Banker der EZB sieht in Digitalwährungen eine Alternative zum Bargeld

Auf einer gemeinsamen Konferenz der Europäischen Zentralbank und der Belgischen Nationalbank hat sich das scheidende Vorstandsmitglied Benoît Cœuré zum Einfluss der Digitalwährungen geäußert. Der Banker sieht in Digitalwährungen eine aufkommende Alternative zum klassischen Zentralbankgeld. Demnach ermöglichen CBDCs die Nutzung von Zentralbankgeld – auch wenn Bargeld keine Rolle im Zahlungsverkehr spielt. Entsprechend setzt sich die EZB mit den Einflüssen digitaler Währungen auf das Finanzsystem auseinander.

Die EZB setzt sich mit Digitalwährungen auseinander

Benoît Cœuré nutzt eine gemeinsame Konferenz der EZB und der Belgischen Nationalbank, um auf die Relevanz digitaler Währungen für den Zahlungsverkehr der Zukunft einzugehen. Eine staatliche Digitalwährung, im Englischen als „Central Bank Digital Currency“ (CBDC) bezeichnet, ist ein rein digitales Zahlungsmittel. Bereits in der jüngeren Vergangenheit haben sich zahlreiche Experten für die Einführung einer solchen Währung ausgesprochen. Dabei zielten die Experten auf die Gefahr der dezentralen Stablecoins ab.

Im Rahmen des Events merkte Cœuré an, dass die EZB den Einfluss der digitalen Währungen auf das existierende Finanzsystem untersuchen.

„Eine digitale Währung dieser Art könnte verschiedene Formen annehmen, deren Nutzen und Kosten die EZB und andere Zentralbanken derzeit untersuchen, unter Berücksichtigung ihrer allgemeinen Konsequenzen für die Finanzintermediation.“ – Benoît Cœuré, scheidendes Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank

Cœuré spricht sich für weitere Forschung in der Privatwirtschaft aus

Allerdings merkt der Banker auch an, dass die Aufgabe zur Entwicklung eines solchen Zahlungsmittels nicht ausschließlich in der Verantwortung der EZB liege. Vielmehr macht sich Cœuré dafür stark, dass auch private Unternehmen ihre Arbeiten in diesem Sektor fortsetzen.

„Potenzielle Zentralbankinitiativen sollten jedoch nicht dazu führen, dass private marktgesteuerte Lösungen für schnelle und effiziente Massenzahlungen im Euro-Währungsgebiet behindert oder verdrängt werden.“ – Benoît Cœuré über die zentrale Entwicklung einer Digitalwährung

Die Rede des Bankers fand unmittelbar nach seiner Ernennung zum Leiter des neu eingerichteten Innovationszentrums der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich statt. Bereits zum 1. Januar 2019 soll er das Institut leiten und die Zentralbanken bei der Erforschung neuer Technologien unterstützen. Auch die Blockchain und digitale Währungen gehören zu den potenziellen Forschungsthemen des Instituts.

EZB befasst sich zunehmend mit Kryptowährungen

Insgesamt zeigen die letzten Monate, dass die Europäische Zentralbank ein steigendes Interesse an Kryptowährungen besitzt.

Dementsprechend hat Denis Beau, der stellvertretende Gouverneur der französischen Zentralbank, in der vergangenen Woche angemerkt, dass die Entwicklung eines Blockchain-basierten Abwicklungssystems im Fokus des Instituts liege. Ein entsprechendes System soll die Abwicklung von Transaktionen auf Basis des Euros und potenzieller CBDCs ermöglichen und somit Zahlungsprobleme zwischen den verschiedenen Instituten abbauen.

Nichtsdestotrotz hat die EZB in der Vergangenheit eine Kryptowährung, welche Estland im Jahr 2017 vorgeschlagen hat, gestrichen. Als Grund führte die Bank die Relevanz des Euros als einziges gültiges Zahlungsmittel im europäischen Raum an. Bestätigt wird diese passive Haltung von hochrangigen Vertretern der EZB. Diese gaben an, dass digitale Zahlungsmittel wie Bitcoin keine Bedrohung für das Finanzsystem darstellen. Insbesondere finanzielle Risiken hinsichtlich der Finanzstabilität seien nicht zu erwarten.

Für Cœuré sind diese Aussagen kein Beleg für die Ignoranz gegenüber der neuen Technologie. Vielmehr liegen diese Zahlungsmittel auch im Fokus der EZB. Dabei sind sie aus aktueller Sicht jedoch keine Gefahr für das leitende Zahlungsmittel, den Euro.

Fazit: Die EZB könnte eine eigene Digitalwährung einführen

Nachdem Cœuré zum Leiter des Innovationszentrums der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ernannte wurde, verdeutlichte er in einer Rede die Relevanz digitaler Währungen für den Finanzmarkt der Zukunft. Dabei merkte der scheidende EZB-Banker jedoch auch an, dass diese neuartigen Währungen kein Risiko für die Finanzstabilität des Euros darstellen.

Vielmehr sei eine solche Währung wichtig, um die Menschen auch bei einer Nichtnutzung von Bargeld mit Zentralbankgeld zu versorgen. Dabei soll ein neues Zahlungssystem neben einer digitalen Währung auch eine verbesserte Transaktionsabwicklung ermöglichen. In seiner neuen Rolle könnte Cœuré eine solche Währung für die EZB entwickeln.

Aus meiner Sicht ist die Entwicklung einer europäischen CBDC nur eine Frage der Zeit. Vor allem das latente Risiko privater Stablecoins, welche sich als Alternative im Zahlungsverkehr platzieren könnten, wird die Zentralbanken zum Einlenken zwingen. Bereits China plant die Einführung eines digitalen Yuan im kommenden Jahr. Außerdem bietet eine solche rein digitale Währung zahlreiche Vorteile aus Sicht des Fikus. So ließe sich Steuerbetrug vermeiden. Auch eine schnellere Steuerung der Geldmenge wäre auf diese Weise möglich.

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