Blockchain und die Zukunft der Autoindustrie
Die Blockchain-Technologie hält immer weiter Einzug in die Autoindustrie. Als Pionier hat die Porsche AG in diesem Februar als erster Automobilhersteller erfolgreich die neue Technologie eingesetzt. BMW lotet die Nutzung dieser Technologie im Zusammenhang mit dem Internet-of-Things aus. Auch Daimler hat jüngst in einem Pilotprojekt die Implementation der neuen Technologie getestet. Weitere Hersteller der Autoindustrie weltweit erproben Anwendungsmöglichkeiten, die von einfachen Finanztransaktionen bis zur Unterstützung des autonomen Fahrens reichen.
Finanztransaktionen in der Autoindustrie
Da die Blockchain-Technologie und ihr Konzept verteilter Netzwerke ursprünglich im Zusammenhang mit virtuellen Währungen entwickelt wurden, liegt die Nutzung für finanzielle Transaktionen auf der Hand. Hersteller in der Autoindustrie erproben die Anwendung der Blockchain für Bezahlvorgänge und andere Transaktionen verschiedener Art. Porsche sieht etwa einen Anwendungszweck für Automobilbesitzer in der Bezahlung des Stroms zur Aufladung von E-Fahrzeugen. Bei jedem Ladevorgang würde dieser Prozess einen Smart Contract auf der Blockchain erzeugen. Die korrekte Geldsumme würde im gleichen Moment an den Betreiber der Ladestation fließen.
Auch an weiteren Schnittstellen kann die Autoindustrie von den sicheren Transaktionen profitieren. So liegt etwa die Bezahlung der Fahrzeuge selbst ebenso im Potential der Blockchain. Finanzierung in Raten kann ebenfalls durch Smart Contracts erfolgen, die Blockchain zeichnet den jeweils fälligen Restbetrag auf und stellt die Zahlungen ein, sobald er beglichen ist. Weitere autobezogene Zahlungen wie Versicherungskosten oder Parkgebühren sind ebenfalls denkbar.
In einem eigenen Pilotprojekt haben die Daimler AG sowie die LBBW (Landesbank Baden-Württemberg) die Möglichkeiten der Blockchain für die Abwicklung eines Kreditvertrags getestet. Das Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro wurde in Kooperation mit IT-Tochterunternehmen (TSS und Targens) vollständig auf einer Blockkette aufgezeichnet. Dies schließt sämtliche vertraglichen Schritte mit ein, von der Platzierung über die Gewährung und den Vertragsschluss bis hin zu den Rückzahlungs- und Zinsmodalitäten. Daimler plant, die Möglichkeiten der Blockchain mittelfristig weiter auszunutzen und auf ihrer Basis neue Business-Modelle zu gestalten und aufzubauen.
Blockchain und die Nutzerfreundlichkeit
Auch im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit in der Autoindustrie hat Porsche eine Case Study zu den Möglichkeiten der Technologie durchgeführt. In Kooperation mit dem in Berlin ansässigen jungen Start-up XAIN hat Porsche die Blockchain-basierte Kommunikation zwischen Fahrer und Fahrzeug ausgetestet. Fahrer konnten mit dem Test-Auto, einem Porsche Panamera, direkt über eine App kommunizieren. Unter Nutzung zeigt sich eine deutlich beschleunigte Reaktionszeit des Fahrzeugs. Ein einfacher getesteter Anwendungsfall ist das Ver- und Entriegeln des Fahrzeugs. Über die App konnte der Fahrer in dieser Case Study den Porsche Panamera verglichen mit herkömmlichen Methoden in sechsfacher Geschwindigkeit entriegeln. Die Anweisungen des Fahrers müssen keinen zusätzlichen Server mehr passieren.
Ebenso können Blockchain-Systeme Fahrzeugbesitzer dazu befähigen, anderen zeitlich begrenzten Zugriff auf das Auto zu gewähren. Möchte ein Autobesitzer etwa jemandem sein Fahrzeug ausleihen oder hat jemand etwas im Auto vergessen, so ist es möglich, das Auto sicher über die App fernzusteuern. Gegenwärtig und ohne Blockchain (Was ist Blockchain?) wären solche Maßnahmen noch problematisch, da sie auf die Server der Autohersteller angewiesen sind. Ein Cyber-Angriff auf den Server würde genügen, um sich unerlaubt Zugriff zu verschaffen. Aufgrund ihrer dezentralen und fälschungssicheren Struktur kann die Blockchain dieses Problem der Autoindustrie minimieren.
Blockchain und das automobile Fahren
Das autonome Fahren gilt in der Autoindustrie als seines der wichtigsten Zukunftsthemen. Die Blockchain-Technologie kann maßgeblich zur Unterstützung dieses anspruchsvollen Prozesses beitragen. So lassen sich die Daten beim autonomen Fahren in Echtzeit aufzeichnen, während sich das Fahrzeug sich durch die Straßen navigiert. Der Vielfalt dieser Daten sind kaum Grenzen gesetzt. Neben den Navigations-Informationen sind etwa aktuelle Verkehrsverhältnisse, Staus und andere Verkehrsprobleme ebenso wie Wetter und Witterungsverhältnisse für Autofahrer von Bedeutung. Andere am Netzwerk beteiligte Fahrzeuge und Fahrer haben dank der Blockchain Zugriff zu diesen wichtigen Informationen. Sie können die Daten einerseits für ihr reibungsloses Vorankommen nutzen und andererseits selbst Daten liefern und die bestehende Blockchain ergänzen.
Einer der Blockchain-Pioniere in der Autoindustrie im Hinblick auf das autonome Fahren ist Toyota. Schon im Mai 2017 ging der japanische Automobilhersteller eine Kooperation mit MIT Media Lab ein, um die Möglichkeiten auszuloten, wie verteilte Netzwerke die Technologie des autonomen Fahrens beschleunigen können. Wie Toyotas CFO Chris Ballinger in einem Interview mit Reuters betont, benötigt die Autoindustrie „die Daten von mehreren hundert Milliarden zurückgelegter Meilen, um sicherere und verlässliche autonome Vehikel zu entwickeln.“ In der Blockchain-Technologie sieht er eine Art Informations-Pool, in dem die Daten der einzelnen Fahrer gesammelt werden, womit dieser Prozess deutlich beschleunigt wird. Auch Porsche lotet das Potential der Blockchain für das autonome Fahren aus. Ebenso wie Toyota betont auch der deutsche Hersteller die Notwendigkeit, schnell an die für das autonome Fahren erforderlichen Daten zu kommen. Die Blockchain-Technologie ist der schnellste Weg, diesen Daten zur Verbreitung zu verhelfen.