Europäische Zentralbank will digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank zeigt sich offen wie nie gegenüber der Einführung eines digitalen Euros. Seit fast zwei Jahrzehnten bietet das Eurosystem Banknoten an. Während Bargeld nach wie vor das dominierende Zahlungsmittel in der EU ist, verändern neue Technologien wie die Blockchain und die zunehmende Nachfrage der Verbraucher nach Alternativen die Zahlungsweise der EU-Bürger.

Europäische Zentralbank will digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank EZB hat einen Bericht veröffentlich, in dem klar wird, dass sich die Finanzinstitution offen gegenüber einem digitalem Bundesbankgeld CBDC, und damit auch gegenüber einem digitalen Euro, zeigt. Der Bericht der hochrangigen Task Force des Eurosystems betont, dass der digitale Euro nicht das Bargeld ersetzen soll.

In dem rund 50-seitigen Bericht, der vom EZB-Rat genehmigt wurde, heißt es weiter, dass es bisher noch keine Entscheidung über die Ausgabe einer digitalen Währung als Zentralbankgeld gibt. Wohl aber, dass man sich innerhalb der Europäischen Zentralbank auf den Bedarfsfall vorbereitet. Dafür wurden 4 mögliche Szenarien identifiziert und in dem strategischen Papier aufgeführt:

  1. Eine erhöhte Nachfrage nach elektronischen Zahlungen
  2. Ein “signifikanter” Rückgang des Bargeldverbrauchs
  3. Die Einführung globaler privater Zahlungsmittel
  4. Die breite Akzeptanz von CBDCs ausländischer Zentralbanken

Anzahl digitaler Transaktionen wächst

Mit Blick auf die möglichen Szenarien lässt sich zumindest bei der Nachfrage nach elektronischen Zahlungen bei den Bundesbürgern eine Veränderung feststellen. Und dass, obwohl die Deutschen für ihre Vorliebe für Bargeld bekannt sind. 2017, so die Deutsche Bank Research im Deutschland Monitor, bezahlten die Deutschen ihre Einkäufe meistens bar. 74% aller Zahlvorgänge bzw. 48% des gesamten Einkaufswertes erfolgten mit Bargeld.

In Krisen steigt die Nachfrage nach Bargeld; nicht weil die Menschen es zum Bezahlen benutzen, sondern um es auf die Seite zu legen“, so Ralf Wintergerst, Vorsitzender der Geschäftsführung des Banknotendruckers und Sicherheitsdienstleisters Giesecke + Devrient (G+D) in der FAZ.

Wenn nicht mit Bargeld gezahlt wird, dann greifen die Menschen hierzulande sehr gerne auf elektronische Zahlungsmethoden zurück, und zwar im Jahr 2017 schätzungsweise 17 Milliarden Mal. Für das laufende Jahr gibt es erste Anzeichen dafür, dass diese Zahl noch steigen könnte. Denn nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft DK stieg der Anteil der Transaktionszahlen mit der Girocard während der Corona-Krise auf 50 % und liegt damit schon deutlich über der Zahl für Dezember 2019 mit 35%.


Europäer wenden sich digitalen Optionen zu

Christine Lagarde ist bekannt für ihre persönliche Offenheit gegenüber der Einführung von digitalem Zentralbankgeld. So berichteten wir bereits im Juni mehrfach über ihre Symphatie für einen digitalen Euro. Im jetzt veröffentlichten Bericht bekräftigen die EZB und Christine Lagarde ihre Forderung und betonen, dass sich die Europäer zunehmend digitalen Optionen bei den Ausgaben, dem Sparen und dem Investieren zuwenden.

Auch der Bankenverband zeigte sich bereits 2019 überzeugt davon, dass neue Standards gebraucht werden. Und dass das bekannte Zahlungssystem nur dann wettbewerbsfähig bleiben kann, wenn ein allgemeingültiger Standard sowie eine gemeinsame Währung existieren. Auch darüber hatten wir bereits im letzten Jahr berichtet.

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Digitaler Euro zentralisiert oder dezentralisiert?

Nach wie vor unklar ist aber die technische Ausgestaltung des digitalen Euros. Entweder als zentralisiertes Zentralbankengeld, bei dem alle Transaktionen im Hauptbuch der Distributed-Ledger-Technologie erfasst sind. Oder als CBDC mit einer gewissen Dezentralisierung, bei der Benutzer und/oder die beaufsichtigten Vermittler definierte Zuständigkeiten übernehmen. Klar scheint indes, dass im Falle einer Einführung, der digitale Euro von der Zentralbank über die Back-End-Infrastruktur kontrolliert wird.

Das Thema ist dringend und seine Brisanz rückt durch die Corona-Krise verstärkt in die öffentliche Aufmerksamkeit. Wobei in der Öffentlichkeit das Thema eines E-Euros bereits durch die Ankündigung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, eine eigene digitale Währung, den Libra, herauszubringen, in der Breite angekommen ist. Denn plötzlich drängt ein privater Unternehmer die weltweite Finanzwelt zurück und versetzt die Insititutionen des klassischen Finanzsystems rund um den Globus in Schockstarre. Seitdem steht die Europäische Zentralbank und mit ihr das gesamte Konstrukt der gelddruckenden Finanzwelt mehr denn ja unter Druck.

Europäische Zentralbank konkretisiert Pläne

Für den Euroraum ist daher die Frage, ob wir einen digitalen Euro brauchen oder nicht, zügig zu beantworten. Immerhin gibt das nun veröffentliche Papier darauf Antwort und so heißt es darin:

Wie bereits erwähnt, könnte das Eurosystem die Einführung von Instrumenten in Betracht ziehen, um die Verwendung eines digitalen Euro gemäß den Anforderungen (…) einzuschränken und eine übermäßige Verlagerung von Geschäftsbankgeldern in den digitalen Euro zu verhindern. Quelle: Report on a digital euro 2020, EZB.

Konkreter werden die nun angekündigten Überlegungen mit der Tatsache, dass die Zentralbank den Begriff “digitaler Euro” als Marke eintragen lassen will und den Antrag dafür nun gestellt hat. Damit wird klar, dass wir uns keineswegs noch in Überlegungen oder Phasen politischer Gegensätze innerhalb der EZB befinden.

Mit der eingetragenen Marke will die europäische Zentralbank vor allem Vorteile und Herausforderungen bewerten, so der Bericht. Tatsächlich sieht es nach ganz konkreten Vorhaben und strategischen Ausrichtungen im Hinblick auf die Einführung eines digitalen Euros aus.

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