Crypto Crime Report: Neue Erkenntnisse & Statistiken 2024
Das Jahr 2023 hat für die Krypto-Welt und ihre Anhänger nicht gut begonnen: Die Kurse von Bitcoin und Co. weiter im Keller, der FTX-Skandal, dessen Ausmaße immer weiter aufgedeckt werden, die Insolvenzanmeldung von Genesis und die lang ersehnte Hoffnung auf den Bullrun. Kein leichter Start.
Doch langsam aber sicher scheint sich ein kleines Licht am Ende des Tunnels abzuzeichnen. Seit Mitte März erholen sich die Kurse einiger Kryptowährungen und auch der neu erschienene Crypto Crime Report für das erste Quartal 2023 zeigt neue Erkenntnisse auf.
Wir haben dies zum Anlass genommen, die aktuelle Persona des allgemeinen deutschen
Krypto-Nutzers vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und der neuesten Ergebnisse von Chainalysis genauer zu betrachten.
Die deutsche Krypto-Community
Zwischen Ende 2021 und Ende 2022 ist die Zahl der Nutzer und Besitzer von Kryptowährungen in Deutschland um knapp 1,3 Millionen Personen gestiegen.
Ende 2022 hielten oder handelten laut statista.com 7,1 Prozent der Deutschen mit
Kryptowährungen. Das ist ein Anstieg von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der durchschnittliche deutsche Krypto-Nutzer ist männlich, zwischen 18 und 34 Jahre alt und gilt in der Bundesrepublik als gutverdienend.
Im Jahr 2021 hatten in einer Umfrage 67 Prozent der Befragten, die mit Kryptowährungen handeln oder diese besitzen, ein Jahreseinkommen von mindestens 800.000 Euro.
Hackerangriffe, Insolvenzverfahren und ähnliche Vorfälle machen die sichere Verwahrung von Coins unabdingbar.
Trotz der negativen Schlagzeilen im ersten Quartal dieses Jahres ist Binance nach wie vor die größte Online-Wallet zur Speicherung von Kryptowährungen in Deutschland, gemessen an der Anzahl der Downloads, gefolgt von Trust und dem Newcomer Sweat Wallet.
Neben den klassischen Exchanges sind beim durchschnittlichen deutschen Krypto-Nutzer natürlich auch Hardware-Wallets gefragt, wie ein kurzer Blick auf den aktuellen Google-Trend verrät. Ganz nach dem Motto: Not Your Keys, not Your Coins.
Die dunkle Seite der Krypto-Welt – Crypto Crime 2023
Der Begriff Crypto Crime bezeichnet kriminelle Aktivitäten, die mithilfe von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder anderen digitalen Assets begangen werden. Diese Aktivitäten reichen von Geldwäsche über Betrug hin zu Diebstahl und Erpressung.
Die Bekämpfung von Crypto Crime erfordert ein tiefes Verständnis der Technologie hinter Kryptowährungen sowie die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Strafverfolgungsbehörden und der Kryptowährungsindustrie.
Jedes Jahr veröffentlicht Chainalysis den offiziellen Crypto Crime Report mit aktuellen Zahlen zu illegalen Aktivitäten rund um Kryptowährungen. Der aktuelle Bericht wurde nun im Frühjahr 2023 veröffentlicht.
Durch Ransomware-Angriffe erbeutete Summe sinkt um 40 Prozent
Im Jahr 2022 wurde den Ransomware-Angriffen der Kampf angesagt und das zeigte Wirkung.
Während in den Jahren 2020 und 2021 jeweils rund 765 Millionen US-Dollar erbeutet wurden, waren es im Jahr 2022 nur noch 457 Millionen US-Dollar – ein Rückgang um 40 Prozent.
Es wird jedoch vermutet, dass nicht die Anzahl der Ransomware-Angriffe stark zurückgegangen ist, wie das Ergebnis vermuten lässt, sondern dass es immer mehr Opferorganisationen gibt, die sich vehement weigern, Ransomware-Angreifer zu bezahlen.
Bill Siegel von Coveware stellte Chainalysis eine Statistik zur Verfügung, die zeigt, dass seit 2019 die Zahlungsraten der Opfer von 76 Prozent auf nur noch 41 Prozent gesunken sind.
Ein weiteres interessantes Ergebnis des Berichts zeigt, dass auch die „Lebensdauer“ einer Ransomware seit 2020 stark gesunken ist.
Während die durchschnittliche Lebensdauer im Jahr 2020 noch bei 265 Tagen lag, waren es 2022 nur noch 70 Tage.
Den Grund dafür sehen die Experten in den Bemühungen der Ransomware-Angreifer, ihre Aktivitäten zu verschleiern.
Immer mehr Angreifer nutzen oder arbeiten mit mehreren Ransomware-Strängen gleichzeitig, die eine kürzere Lebensdauer haben.
Geldwäsche steigt um 68 Prozent
Im Vergleich zu 2021 gab es im vergangenen Jahr einen enormen Anstieg an Kryptowährungen, die über illegale Adressen versendet wurden.
Insgesamt wurden im Jahr 2022 23,8 Milliarden US-Dollar „gewaschen“. Dies entspricht einem Anstieg von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die größten Empfänger dieser illegalen Kryptowährungen waren wie in den Vorjahren die zentralisierten Mainstream-Börsen.
Dies ist bemerkenswert, da diese Exchanges in der Regel über Compliance-Maßnahmen verfügen, um gegen diese Aktivitäten vorzugehen, aber auch, weil diese Börsen Umschlagplätze für Fiatwährungen sind, auf denen illegale Kryptowährungen in Bargeld umgewandelt werden können.
Aber nicht nur über Krypto-Exchanges hat die Geldwäsche zugenommen. Seit 2020 ist ein Trend erkennbar, dass illegale Kryptowährungen auch über DeFi-Protokolle vertrieben werden. 2022 machte dies bereits fast 25 Prozent aller Geldwäscheaktivitäten aus.
Eine weitere wichtige Erkenntnis aus den Beobachtungen von Chainalysis im Zusammenhang mit Geldwäsche im Jahr 2022 betrifft Kryptowährungs-Mixer.
Diese waren und sind ein beliebter Verschleierungstrick von Kryptokriminellen, um die von ihnen verschickten Gelder zu verbergen.
Im Mai letzten Jahres wurden erstmals zwei dieser Kryptowährungs-Mixer (Blender.io und Tornado Cash) vom OFAC wegen ihrer Rolle bei der Geldwäsche durch Cyberkriminelle sanktioniert.
Die Sanktionierung zweier sehr bekannter Kryptowährungs-Mixer hatte zur Folge, dass die Gesamtmenge der an die Mixer gesendeten Kryptowährungen im vergangenen Jahr deutlich zurückging.
Der Wert, der an die Mixer gesendet wird, stammt nun jedoch mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit aus illegalen Quellen.
Während Mixer im Jahr 2021 noch 11,5 Milliarden US-Dollar verarbeiteten, von denen 10 Prozent aus illegalen Aktivitäten stammten, waren es im Jahr 2022 nur noch 7,8 Milliarden US-Dollar, von denen 24 Prozent aus nicht legalen Quellen stammten.
Jährliche Einnahmen aus Kryptowährungsbetrug fallen um 50 Prozent
Scam oder Betrug ist und bleibt die größte Form der Kryptowährungskriminalität.
Zwar sind die jährlichen Erträge aus Kryptowährungsbetrug um 50 Prozent von 10,9 Milliarden US-Dollar auf 5,9 Milliarden US-Dollar zurückgegangen, dies ist jedoch höchstwahrscheinlich auf den Bärenmarkt zurückzuführen.
Da die aktuellen Preise für Kryptowährungen sehr niedrig sind, ist der Betrugsertrag automatisch deutlich niedriger als während des Bullruns im Jahr 2021.
Auch wenn der aktuelle Betrugsertrag rückläufig ist, gab es im Jahr 2022 zahlreiche sehr erfolgreiche Scams.
Der lukrativste wurde von TheHyperVerse durchgeführt. Dieser wurde als Anlagebetrug eingestuft und brachte den Betrügern 1,3 Milliarden US-Dollar ein.
Ein weiteres interessantes Ergebnis zeigt der Bericht von Chainalysis, wenn man den durchschnittlichen Einzahlungsbetrag der Opfer nach Betrugsart für 2022 betrachtet.
Insgesamt gibt es fünf Betrugsarten: Giveaway-, Nachahmung-, Investment-, NFT- und Romantik-Betrug.
Der durchschnittliche Einzahlungsbetrag der Opfer für 2022 war wie folgt:
- „Giveaway“-Betrug: $1.834,21
- Nachahmungs-Betrug: $5.746,96
- Investment- Betrug: $995.82
- NFT-Betrug: $462,89
- Romantik-Betrug: $15.559
- Giveaway-Betrug: Die Betrüger fordern ihre Opfer auf, ihnen Kryptowährungen zu senden und versprechen, ihnen im Gegenzug mehr zu schicken. Giveaway-Betrüger geben sich oft als Prominente oder Bekannte aus, um dem Versprechen Glaubwürdigkeit zu verleihen.
- Nachahmungs-Betrug: Die Täter geben vor, eine Person in einer bestimmten Position zu sein, z. B. Finanzbeamter o. Ä. Den Opfern wird dann mitgeteilt, dass sie Kryptowährung einzahlen müssen, um ein Problem zu lösen, da sie sonst in Schwierigkeiten geraten.
- Investment-Betrug: Die Betrüger werben für eine gefälschte Investmentfirma, die überdurchschnittliche Renditen verspricht.
- NFT-Betrug: Die Opfer werden dazu verleitet, gefälschte NFTs zu kaufen, die bekannten Kollektionen ähneln.
- Romantik-Betrug: Die Betrüger geben vor, eine romantische Beziehung zu den Opfern aufzubauen, um sie zu überzeugen oder zu überreden, ihnen Geld zu schicken.
2022 – das lukrativste Jahr für Krypto-Hacker
2022 war wahrscheinlich das erfolgreichste Jahr für Krypto-Hacker seit Beginn der Aufzeichnungen.
Innerhalb von 12 Monaten wurden 3,8 Milliarden US-Dollar gestohlen. Das ist ein Anstieg von 0,5 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Und das, obwohl die Anzahl der Hacks pro Jahr zurückging.
Gab es im Jahr 2020 noch rund 160 Hacks pro Jahr und 2021 mit 250 ein Allzeithoch, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 180.
Die von Hackern am meisten betroffenen und angegriffenen Plattformen waren wie im Vorjahr die DeFi-Protokolle mit 82,1 Prozent.
Dies entspricht einem gestohlenen Gesamtertrag von 3,1 Milliarden US-Dollar, und von diesen 3,1 Milliarden US-Dollar wurden allein 64 Prozent durch Cross-Chain-Bridge-Protokolle erbeutet.
Ein weiteres beliebtes Ziel von Hackerangriffen im Jahr 2022 waren „Centralized Services“ mit rund 20 Prozent.
Die mit Abstand produktivsten Hacker waren im vergangenen Jahr wie in den Vorjahren Cyberkriminelle mit Verbindungen nach Nordkorea.
Im Jahr 2022 brachen sie ihren eigenen Rekord und erbeuteten 1,7 Milliarden US-Dollar. (vgl. 2021 mit 429 Mio. US-Dollar)
Sicherheit im Umgang mit Kryptowährungen
Die Ergebnisse des Crypto Crime Report 2023, die aktuelle Marktsituation und die Tatsache, dass Kryptowährungen nach wie vor kein regulierter Markt sind, geben weiterhin Anlass zu höchster Aufmerksamkeit.
Denn das Risiko, Coins zu verlieren, ist nicht zu unterschätzen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und die deutsche Verbraucherzentrale geben in diesem Zusammenhang regelmäßig aktuelle Warnungen und Hinweise für Krypto-Nutzer heraus.
Auch die Branchenexperten von blockchainwelt.de halten Besitzer von Kryptowährungen im Hinblick auf Sicherheit auf dem Laufenden.
Methodik
Der Bericht basiert auf Zahlen und Fakten der folgenden Quellen:
statista.com
chainalysis.com
Blockchainwelt.com
triple-a.io
Für Medienanfragen kontaktieren Sie bitte Carolin Pellicano – [email protected]
Verwendung
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