Initial Exchange Offering (IEO) eine echte Alternative zu ICOs?

Nachdem der Handel mit ICOs stetig nachgelassen hatte, musste eine Alternative her. Das Initial Exchange Offering (IEO) ist die Lösung und galt als der Trend 2019. Wie gut ist dieses Konzept und kann es ein geeigneter Ersatz für ICOs sein?

Als die ersten ICOs starteten, war der Andrang riesengroß. Von 2017 bis in das Jahr 2018 hinein stieg die Zahl der durchgeführten ICOs und die damit gesammelten Geldmittel enorm.

Das rief gleichzeitig viele Betrüger auf den Plan, die von dem Hype profitieren wollten. Dazu gehörten nicht nur dubiose Token-Anbieter. Schnell gerieten ICOs in Verruf und erregten die Aufmerksamkeit von Aufsichtsbehörden und Regierungen.

Die Zahl der ICOs nahm 2018 insgesamt deutlich ab. Das liegt unter anderem daran, dass Länder wie China ein gesetzliches Verbot verhängten.

In den USA versuchte die SEC durch Gesetze und Auflagen für Ordnung zu sorgen. Doch das von ihr veröffentlichte Crypto-Token-Framework kann die Unklarheiten zu dem Thema nicht gänzlich beseitigen.

Das Initial Exchange Offering (IEO) ist ein Fundraising-Verfahren, ähnlich wie ein Initial Coin Offering. Der Unterschied der beiden Verfahren liegt in der Art, wie die Coins oder Token verteilt werden.

Bei einer IEO schickt das Entwicklerteam die bereits fertig erstellten Token an eine Exchange. Diese Exchange ist dann für den Verkauf an die Investoren zuständig.

Wer profitiert bei diesem Crowdfunding Modell?

Ein Initial Exchange Offering bietet für alle beteiligten Parteien viele Vorteile:

Entwickler und Start-up

  • (+) Eine Exchange-Börse hat häufig ein viel breitere Kundenplattform und damit mehr potenzielle Investoren
  • (+) Das Vertrauen der Investoren in eine renommierte Exchange ist größer, als in ein neues Start-up
  • (+) Die Notierung bei einer Exchange ist der nächste natürliche Schritt nach einem Offering. Schließlich muss der Token für die Trader auch handelbar werden.
  • (-) Der Exchange kann bis zu 10 % des Gesamtverkaufswerts verlangen.

Exchanges

  • (+) Neue Kunden. Investoren müssen sich bei der Exchange registrieren, falls sie nicht bereits ein Konto besitzen.
  • (+) Zusätzliche Einkommensquellen

Investoren

  • (+) Kann auf einer bewährten Exchange vertrauen, den er schon kennt
  • (+) Investoren müssen sich nicht mit den Gasgebühren übertrumpfen, ein sogenannter „Gas War“ wird verhindert
  • (+) Viele sind bereits bei einer Exchange registriert
  • (-) Unter Umständen muss sich ein Investor auf verschiedenen Exchanges anmelden, je nachdem welche das jeweilige Initial Exchange Offering anbieten. Das kann aufwendig und unübersichtlich sein.

Was für den einen ein Vorteil ist, kann zum Nachteil der anderen werden. Viele Exchanges besitzen eine eigene native Währung.

Einige Börsen verlangen von den Start-ups und Investoren, dass sie einen bestimmten Mindestbetrag der nativen Kryptowährung halten müssen, um die Plattform nutzen, IEOs anbieten oder daran teilnehmen zu können.

Betrachtet man mit diesem Hintergrund nun unter anderem die Kursentwicklung des Binance Coin, fällt der deutliche Anstieg von knapp 6 US$ auf etwa 20 US$ Anfang 2019 deutlich auf.

Ein weiteres Problem ist, dass der angebotene Token bei der IEO ebenfalls einen starken Kursanstieg erfährt. Doch er fällt kurz nach dem Abschluss ebenso schnell. Ein vermeintlich gutes Investment kann sich dann im Nachhinein als weniger ertragreich herausstellen.

Schließlich stellt sich wieder die Frage nach der Dezentralisierung und der Machtverteilung im Gesamtgefüge. Mit der Exchange gibt es einen Mittelsmann zwischen Verkäufer und Käufer.

Es sind die Börsen, die die Regeln für den Kauf und Verkauf aufsetzen und an dem Handel zwischen den beiden Parteien verdienen. Letztlich scheint es also besonders für die Exchange ein sehr lukratives Geschäft zu sein.

Die Zukunft des Initial Exchange Offering

IEOs zielen darauf ab, Vertrauensfragen zu lösen und die Markttransparenz zu erhöhen. Momentan gibt es einige Börsen, die IEOs anbieten. Einer der ersten Exchanges war Binance mit seinem Binance Launchpad.

Weitere Börsen waren Huobi Global mit der Huobi Prime-Plattform oder OKEx, KuCoin und Bittrex. Das Konzept scheint aufzugehen, denn bisher waren alle angebotenen Token im Initial Exchange Offerings binnen weniger Sekunden vollständig verkauft.

Doch das könnte auch nur ein vorübergehender Trend sein und vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Involvierung der Exchanges unmittelbare Auswirkungen auf den Kurs hat.

Ob die IEOs langfristig ein vernünftiger Ersatz für ICOs sind, bleibt fraglich. Die Reaktion der SEC zu diesem Thema steht noch aus.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass das neue Konzept noch wahrscheinlicher als Wertpapier-Handel eingestuft wird. Die zuvor besprochenen Nachteile werden bei der Börsenaufsicht ebenfalls negativ auffallen.

Außerdem ist nicht eindeutig festgelegt, nach welchen Kriterien eine Exchange das Unternehmen im Vorfeld überprüft. Es gibt also noch viele offene Fragen zu diesem Thema.