Das Bitcoin Schichtensystem von Nik Bhatia
Willkommen zurück zu einem weiteren Beitrag! In diesem möchte ich Nik Bhatias Buch „Layered Money“ behandeln, in dem er uns von Gold und Dollar zu Bitcoin und Central Bank Digital Currencies also digitalen Währungen von Zentralbanken führt.
Tauchen wir zunächst ein wenig in die Geschichte ein, um zu verstehen, inwiefern Geldsysteme bereits aus verschiedenen Schichten, den Layern, von denen Nik spricht, besteht und bestanden haben und warum Bitcoin auf einem sehr ähnlichen Konstrukt aufbaut.
Der einfachste Weg, um dieses geschichtete Geld zu verstehen, sind Gold und Goldzertifikate, beispielsweise aus dem Jahr 1928. Gold wurde in Banken gehalten und Goldzertifikate wurden zur einfacheren Bezahlung verwendet. Sie konnten bei einer Bank gegeneinander getauscht werden. In diesem Fall ist Gold das Geld der ersten Schicht und die Zertifikate bilden die zweite Schicht.
Nik baut die Schichten so auf, dass die erste Schicht, auch bekannt als First Layer oder Base Layer) immer die oberste ist, in diesem Beispiel Gold und von dort aus werden neue Schichten hinzugefügt.
Die Papierzertifikate sind eine Repräsentation einer bestimmten Goldmenge. Dies ist auch der Unterschied zwischen Geld und Währung. Gold ist Geld, die Papierzertifikate der zweiten Schicht sind Währung. Damit einher geht das Kontrahentenrisiko oder Gegenparteirisiko:
Alle Gelder der zweiten Schicht sind IOUs (I-owe-you) oder Versprechen, Geld der ersten Schicht zu zahlen. Sie alle haben etwas, das man Kontrahentenrisiko nennt […]. Vertrauen in Gegenparteien ist notwendig, damit unser Finanzsystem funktioniert, sonst würden wir alle immer noch Gold- und Silbermünzen für jede einzelne Transaktion verwenden.
Das Risiko, von dem hier gesprochen wird, ist also das notwendige Vertrauen, dass die Bank dir für deine Zertifikate auch wirklich das Gold auszahlt.
Hier können wir den ersten Bitcoin-Vergleich anstellen. Bitcoin als Base Layer ist frei von Gegenparteirisiken.
Aber zurück zu unserer Geldgeschichte. Was passiert ist, ist, dass:
Geld der ersten Schicht sich als bessere Möglichkeit etabliert hat, Werte über längere Zeiträume zu speichern, und Geld der zweiten Schicht entstand als bessere Möglichkeit, Transaktionen durchzuführen, weil es flexibler zu verwenden war als Münzgeld.
Allerdings gab es immer wieder Akteure, die versuchten und manchmal auch erfolgreich versuchten, die Ausgabe von Geld der zweiten Schicht zu monopolisieren, indem sie das gesamte Geld der ersten Schicht in Besitz nahmen. Im Jahr 1609 zum Beispiel:
Die erste Amtshandlung der Amsterdamer Wechselbank bestand darin, Kassierer und ihre Scheine zu verbieten und zu befehlen, dass alle Gold- und Silbermünzen in der ganzen Stadt bei der Bank hinterlegt werden sollten […]. Die Amsterdamer Wechselbank war in der Lage, die Emission von Geld der zweiten Schicht erfolgreich zu monopolisieren, indem sie den öffentlichen Zugang zu Geld der ersten Schicht ausschloss.
Indem sie die Konvertierbarkeit zu Geld der ersten Schicht aussetzte, bewies die Bank von Amsterdam, dass Edelmetall nicht unbedingt notwendig war, um ein Geld- und Finanzsystem zu betreiben.
Aber eines wurde später klar.
Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit. – J.P. Morgan an den Kongress der Vereinigten Staaten im Jahr 1912
Wenn man sich das vor Augen hält, ist es ziemlich erstaunlich, was mit der Federal Reserve, der Zentralbank der USA, geschah.
Gold machte bei der Gründung 84 % des Vermögens der Federal Reserve aus. […]. Heute macht Gold weniger als 1 % der Vermögenswerte der Fed aus.
Gold wurde durch USStaatsanleihen als erste Schicht ersetzt. Zur Erinnerung: Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit.
Im Jahr 1933 ordnete Roosevelt an, was die Bank von Amsterdam 300 Jahre zuvor angeordnet hatte.
Executive Order 6102 […] ordnete an, dass alle „Goldmünzen, Goldbarren und Zertifikate an die Regierung abgeliefert werden“.
Dadurch wurden die Menschen vom Geld der ersten Schicht ausgeschlossen und es wurde mit bis zu 10 Jahren Gefängnis strafbar gemacht Gold zu besitzen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Pyramide also im Grunde Gold und US-Staatsanleihen an der Spitze, gefolgt vom US-Dollar als Geld der zweiten Schicht. Aber was ist mit anderen Währungen?
Inmitten des globalen Währungskrieges tauchte der Dollar als das sauberste schmutzige Hemd in der Wäsche der globalen Währungen auf.
Der US-Dollar wurde zur Weltreservewährung und durch das Bretton-Woods-Abkommen von 1944 war jede andere Währung ein Geld der dritten Schicht.
Das Bretton-Woods-System scheiterte jedoch, weil die Nationen die Goldreserven der Fed aufbrauchten und die Fed weiter Dollar druckte, ohne einen festgelegten Reservesatz zu haben.
Jetzt habe ich euch ein wenig durch die Geschichte geführt, um zu zeigen, dass das Konzept des mehrschichtigen Geldes keine neue Idee ist, die durch Bitcoin kam.
Historisch und auch aktuell haben wir ein mehrschichtiges System, mit US- und anderen Staatsanleihen und Gold, das von Zentralbanken gehalten wird an der Spitze, gefolgt von Zahlungsschienen wie Fedwire und ACH und dann auf der vierten Schicht oder so haben wir die Transaktionsschichten, die wir alle benutzen, wie Kreditkarten und PayPal.
Der Punkt, den ich hier machen möchte, ist, dass der Base Layer eines Geldsystems nicht die Schicht mit der höchsten Transaktionsgeschwindigkeit ist. Ganz im Gegenteil. Die Basisschicht bietet eine finale Endabrechnung. Man kann davon ausgehen, dass Bitcoin-Transaktionen nach etwa einer Stunde final abgeschlossen sind, und das auf globaler Ebene. Das ist mit Abstand die schnellste globale Endabrechnung, die wir je hatten.
Der Kauf von Kaffee mit Bitcoin ist immer ein praktisches Beispiel für Leute, die beweisen wollen, dass Bitcoin keinen Anwendungsfall hat. Und ja, um ehrlich zu sein, die Aufzeichnung einer Kaffeetransaktion auf zehntausenden von Netzwerkknoten auf der ganzen Welt ist nicht wirklich das Paradebeispiel dafür, warum ein dezentrales, zensurresistentes Geld Sinn macht.
[Dies] hat zu einer weit verbreiteten, wenn auch falsch informierten, Kritik an Bitcoin geführt: das Netzwerk ist zu langsam, um als Handelsmedium zu funktionieren. In Wirklichkeit sind die Bitcoin-Transaktionen der ersten Schicht nicht für sofortigen Handel gedacht; sie sind dafür gedacht, ein ganzes globales Netzwerk von Peers in ständiger Übereinstimmung über den Status des Bitcoin-Ledgers zu halten.
Wie wir gelernt haben, ist der Geld-Base-Layer historisch gesehen als Wertaufbewahrungsmittel nützlich, nicht als Tauschmittel.
Das Gleiche gilt für Bitcoin. Weitere Layer sind notwendig, um das letztere Ziel zu erreichen. Dies ist auch der Grund, warum der Vergleich von Bitcoin mit Kreditkarten völlig sinnlos ist. Kreditkarten sind tatsächlich viel langsamer, wenn es um die endgültige Abwicklung von Transaktionen geht.
Sie bieten lediglich einen Kredit mit einem zwischenzeitlichen Gegenparteirisiko. Ein Händler vertraut seinen Kunden, dass die Kreditkartentransaktion irgendwann abgewickelt wird, aber es geschieht nicht direkt.
Hal Finney, der erste Empfänger einer Bitcoin-Transaktion, wusste früh, dass Bitcoin Nebenschichten haben wird:
Bitcoin selbst kann nicht so skalieren, dass jede einzelne Finanztransaktion auf der Welt an jeden übertragen und in die Blockchain aufgenommen wird. Es muss eine sekundäre Ebene von Zahlungssystemen geben, die leichter und effizienter ist.
Hier kommen Dinge wie das Lightning Network ins Spiel, das sofortige weltweite Transaktionen zu so gut wie null Kosten ermöglicht und auf Millionen von Transaktionen pro Sekunde skalieren kann, viel mehr als zum Beispiel Visa. Nik gibt ein Beispiel, dass Streaming-Dienste ständig im Sekundentakt bezahlt werden könnten, weil das mit Lightning machbar ist.
Ich muss allerdings sagen, dass ich immer noch ein bisschen ein Lightning-Skeptiker bin. Ich denke, es ist die beste Skalierungsoption, die wir derzeit haben, die die Dezentralität und Sicherheit der Basisschicht nicht gefährdet. Allerdings hat es in meinen Augen ein User-Experience-Problem, da es nicht gerade intuitiv ist, Kanäle zu öffnen und sie mit Liquidität zu füllen, bevor man sie tatsächlich nutzt. Wir werden sehen, ob es eine weitere Schicht obendrauf geben wird, die das irgendwie behebt. Außerdem fehlt Lightning bis jetzt noch eine Killer-App, was sich mit Strike Global möglicherweise ändern könnte.
Aber wie gesagt, ich glaube, es ist immer noch die beste Skalierungsoption, die es gibt, und viel besser als das Ziel, jedes Micropayment auf der Basisschicht abzuwickeln, wie es einige Kryptowährungen wollen. Mich interessiert eure Meinung dazu, also lasst mich in den Kommentaren wissen, was ihr über das ganze Thema Skalierung und Tauschmittel denkt!
Nun zurück zu unserem geschichteten Geldsystem. Nik macht den Punkt, dass man auch alternative Kryptowährungen als Teil des geschichteten Systems betrachten kann, da sie in preislicher Relation zu Bitcoin stehen. Ähnlich wie beim Bretton-Woods-System kann man sich also vorstellen, dass Bitcoin als Basispreis für andere digitale Währungen fungiert.
Und das „Layered System“ von Bitcoin ist eigentlich schon weiter und breiter als das. Von Börsen und Trusts, die Bitcoin auf der zweiten Ebene anbieten, während sie die Schlüssel behalten, Stablecoins, die den Wert von Fiat-Währungen wie dem US-Dollar widerspiegeln und irgendwann auch digitale Währungen der Zentralbanken.
Die schlichte Wahrheit über Bitcoin ist, dass niemand ihn kontrolliert. Es ist die allererste regierungsfreie, universell zugängliche digitale Währung geworden. Und aus diesen Gründen werden alle Währungen im rein digitalen Bereich der Preisfindung in BTC-Hinsicht ausgesetzt sein. Das bedeutet, dass alle digitalen Währungen, von Kryptowährungen bis hin zu CBDCs, in BTC gemessen werden, genau wie das Bretton-Woods-Abkommen von 1944 vorschrieb, dass alle Währungen in USD gemessen werden.
Die Schichtenpyramide ist inzwischen viel komplexer und wir können nur erahnen, welche Schichten in einer Welt, in der Geld jetzt Software ist, noch hinzukommen werden.
Ich hoffe, das Video hat euch gefallen und ihr habt etwas Neues gelernt. Wie gesagt, es interessiert mich, was ihr von dem Ebenenkonzept haltet, das Bitcoin bietet. Findet ihr zweite Schichten wie Lightning vielversprechend oder würdet ihr lieber alles auf einem Base-Layer abwickeln.