G7 verständigen sich auf Relevanz der Krypto-Regulierung
Die Entwicklung von Kryptowährungen schreitet auch im Jahr 2020 rasant voran. So konnten sich zahlreiche Projekte hervortun, welche mit neuen Technologien auf sich aufmerksam machen. Darunter fallen auch solche, welche sich im Bereich der Dezentralen Finanzen (DeFi) befinden. Aber auch Stablecoins finden zunehmend Anklang und die Zahl der Nutzer steigt. Dadurch steigt auch der Drang bei den Ländern, eine strengere Krypto-Regulierung zu entwerfen.
Viele Projekte befinden sich bislang in Grauzonen oder agieren aus weniger stark regulierten Ländern. Dies hat zur Folge, dass Anleger zum Teil hohe Summen verlieren. Schlagzeilen über geplünderte Wallets, fehlerhafte Smart Contracts und Exit Scams sind leider nach wie vor keine Seltenheit. Da digitale Währungen jedoch vermehrt in der Öffentlichkeit ankommen, sehen viele Behörden eine Gefahr darin und fordern strengere, bzw. genau definierte Vorschriften.
Auch digitale Zentralbankenwährungen (CBDC) befinden sich in der öffentlichen Diskussion. Viele Zentralbanken haben bereits Entwürfe veröffentlicht oder testen bereits Vorläufer. China beispielsweise hat eine staatliche Währung, welche den Yuan in digitaler Form repräsentiert. Auch die Europäische Zentralbank hat angekündigt, den digitalen Euro zu testen und weiter an Möglichkeiten zu forschen. Sollten CBDCs eine ernsthafte Alternative zum Bargeld darstellen, so ist eine klar definierte Krypto-Regulierung eine wichtige Voraussetzung, um für das Vertrauen in die neue Form des Geldes zu sorgen.
G7 fordert strengere Krypto-Regulierung
Bei der G7 handelt es sich um eine Vereinigung, welche die mächtigsten Länder der westlichen Industrienationen (zum damaligen Gründungszeitpunkt) darstellt. Durch regelmäßige Gipfeltreffen sollen dabei verschiedene Themen aus der Wirtschaft erörtert werden. Zu den Mitgliedern zählen Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten.
In einem kürzlich veröffentlichten Statement kamen dabei auch Kryptowährungen und digitale Assets zur Sprache. Diese standen bereits mehrmals in der Kritik, da unter anderem Geldwäsche und kriminelle Verwendungszwecke damit assoziiert werden. Die Diskussion wurde von US-Finanzminister Steven T. Mnuchin einberufen. Neben den Finanzministern und Gouverneuren der Zentralbanken nahmen auch die Europäische Kommission, die Eurogruppe und die Leiter des IWF, der Weltbank und des Financial Stability Board an der Diskussion teil.
Es handelte sich dabei bereits um das zwölfte G7-Treffen, welches in diesem Jahr als Reaktion auf die Pandemie einberufen wurde. Neben den Auswirkungen des Virus Covid-19 auf die wirtschaftlichen Aspekte kamen auch Krypto-Assets zur Sprache.
„Die G7 unterstützt nachdrücklich die Notwendigkeit, digitale Währungen zu regulieren. Minister und Gouverneure bekräftigten ihre Unterstützung für die im Oktober veröffentlichte gemeinsame Erklärung der G7 zu digitalen Zahlungen.“ – US Finanzministerium
Die Aufsichtsbehörden haben demnach in den vergangenen Monaten ihren Fokus auf Kryptowährungen verstärkt. Auch der deutsche Finanzminister äußerte sich, wobei er auch Stellung zu Diem bezogt. Er bezeichnete das Projekt, welches ursprünglich aus Facebooks Libra hervorging, als „Wolf im Schafspelz“.
„Wir haben die wirksamen Maßnahmen als Reaktion auf Covid-19, Strategien zur Erzielung einer robusten Wiederherstellung und Kryptowährungen diskutiert.“ – Steven T. Mnuchin auf Twitter
Know your Customer (KYC) als neuer Standard?
Wie die genauen Krypto-Regulierungen lauten sollen, ist dabei unklar. Möglich sind dabei verschiedene Szenarien, welche die Nutzung und Transparenz von digitalen Assets betreffen. So könnten beispielsweise Ein- und Auszahlungen, sowie der Handel mit Kryptowährungen nur mit verifizierten Adressen erlaubt sein. Bislang ist der Zugang zu den Märkten für jedermann möglich, wodurch zahlreiche illegale Aktivitäten machbar sind. Demnach wäre es nicht mehr möglich, ohne Verifizierung der echten Identität am Kryptomarkt teilzunehmen.
Viele seriöse Börsen nutzen bereits jetzt schon den KYC-Standard, um einen sicheren Geldfluss auf ihrer Plattform zu ermöglichen. Dazu zählt auch Binance als eine der bekanntesten Börsen. Ab einem bestimmten Betrag setzt der Anbieter eine Verifizierung mit einem Dokument voraus, um die echte Identität zu bestätigen.
Am Beispiel von BitMEX lässt sich erkennen, welche Auswirkung die Missachtung von Regulierungen haben kann. Die Plattform bot lange Zeit den Handel mit Derivaten an, ohne die Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche zu beachten. Nun muss sich das Unternehmen einer Klage durch die amerikanische Aufsichtsbehörde für Derivathandel (CFTC) beugen.
Können Kryptowährungen wirklich reguliert werden?
Die Diskussion und die Regulierung von Kryptowährungen existiert bereits seit deren Entstehung. Mit wachsender Nutzerzahl erhöht sich jedoch auch die sich in Umlauf befinden Geldmenge und illegale Aktivitäten nehmen zu. Eine strenge Krypto-Regulierung scheint demnach für viele Behörden unausweichlich.
Dabei sehen nicht alle einen Vorteil in strengeren Gesetzen. Durch eine zu starke Regulierung könnten viele Projekte ihr Potenzial nicht mehr entfalten. Auch könnten zu hohe Kosten das Projekt im Keim ersticken und dadurch die Entwicklung der Technologie stark eindämmen. Die Blockchain gilt in vielen Bereichen als willkommene Neuerung und schafft neue Möglichkeiten, weshalb Regulierungen das Wachstum oft negativ beeinflussen.
Ob und wie stark eine Regulierung umsetzbar ist, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Zum einen müssen die neuen Vorschriften allgemeingültig sein und länderübergreifend gelten. Nur so kann eine Verlagerung der Geschäfte unterbunden werden. Sollte dies nicht der Fall sein, so könnten sich Unternehmen an einem anderen Standort ansiedeln, welcher bessere Bedingungen bereitstellt.
Zudem ist besonders der Aspekt der Dezentralität ein sehr wichtiges Thema bei Kryptowährungen. Viele Projekte haben keinen Gründer und kein Unternehmen, sondern werden von einer Gemeinschaft aus Entwickler verwaltet. Dadurch gestaltet sich auch ein Verbot schwierig und kann nur durch strikte Zensur durchgesetzt werden. Da viele Projekte zudem Open Source sind, lassen sich diese sehr einfach vervielfältigen und verbreiten. Somit kann eine Idee immer bestehen bleiben und von den Nutzern verwendet werden. Beispielsweise können private Wallets zwar verboten werden, jedoch kann jeder Nutzer sich ein eigenes Wallet erstellen und damit Zugang zur Blockchain haben.
Die wirksamste Methode einer Krypto-Regulierung ist, nicht verifizierte Adressen vom Handel auszuschließen. Damit schwindet die Möglichkeit, Kryptowährungen gegen echte Währungen zu tauschen.
Fazit: Krypto-Regulierung hat Vorteile und Nachteile
Ob und wie stark eine neue Krypto-Regulierung flächendeckend umgesetzt wird, ist bisher unklar. Bislang handelt es sich um ein sehr neues Gebiet, welches viele Grauzonen aufwirft. Dadurch haben auch Kriminelle mehrere Freiheiten, was sich mitunter auch negativ auf den ganzen Markt auswirkt. Deshalb ist ein bestimmtes Maß an Regulierung notwendig, da somit auch Anleger und Anwender geschützt werden. Auch jetzt gibt es bereits zahlreiche Vorschriften, welche Kryptowährungen und digitale Assets betreffen.
Auf starke Kritik könnte jedoch eine Einführung einer KYC-Pflicht stoßen. Viele Nutzer schätzen den anonymen Zugang und möchten private Daten nicht teilen. Zudem kann nicht gewährleistet werden, dass sich Unternehmen auch an den Datenschutz halten. Der Datenskandal rund um Facebook und Cambridge Analytica zeigte, das auch globale Marktführer die sensiblen Daten ihrer Nutzer monetisieren können.
Die Zukunft von Kryptowährungen könnte durch zu starke Regulierungen auch gefährdet werden. Indem der Zugang und die Entwicklung nur sehr eingeschränkt erfolgen können, könnten zahlreiche Entwickler das Interesse verlieren und sich abwenden. Dies schadet dabei in mehrere Aspekten, da streng regulierte Länder an Wirtschaftlichkeit verlieren könnten. Da die Blockchain einen wichtigen Bestandteil vieler neuer Industriezweige darstellt, könnten weniger stark regulierte Länder einen klaren Vorteil daraus schöpfen.