicherung von Informationen ermöglichen.

MOBI steht unter der Leitung von General Motors und Honda und zählt namhafte Partner aus der Automobil- und Blockchain-Branche zu seinen Mitgliedern. Darunter auch das in Berlin ansässige Unternehmen IOTA, welches bereits an Blockchain-basierten Lösungen in der Fahrzeugindustrie arbeitet.

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