Long Island Iced Tea: Blockchain Ambitionen erregen Interesse des FBI
Long Island Iced Tea und Blockchain passen nicht zusammen? Das dachten auch die amerikanische SEC und das FBI. Nach fast einem Jahr Ermittlungen gibt es überraschende Neuigkeiten in dem aufsehenerregenden Fall. Das Ausmaß des Betrugsfalls nimmt ganz neue Dimensionen an.
Der Blockchain Hype als Betrugsmasche
Im Jahr 2017 erlangte die Blockchain einen absoluten Höhepunkt. Immer mehr Menschen wollten in Blockchain-nahe Unternehmen investieren. Dieser Hype ging so weit, dass Investoren plötzlich auch anfingen Wertpapiere von Unternehmen zu erwerben, die eigentlich nichts mit der neuen Technologie zutun hatten. Für viele wurde ein Investment bereits attraktiv, wenn es die Bezeichnung im Firmennamen trug.
Einige Unternehmen witterten hier ihre Chance. Der bekannte Getränkehersteller Long Island Iced Tea änderte im Dezember 2017 seinen Firmennamen in „Long Blockchain“ um. In einer Pressemitteilung vom 21. Dezember teilte das Unternehmen mit, dass sie sich strategisch neu ausrichten möchten. Die Getränkeherstellung sollte demnach in der Tochtergesellschaft Long Island Brand Beverages LLC. weitergeführt werden, während sich die Muttergesellschaft auf die Entdeckung und Anwendung von Blockchain-Technologie konzentriert. Obwohl das Unternehmen in der Pressemitteilung keine konkreten Pläne nannte und erklärte, dass sie keine endgültigen Vereinbarungen diesbezüglich getroffen haben, stieg der Aktienwert nach dieser Meldung verzeichnete der Aktienkurs eine Wertsteigerung um bis zu 500 %.
Der Erfolg hielt jedoch nicht lange an, denn die Nasdaq nahm die Long Blockchain Aktie vom Markt. Das Unternehmen erhielt außerdem im Sommer 2018 eine Vorladung von der Securities and Exchange Commission (SEC), die Finanz- und Börsenaufsicht der USA. Die Namensänderung und der darauffolgende drastische Anstieg der Aktie hatte die Aufmerksamkeit der Behörden erregt, die eine Betrugsmasche dahinter vermuteten.
FBI vermutet Insiderhandel bei Long Island Iced Tea
Der Betrug mit der Namensänderung scheint laut Auffassung des FBI nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Während die Ermittler sich mit einem anderen Betrugsfall bei einer Firma mit dem Namen Kelvin Medical befassten, stießen sie auf neue Beweise im Fall Long Island Iced Tea. Zwei der im Kelvin Medical Fall im Juli 2018 verhafteten Personen, Lindsay und Giguière, waren offenbar auch in den Fall des Getränkeherstellers involviert.
Nachdem die Beamten die Handys und andere wichtige Dokumente beschlagnahmen und analysieren konnten, forderten sie bei der SEC einen Durchsuchungsbefehl für Long Island Iced Tea an. Das FBI war im Zuge ihrer Ermittlungen auf Hinweise gestoßen, die einen Insiderhandel und Wertpapierbetrug vermuten ließen. Zahlreiche sichergestellte deuteten darauf hin, dass Lindsay und Giguière gemeinsam Eric Watson, einem wohlhabenden neuseeländischen Geschäftsmann, in den Fall verwickelt sind. Watson besaß zum Zeitpunkt des Betrugs rund 15 % der Long Island Iced Tea Aktien.
Die Ermittler werfen ihnen eine wohlbekannte Betrugsmasche mit dem Namen „Pump and Dump“ vor. In solchen Fällen kaufen die Betrüger große Mengen der Aktie zu einem sehr niedrigen Preis ein. Anschließend preisen sie die Aktie anderen Investoren an. Dabei werden häufig Gerüchte gestreut oder fadenscheinige Nachrichten veröffentlicht, die einen künstlichen Hype erzeugen sollen. Während die ahnungslosen Opfer sich auf die vermeintlich lukrativen Aktien stürzen und den Kurs in die Höhe treiben, verkaufen die Betrüger ihre Wertpapiere bevor der Kurs dann unweigerlich zusammenbricht. Die Pressemitteilung von Long Island Iced Tea zum Thema Blockchain war, wie die sichergestellten Nachrichten andeuten, offenbar ein solcher Fall. Die Ermittlungen in diesem Fall sind noch nicht abgeschlossen. Das FBI beantragte einen neuen Durchsuchungsbefehl, um das Mobiltelefon von Lindsay erneut durchsuchen zu dürfen. Die Ermittler erhoffen sich davon mehr Daten und Informationen sicherstellen zu können.