Libra adjustiert Whitepaper und drängt auf Zulassung

Wie die Libra Association am 16. April 2020 in Genf bekannt gab, erfolgte eine Anpassung des Whitepapers für die Libra Coin.

Demnach soll das von Facebook initiierte Krypto-Projekt nun mehrere Versionen der digitalen Coin unterstützen.

Dabei sind diese Stablecoins an die Fiat-Währungen der entsprechenden Länder gekoppelt. Zeitgleich hat die Libra Association einen Antrag für die Bewilligung als Zahlungsmittel bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) gestellt.

Überraschende Anpassung bei Libra

Im vergangenen Jahr stellte Facebook Libra als dezentrales Zahlungsnetzwerk der Zukunft vor. Kurze Zeit später geriet der Medienkonzern in das Visier zahlreicher Regierungen.

Diese fürchteten, dass Facebook mit Libra das etablierte Geldsystem umgehen könne – kurze Zeit später folgte die Regulierung der Facebook Coin.

Am 16. April 2020 hat die Libra Association neue Fortschritte im Zuge des Projekts kommuniziert und ein aktualisiertes Whitepaper veröffentlicht.

Aus diesem geht nun hervor, dass der gleichnamige Stablecoin unter dem Kürzel „LBR“ handelbar sein soll. Außerdem erscheint LBR entgegen der ursprünglichen Planung nun in den Landeswährungen der einzelnen Märkte.

Mit dieser Anpassung reagiert die Libra Association auf die bisherige Kritik der Finanzbehörden und -aufseher. Vor allem nach dem erstmaligen Bekanntwerden des Projekts haben sich zahlreiche Finanzmarktaufseher gegen eine Zulassung von Libra ausgesprochen.

Grund hierfür war die Planung, dass Libra als globaler Stablecoin erscheint. Dabei plante Facebook eine Absicherung mithilfe eines Währungskorbes sowie zahlreicher Staatsanleihen.

Handel mit unterschiedlichen Libra Coins

Vor allem die enorme Reichweite Facebook – mehr als ein Drittel der Welt nutzen eine Applikation des Konzerns – bereite den Regulatoren Sorge.

Dabei nahmen die Experten an, dass die Reichweite des Netzwerks dazu beitrage, dass LBR eine Konkurrenz für etablierte Währungen werden könnte.

Im aktualisierten Whitepaper spricht die Libra Association nun nicht mehr ausschließlich von einer internationalen LBR. Vielmehr ist die Rede von mehreren Stablecoins, die auf den einzelnen Landeswährungen basieren.

Laut den Angaben der Libra Association sei es nie geplant gewesen, dass die Libra Coin eine Konkurrenz für etablierte Fiatwährungen darstellt. Vielmehr sollte LBR eine Ergänzung für bestehende Zahlungssysteme darstellen.

„While our vision has always been for the Libra network to complement fiat currencies, not compete with them, a key concern that was shared was the potential for the multi-currency Libra Coin (≋LBR) to interfere with monetary sovereignty and monetary policy if the network reaches significant scale and a large volume of domestic payments are made in ≋LBR. We are therefore augmenting the Libra network by including single-currency stablecoins in addition to ≋LBR, initially starting with some of the currencies in the proposed ≋LBR basket (e.g., LibraUSD or ≋USD, LibraEUR or ≋EUR, LibraGBP or ≋GBP, LibraSGD or ≋SGD).“

Libra Association beantragt Zulassung bei der FINMA

Die Vernichtung und Erschaffung neuer LBR-Varianten soll nur im Bedarfsfall stattfinden. Mit diesem Vorgehen will die Libra Association weitere Konflikte mit den Notenbanken vermeiden und die Geldmenge stabil halten.

Gleichwohl hält die Libra Association, entgegen einiger Spekulationen, an der Emission von Stablecoins fest.

Doch neben der Anpassung des Whitepapers hat die Libra Association auch die Zulassung als Zahlungssystem bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) beantragt. Dabei weist das Libra-Konsortium darauf hin, dass es strenge Standards gäbe, welche zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung dienen.

Laut den Angaben der FINMA finde nun eine eingehende Analyse des Antrags statt. Dabei werden die in Finanzinfrastrukturgesetz definierten Anforderungen, welche für risikobehaftete Assets gelten, überprüft.

Außerdem werde die Behörde überprüfen, ob die nationalen und internationalen Standards für Zahlungssysteme eingehalten werden.

Allerdings macht die Behörde auch deutlich, dass sie keinerlei Informationen über die Erfolgsaussichten sowie der Dauer des Prüfungsprozesses kommuniziere. Allerdings mache die internationale Reichweite des neuen Zahlungssystems ein international koordiniertes Vorgehen erforderlich.

Libra Coin steht weiterhin in der Kritik

Allerdings sorgt auch die Überarbeitung des Whitepapers nicht dafür, dass Libra weniger öffentliche Kritik erntet.

„Würden die neuen Vorschläge in die Tat umgesetzt, könnten sich die Kräfteverhältnisse unter den Zahlungsdienstleistern in Europa massiv verschieben.“ – Andreas Krautscheid, Bundesverband deutscher Banken (BdB)

Folglich sollte dies ein erneuter Weckruf für Notenbanken und Politik sein. Vor allem Deutschland und Europa müssen dafür sorgen, dass die hiesige Wirtschaft nicht noch mehr in die Abhängigkeit amerikanischer und chinesischer Unternehmen gerate. Demnach sei es auch richtig, dass die EZB die Einführung einer eigenen Stablecoin überprüfe und bewerte.

Fazit: Libra Association nimmt sich der Kritik an

Aufgrund des öffentlichen Drucks konnten wir im Laufe des vergangenen Jahres miterleben, wie die Libra Association einige der wichtigsten Mitglieder verlor. Dabei handelte es sich unter anderem um Branchengrößen wie PayPal, Mastercard oder eBay.

Mit der aktualisierten Version des Whitepapers hat Libra einen wichtigen Schritt in Richtung Zulassung als Zahlungssystem unternommen.

Sollte die FINMA dem Antrag stattgeben, so könnte eine Zulassung noch im Laufe des Jahres 2020 stattfinden. Allerdings sprach sich die FINMA bereits für ein international abgestimmtes Vorgehen aus, sodass der Prüfungsprozess wohl einige Zeit in Anspruch nimmt.

Eine Zulassung wäre ein wichtiger Schritt für das ambitionierte Krypto-Projekt. Immerhin könnte Facebook das neue Zahlungssystem im eigenen Ökosystem einbinden und auch die Wallet Calibra in den eigenen Produkten implementieren.

Ob wir die Libra Coin noch im Jahr 2020 sehen werden, bleibt abzuwarten.

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