Facebook könnte dank Libra die Werbepreise erhöhen
Die Libra Kryptowährung soll noch dieses Jahr erscheinen. Marc Zuckerberg, Gründer und CEO von Facebook, geht davon aus, dass Libra einen positiven Einfluss auf den Medienkonzern haben könnte. Demnach ermögliche die Coin eine Anpassung der Anzeigenpreise auf den einzelnen Plattformen des Unternehmens. Im Rahmen der Übertragung der Jahreshauptversammlung erklärte Zuckerberg, wie dies möglich werden könne.
Libra als Renditefaktor für Facebook
Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Libra Whitepapers stand die Blockchain sowie die dazugehörige Stablecoin im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen. Inzwischen hat die Libra Foundation das Whitepaper angepasst. In Zukunft sollen mehrere lokale Versionen der Libra Coin ausgegeben werden.
Zudem haben Beobachter stets die Rolle Facebook bei der Entwicklung der Währung kritisiert. Allerdings liegt die Verantwortung in den Händen der Libra Foundation. Facebook ist nur eines von 27 Mitgliedern der Foundation. Die Libra Wallet, Calibra, hat das Unternehmen nun in Novi – diese Namensänderung betrifft den gesamten Blockchain-Bereich des Konzerns – umbenannt, um auch hier eine Trennung zu forcieren.
Nun hat sich Marc Zuckerberg am Mittwoch auch in der diesjährigen Hauptversammlung über das Potenzial der kommenden Stablecoin geäußert. Dabei merkte Zuckerberg an, dass LBR dazu beitragen könne, die Anzeigenpreise in den sozialen Netzwerken zu erhöhen. Grund für das Statement war die Frage eines Aktionärs, der wissen wollte, welche Vorteile die Integration von Libra mit sich bringt.
Verbesserte Rahmenbedingungen auf den Plattformen
Laut Zuckerberg sorge die Integration der Stablecoin dafür, dass Werbetreibende von besseren Rahmenbedingungen profitieren. Durch diese Maßnahme könne Facebook seine eigene Wettbewerbsposition stärken und die Preise für Anzeigen erhöhen.
Die Relevanz der Werbeeinnahmen für Facebook machen alleine die Bilanzkennziffern aus dem Jahr 2019 deutlich. So generierte der Konzern rund 69,6 Milliarden US-Dollar durch den Verkauf von Anzeigen. Trotz der bereits erreichten Größe des Unternehmens verzeichnet dieser Sektor noch immer ein hohes Wachstum.
Für den gesamten Konzern sind diese Einnahmen maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg, da rund 98 Prozent der Gesamteinnahmen hieraus resultieren. In den kommenden Jahren könnte das starke Wachstum von Instagram sowie eine Monetarisierung von WhatsApp und vom Messenger dazu beitragen, dass das Wachstum weiter anzieht. Kommt es in diesem Zuge noch zu einer Erhöhung der Anzeigenpreise, dann dürfte sich dies positiv auf den Börsenwert des Unternehmens auswirken.
Zuckerberg erwartet bessere Conversion der Nutzer
Wenn Sie sich jetzt fragen, weshalb Libra dazu beiträgt, dass die Kunden mehr Geld für die Schaltung einer Anzeige bezahlen, dann hatte Zuckerberg genau die richtige Antwort parat:
„Wenn sie eine Anzeige aufgeben, klickt jemand auf diese Anzeige und wird jetzt eher etwas kaufen, weil sie tatsächlich eine funktionierende Zahlungsmethode haben. In diesem Fall lohnt es sich mehr, wenn die Unternehmen für die Anzeigen höhere Beträge bieten. Und was wir sehen, sind insgesamt höhere Preise für die Anzeigen.“ – Marc Zuckerberg
Außerdem ist Zuckerberg der Meinung, dass der Zahlungsverkehr zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Dementsprechend könnten Libra dazu beitragen, den gesamten Zahlungsverkehr effizienter zu gestalten.
Das Zuckerberg hier richtig liegt, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. In Deutschland finden Bezahlmethoden wie Überweisung oder Rechnung noch immer Nutzer. Während diese Methoden für den klassischen Versandhandel vielleicht noch funktionieren, sind die Vorteile dieser Methoden im Social-Media-Marketing eher begrenzt. Kunden, die erst aufwendige Anmeldungen und Eingaben tätigen müssen springen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vom Prozess ab.
Libras Rolle bei der Massenadaption der Blockchain
Bereits in der Vergangenheit haben Entwickler zahlreiche Kryptowährungen für den Einsatz im Zahlungsverkehr entwickelt. Allerdings scheint es so, als ob LBR eine der erste Coins werden könnte, die einen wirklichen Mehrwert im Alltag bietet.
Immerhin verfügt Facebook über mehr als zwei Milliarden aktive Nutzer – die Tendenz ist weiterhin steigend. Außerdem zeigt die starke Regulierung von Libra auch, dass die Politik die Coin als relevantes systemisches Risiko betrachtet. Aus Sicht der Politik besteht die Gefahr, dass die Nutzer die Coin verwenden und somit der Einfluss der Geldpolitik absinkt.
Gehen wir jedoch von einem weniger radikalen Effekt aus, dann spricht die Coin noch immer zahlreiche Nutzer an, die Gelder international transferieren können. Zudem zeigt Tencent mit WeChat, welches Potenzial ein eigenes Zahlungssystem hat. In China ist die Bezahlung über WeChat zur Normalität geworden.
Fazit: Steigende Anzeigenpreise durch die Einführung einer Kryptowährung
Im Grunde ist der Marktpreis das Resultat aus Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage resultiert aus dem direkten Nutzen, den jemand aus einem Produkt oder einer Dienstleistung gewinnen kann. Je höher der Nutzen, desto höher auch die Preisbereitschaft.
Für einen Großteil der Aktionäre, einschließlich mich, war die Argumentation Zuckerbergs eine kleine Überraschung. Bisher habe ich Libra als interessante Möglichkeit angesehen, um die verschiedenen Plattformen zu Monetarisieren. Die starke Abhängigkeit vom Werbegeschäft hat mich seit Jahren etwas gestört. Diese Abhängigkeit war für mich auch eine der Erklärungen dafür, wie ein stark wachsendes Unternehmen wie Facebook nur ein vergleichsweise geringes KGV haben kann. Mit steigenden Werbeeinnahmen könnte das Wachstum an der Börse nun wieder anziehen, sodass ich mich bereits auf die ersten Erkenntnisse freue. Wer ebenfalls auf steigende Kurse spekulieren will, kann über eToro ebenfalls in Facebook investieren.