Digitale Zentralbankenwährungen (CBDC) auf dem Vormarsch

Kryptowährungen gewinnen zunehmend an Bekanntheit und stellen eine neue Form von digitalen Transaktionen dar. Neben Bitcoin und Ethereum gibt es zahlreiche Token, welche verschiedene Anwendungszwecke erfüllen. Auch Zentralbanken haben das Potenzial längst erkannt und forschen nun nach Methoden, um digitale Zentralbankenwährungen (CBDC) zu etablieren. Auch die Europäische Zentralbank hat sich bereits zur möglichen Einführung des digitalen Euro geäußert.

Bisher gelten die Bahamas als das erste Land, welches eine offizielle digitale Währung durch die Zentralbank verwendet. Seit Oktober 2020 können die Bewohner dort die Währung nutzen und per Smartphone Transaktionen tätigen. Auch China testet bereits den digitalen Yuan seit April 2020, wobei eine Einführung sukzessive in den nächsten Monaten erfolgen könnte.

Bisher galten Stablecoins als die bevorzugte Methode, um Landeswährungen als Token abzubilden. Diese unterscheiden sich jedoch grundlegend von CBDCs, da sie von privaten Unternehmen stammen. Die Stablecoins sind in der Regel durch eine Hinterlegung der jeweiligen Währung gedeckt, was jedoch nicht in allen Fällen transparent überprüfbar ist und deshalb auf Kritik stößt. Währungen von Zentralbanken hingegen unterliegen strengen Auflagen und Regulierungen.

Wann kommt der digitale Euro?

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die oberste Instanz und reguliert die Geldmenge der Europäischen Union (EU). Dabei stellt sie auf zwei verschiedenen Wegen das Geld für die Bevölkerung bereit. Zum einen erfolgt dies durch das Drucken von neuen Banknoten und zum anderen durch das Überweisen von Geld an Banken und Geldinstitute.

Der digitale Wandel wirkt sich mittlerweile auf fast alle Bereiche des Lebens aus, darunter auch das Bezahlen. Ein Großteil der Transaktionen heutzutage erfolgt per Online Banking oder über einen anderen Finanzdienstleister wie PayPal. Ein digitaler Euro würde demnach keine neue Infrastruktur darstellen, sondern vielmehr auf bestehende Mechanismen aufbauen. Es wäre außerdem sichergestellt, dass alle Bürger und Bürgerinnen im Euroraum Zugang zu einem einfachen und sicheren Zahlungsmittel haben, welches allgemein akzeptiert wird.

Kritiker befürchten, dass elektronische Währungen das Bargeld ersetzen könnten. Jedoch gilt diese These bisher als (vorerst) unwahrscheinlich, da beide Formen des Geldes koexistieren können. So stellt das Bargeld unter Umständen mehr Privatsphäre dar, während digitale Währungen schneller und günstiger sind. Diese sollen also lediglich eine Ergänzung zur bisherigen Zahlungsform bieten.

„Der Euro gehört den Europäerinnen und Europäern. Die EZB ist die Hüterin der gemeinsamen Währung. Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden.“ – Christine Lagarde, Präsidentin der EZB

Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, ob und ab wann der digitale Euro eingeführt wird. Die EZB möchte zuerst ein Konzept aufstellen und mehrere Möglichkeiten testen. In der Vorbereitungsphase sollen mögliche Gestaltungsformen entwickelt werden, sowie der Austausch mit möglichen Interessenträgern stattfinden. Mitte 2021 soll dann eine Entscheidung erfolgen, ob das Projekt „digitaler Euro“ realisiert wird. Anschließend soll die Prüfung der Interessen von Nutzern und Dienstleistern erfolgen. Da ein Unterfangen wie dieses nicht kurzfristig umsetzbar ist, handelt es sich um eine Aufgabe für die kommenden Jahre.

Der digitale Euro Vorteile

Welche Vorteile bietet der digitale Euro?

Ein digitaler Euro könnte den Zahlungsverkehr schneller, einfacher und sicherer machen. Er könnte dadurch zum Übergang der europäischen Wirtschaft in das digitale Zeitalter beitragen und neue Technologien unterstützen. Besonders der Massenzahlungsverkehr könnte davon profitieren, aber auch Privatleute und Firmen.

Der digitale Euro muss dabei keine Abstriche gegenüber der physischen Form hinnehmen. Zudem kann er mehrere Vorteile vorweisen, welche nur in digitaler Form möglich sind. Beispielsweise können durch Smart Contracts Zahlungsvorgänge kostengünstig und automatisch erfolgen, zudem fallen Nutzungsgebühren für ein Bankkonto weg.

Digitale Währungen vereinfachen zudem das tägliche Bezahlen. Auch ermöglichen sie eine schnelle und kontaktlose Abwicklung, was besonders während der Coronakrise eine große Rolle spielt. Zukünftig könnten somit lange Wartezeiten an Kassen wegfallen, da der Bezahlvorgang automatisch mit dem Smartphone erfolgt. Hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für Anwendungen, welche die Interaktion zwischen Maschinen und Software ermöglicht. Auf diesem Gebiet gilt IOTA als einer der Vorreiter, welcher die Infrastruktur für das Internet der Dinge mitgestaltet.

Wir können uns nicht zurücklehnen. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Währung für die Zukunft gerüstet ist.“ – Fabio Panetta, Mitglied des Direktoriums der EZB

Ein digitaler Euro wird spätestens dann zur Voraussetzung für einen stabilen Währungsraum, wenn andere Länder mit funktionierenden Lösungen arbeiten. In diesem Fall könnten die Nutzer auf andere digitale Währungen zurückgreifen und die eigene Währung dadurch schwächen. Es gilt dabei auch das First-Mover-Prinzip, welches dem ersten Anbieter am Markt einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschafft.

Nachteile des digitalen Euro?

Bisher steht vor allem die Frage offen, inwiefern digitales Zentralbankengeld anonym nutzbar wäre. Bisher gilt Bargeld als die bevorzugte Methode, um sensible oder private Transaktionen zu tätigen. Durch das Bankgeheimnis zählen auch Überweisungen als grundlegend privat, solange sie keine Gesetze verletzen.

Durch den digitalen Euro hätte jeder Nutzer ein Konto direkt bei der Zentralbank, welche alle Transaktionen auf der Blockchain nachweisen kann. Sollte der Zahlungsverkehr in Zukunft nur noch über diesen Weg stattfinden, so wären anonyme Geldgeschäfte nicht mehr möglich. Jede Transaktion wäre dauerhaft gespeichert und zurückverfolgbar. Auch lassen sich so Verwendungszwecke erschließen, was den bisherigen Bestimmungen des Datenschutzes widersprechen würde.

Es lässt sich derzeit erkennen, dass besonders ältere Menschen dem digitalen Geld abgeneigt gegenüberstehen. Grund hierfür ist die mangelnde Affinität mit neuen Techniken und Medien. Aus diesem Grund müssen die Methoden zur Anwendung des digitalen Euros auf das wesentliche reduziert und für jedermann verständlich und zugänglich sein.

Digitale Zentralbankenwährungen im globalen Zusammenhang

Bisher gibt es bereits zahlreiche Pilotprojekte, in denen CBDCs ausgiebig getestet werden. Zu den bekanntesten gehören der digitale Yuan aus China und die Schwedische Krone. Zudem haben sich bereits einige der größten Zentralbanken weltweit zusammen mit der Bank for International Settlement (BIS) gruppiert, um ein Konzept zu CBDCs zu entwerfen. Darunter befinden sich die Europäische Zentralbank, die Bank of England, die Bank of Canada, die Bank of Japan, die Federal Reserve, die Schwedische Nationalbank und die Schweizerische Nationalbank.

Der Einsatz verschiedener CBDCs kann zudem als Grundlage für ein neues Konzept für internationale Finanzen stehen. Bisher haben Länder mit einer schwachen Wirtschaft auch Einbusen in der Landeswährung in Kauf nehmen müssen. Diese könnten durch digitale Währungen auf Alternativen zurückgreifen und stabile Währungen nutzen.

Auch stellen Wechselkurse weniger Probleme dar, da die digitalen Währungen direkt ineinander getauscht werden könnten. Für den internationalen Zahlungsverkehr könnte dies Kosten sparen und den Ablauf vereinfachen.

„Wie der Euro, den wir tagtäglich verwenden, soll auch ein digitaler Euro den Bedürfnissen eines breiten Spektrums von Nutzern gerecht werden. Wenn wir seine Einführung prüfen, müssen wir daher alle Auswirkungen berücksichtigen, beispielsweise für die Geldpolitik und für die Finanzstabilität.“ – Webseite der Europäischen Zentralbank

Da CBDCs der Regulierung durch Zentralbanken unterliegen, besteht keine Geschäftsabsicht bei der Schaffung der Währung. Dies stellte beispielsweise ein Problem dar, als Facebook eine eigene Währung namens Libra einführen wollte. Diese soll an verschiedene Währungen und Assets gekoppelt sein und den internationalen Zahlungsverkehr revolutionieren. Jedoch musste das Projekt aufgrund verschiedener Gesetze einige Ansätze widerrufen, wodurch sich die Entwicklung bislang verzögert. Da es sich bei CBDCs nicht um Kryptowährungen handelt, unterliegen diese anderen Gesetzen und könnten somit ähnliche Vorhaben wie Libra leicht umsetzen. Denkbar wären dadurch auch internationale Währungen, welche an verschiedene Landeswährungen gekoppelt sind.

Fazit: Der digitale Euro befindet sich in der Entwicklung

Während digitale Zentralbankenwährungen bis vor wenigen Jahren kaum in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, stellen sie heute eines der wichtigsten Themen dar. Es zeigt sich auch, dass viele Projekte längst aus der theoretischen Phase in die Umsetzung übergegangen sind. Der digitale Euro stellt nur eine der vielen Landeswährungen dar, welche in den kommenden Jahren digitalisiert werden könnten. Da es auf technischer Ebene nur noch um die Gestaltung der (internationalen) Infrastruktur geht, könnte die Einführung von CBDCs in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell voranschreiten.

Digitale Währungen haben dadurch einen weiteren Aspekt für eine effiziente Nutzung aufgezeigt. Bisher haben sich vor allem Bitcoin als Wertspeicher und Ethereum als Grundlage für Smart Contracts durchgesetzt. Kryptowährungen finden bereits in vielen Bereichen Verwendung, wobei auch das Dezentrale Finanzwesen (DeFi) eine große Rolle spielt. Bisher galten Stablecoins als die erste Wahl, um Landeswährungen auf der Blockchain abzubilden. Diese könnten durch CBDCs ersetzt werden und dadurch noch mehr Sicherheit gewährleisten.

Mit fortschreitender Digitalisierung nimmt auch die Zahl der neuen Unternehmen und Projekte zu. Bisher gilt Binance als der größte Marktplatz, um Kryptowährungen zu handeln. Die Börse bietet zudem zahlreiche Services rund um Blockchain und digitale Währungen an und ist maßgeblich am Fortschritt des ganzen Sektors beteiligt. Es ist daher gut möglich, dass die Zentralbanken bei der Entwicklung von CBDCs auf große Anbieter wie Binance oder PayPal zurückgreifen, um zusammen neue Konzepte zu entwicklen. PayPal hat bereits angekündigt, ab 2021 auch Bitcoin und Kryptowährungen in ihren Service zu integrieren.

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