JPMorgan Coin – Digitalwährung von JPM
Es geht um Marktanteile und Einnahmequellen, wenn sich die US-Bank JPMorgan auf die Blockchain-Technologie einschwört und ihre erste Digitalwährung, den JPMorgan Coin, live schaltet.
Sie ist eines der größten amerikanischen Finanzdienstleistungsunternehmen, setzt auf Blockchain und gilt als zukunftsweisende Bank.
Die Blockchain-Technologie findet parallel ihren Weg von Kryptowährungen zum innovativen Modell für (fast) alle Branchen.
JPMorgan Coin wird vom US-Dollar gestützt
Damals, im Juli 2014, übernahm JPMorgan Chase & Co. das von James Dimon gegründete Finanzunternehmen Commercial Credit und machte den ehemaligen CEO der bis dahin fünftgrößten Bank in den USA zum neuen Vorstandsvorsitzenden.
Gerade erst wurde sein Vertrag bis 2023 verlängert, was wohl auch daran liegen dürfte, dass die Ausrichtung auf digitale Technologien wie die Blockchain und die Konzentration auf Investitionen in junge FinTechs erfolgreich verläuft.
Amerikas größte Bank, JPMorgan Chase & Co. zeigt sich gerade in der derzeitigen Coronakrise weitaus widerstandsfähiger als die Konkurrenz und meldete Mitte Oktober sogar einen Quartalsgewinn von 4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Das sind rund 9, 4 Milliarden US-Dollar. Damit profitiert das Bankenhaus wohl vor allem vom florierenden Aktien- und Anleihehandel.
Denn beide Bereiche waren im dritten Quartal 2020 überraschend stark. CEO Jamie Dimon betonte aber, dass die Wirtschaft erneut einbrechen könnte und er auf ein Konjunkturprogramm hofft, dass seine Bankkunden finanziell unterstützt.
JPMorgan gründet Onyx für Blockchain-Entwicklungen
JPMorgan steht für eine zukunftsweisende Bank und beschert ihren Aktionären positive Quartalszahlen.
Dazu passt hervorragend die Pressemitteilung, dass die Bank einen eigenen Coin, genauer gesagt den JPMorgan Coin, live geschaltet hat.
Dieser soll bereits bei einem großen Technologiekunden für grenzüberschreitende kommerzielle Zahlungen Verwendung finden. Genauere Angaben zu diesem Kunden aus dem FinTech-Bereich gab es in der Mitteilung nicht.
Allerdings enthielt die Ankündigung Informationen über Onyx by JPMorgan. Mit Onyx startet ein ganz neues Unternehmen im JPMorgan Imperium, das sich zukünftig um die Entwicklung der Blockchain-Technologie und der Digitalwährung für den Finanzsektor kümmern wird.
Mehr als 100 Mitarbeiter sind involviert und arbeiten daran, anwenderfreundliche Lösungen auf Blockchain-Basis und dezentrale Plattformen für den Finanzsektor zu entwickeln.
Kryptowährungen NO, Digitalgeld YES
Offenbar hat das Unternehmen trotz der negativen Statements von Dimon in der Vergangenheit hinsichtlich Bitcoin nie daran gezweifelt, dass sich die Blockchain-Technologie zu einer revolutionären Erfindung entwickeln wird.
Deren Bedeutung ist ähnlich weitreichend, wie die Erfindung der Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts für John Pierpont Morgan und seine Geschäfte.
Denn während der Eisenbahnkrise von 1893 stellte er die Finanzierung verschiedener Gesellschaften sicher und beteiligte sich an diversen Eisenbahnlinien in den USA.
1901 gehörten dem Gründer des gigantischen Firmenimperiums sogar rund die Hälfte des damaligen Streckennetzes in den USA.
JPMorgan verdoppelt die Transformation seiner Systeme und die Erweiterung seiner digitalen Fähigkeiten, damit es digitale Technologien nutzen kann, um bessere digitale Angebote, Dienstleistungen, Erfahrungen und Werte für seine Kunden zu erzielen. Quelle: Technology Magazine
So wie die Eisenbahn eine bahnbrechende Erfindung mit weitreichenden Konsequenzen war, so könnte die Schnittstelle aus Blockchain und Finanztransaktionen den Handel und die Handelsfinanzierung revolutionieren.
Die Führungskräfte von JPMorgan sehen offenbar genug Anhaltspunkte für das große Vertrauen in die Technologie und glauben, dass die Zeit von Hype und zu hoher Erwartungen bald vorbei ist.
Stattdessen wird ihrer Sicht nach die Blockchain zeitnah echte Lösungen hervorbringen.
Das passt auch zum Gartner Hype Cycle, der sich mit der Einführung von neuen Technologien beschäftigt. Nach einem Höhenflug kommt das eigentliche Potenzial zum Vorschein und praxistaugliche Entwicklungen auf den Markt.
Kryptowährungen sind immer noch gut zum Investieren, jedoch trennt sich die Blockchain-Technologie mehr und mehr von diesem Anwendungsbereich und entwickelt sich weiter.
Quorum-Blockchain mit zentralem Ansatz
Soweit bekannt, wird der JPMorgan Coin von den zuständigen Aufsichtsbehörden reguliert, ist an den US-Dollar gebunden und wird von der starken Bilanz der Bank abgesichert.
Die Banken rund um den Globus sehen sich niedriger Zinsen gegenüber und sind daher auf der Suche nach zinslosen Erträgen bzw. Gebühren.
Zahlungen jeglicher Form sind eine gute Gelegenheit für solche Erträge. Hier greift das sogenannte Embedded Finance, denn das Pre-Scoring von Bestandskunden wird zunehmend essenziell.
Bei den Embedded Financial Services geht es um Bankprodukte, die im Frontend von Nichtbanken angeboten werden.
Hier könnte JPMorgan das große Geschäft wittern, denn es lassen sich leicht Payment-Unternehmen auf die Blockchain integrieren.
Und die würden von den Echtzeit-Transaktionen auf jeden Fall im Sinne einer höheren Kundenzufriedenheit profitieren. Gleichzeitig aber auch der Bank weitere Einnahmequellen in Form von Lizenzgebühren bescheren.
Embedded Finance bringt neue Einnahmequellen
Auch die Kreditvergabe von Banken an Bestandskunden entwickelt sich zu einem losgelösten Sektor innerhalb des Finanzierungskreislaufs.
Ratenkredite und 0-Prozent-Finanzierungen sind bei vielen Online-Händlern schon im Check-Out-Prozess enthalten. Auch der Einzelhandel bemüht sich um attraktive Finanzierungsmöglichkeiten mithilfe von starken Finanzpartnern.
Die aufstrebenden FinTechs sind der eigentliche Grund dafür, dass Embedded Finance attraktiv wird. Payment-Dienstleister wie PayPal haben eine Vielzahl von Start-ups hervorgebracht, die andere Zahlungsleistungen anbieten und neue Einnahmequellen erschließen. So wird eigentlich jedes Unternehmen zu einem FinTech, wenn es sich nur für die neuen Technologien öffnet.
Für die Bankenbranche bedeutet hauptsächlich der Bereich der B2B-Transaktionen einen enormen Wachstumsmarkt, den sich die US-Bank mit dem JPMorgan Coin sichern will.
Die Zahlungen im Groß- und Einzelhandel machen einen erheblichen Umsatzpool aus und stehen weit vor den B2C-Zahlungen. In den USA machten diese Zahlungen 2016 rund 250 Milliarden US-Dollar aus, während die B2C-Zahlungen lediglich bei 5 Milliarden US-Dollar lagen.
JPMorgan Coin für institutionelle Bankkunden
Den neuen JPM Coin bekommen zunächst nur die institutionellen Kunden der US-Bank. Er wird 1:1 vom US-Dollar gestützt, den die Bank als Sicherheit hält.
Die starke Bilanz von rund 2,6 Billionen US-Dollar sorgt dafür, dass jeder JPMorgan Coin in Fiat-Währung eingelöst werden kann. Der JPMorgan Coin soll später auf allen Standard-Blockchains laufen. Auch die Möglichkeit, ihn in andere Währungen einzutauschen, soll sukzessive folgen.
Ausgegeben wird der JPMorgan Coin auf der Quorum-Blockchain. Die Hauptverwendung findet die Digitalwährung für die Echtzeitübertragung von digitalen Werten zwischen Banken, Anlegern oder Institutionen.
Der für die B2B-Industrie entwickelte Coin soll Kosten einsparen und die Effizienz bei den Anwendern stärken. Das hauseigene Digitalgeld repräsentiert dabei 1:1 den US-Dollar und dient der Übertragung in Echtzeit von Geldern zwischen den institutionellen Kunden der Bank.
JPMorgan betont dabei vorrangig die Reduzierung der Zeit für den Transfer und die Gutschrift der Gelder.