Bankenverband veröffentlicht Forderung nach digitalen Euro

Mit der Ankündigung von Libra hat Facebook eine hohe mediale Aufmerksamkeit erlangt. Insbesondere die Politik sieht in der Digitalwährung eine Herausforderung für die Geld- und Währungsordnung. Nichtsdestotrotz muss sich die Politik auch die Frage stellen, wie die globale Geld- und Währungsordnung der Zukunft aussieht und wer diese in Zukunft gestaltet. Um eine Abgabe der Geldpolitischen Steuerung an privatwirtschaftliche Unternehmen zu unterbinden und dem technologischen Wandel gerecht zu werden, fordert der Bankenverband die Einführung eines digitalen Euros.

Technologische Innovationen verändern das Zahlungsverhalten fundamental

Eine Veröffentlichung des Bankenverbands, einem Zusammenschluss von mehr als 200 privaten Geschäftsbanken in Deutschland, verdeutlicht in einer Mitteilung vom 30. Oktober 2019 den Bedarf nach einem digitalen Euro.

Dabei verdeutlicht der Bericht, dass die Verantwortung für das Währungssystem in der Verantwortung der souveränen Nationalstaaten liegt. Dementsprechend müssen auch Währungen privatwirtschaftlicher Unternehmen sich an diesem staatlich festgelegten System orientieren. Ein nicht erfüllen dieser Forderungen führe „zu Chaos und Instabilität“.

Folglich sprechen sich die Banken für einen Krypto-basierten, digitalen Euro aus. Dieser sollte auf einer europaweiten, gemeinsamen Zahlungsplattform eingerichtet werden.

„Die Identität des Nutzers eines digitalen Euros – ob Mensch oder Maschine – muss eindeutig zuzuordnen sein. Hierfür ist ein europäischer Identitätsstandard notwendiger, besser noch ein globaler Standard. Bei jeder Form von Digitalgeld sollten Kunden nach einem genauso strengen Standard identifiziert werden müssen, wie ihn Banken oder andere Verpflichtete nach den geltenden geldwäscherechtlichen Bestimmungen heute selbstverständlich zu berücksichtigen haben.“ – Position Nr. 7 des Bankenverbands

Jenseits von Libra: Mit dem digitalen Euro raus aus der Zuschauerrolle
Jenseits von Libra: Mit dem digitalen Euro raus aus der Zuschauerrolle @Bankenverband.de

Bankenverband identifiziert Standards als Voraussetzung für Digitalwährungen

Einen besonderen Fokus legt der Bankenverband auf neue Standards. Folglich kann ein wettbewerbsfähiges Zahlungssystem nur auf einem allgemeingültigen Standard sowie einer gemeinsamen Währung basieren.

Dementsprechend schlägt die Arbeitsgruppe zur Erhaltung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit die Einführung einer programmierbaren Digitalwährung auf Euro-Basis vor. Diese digitale Währung kann die Bedürfnisse der Kunden befriedigen und die Transaktionskosten durch innovative Validierungsmechanismen signifikant reduzieren.

Zudem merken die deutschen Privatbanken an, dass digitales Geld in einer digitalen Wirtschaft schnell an Relevanz gewinnt. Nichtsdestotrotz stellt die Bereitstellung von Krypto-basierten Geld keine Gefahr für das Währungssystem dar. Dahingegen könnte jedoch eine private Kryptowährung wie Libra, die in Konkurrenz zu etablierten Leitwährungen steht, wirtschaftliche und politische Konflikte fördern.

Dementsprechend fordert der Bankenverband die nationalen und internationalen Entscheidungsträger zu einer verantwortungsbewussten Entscheidung – das Verbot privater Leitwährungen – auf.

Der Bankenverband erhält Unterstützung von der Politik

Weiterhin verdeutlichen die deutschen Banken, dass sie bereit sind einen Beitrag zu einem zukunftsfähigen innovativen Geldsystem zu leisten. Dabei stellt ein programmierbarer digitaler Euro auf Konten- sowie Krypto-Basis die Grundlage dar. Dieser kann die Interoperabilität mit dem Giralgeld sicherstellen. Nichtsdestotrotz bedarf ein solcher Ansatz der Schaffung einer europaweiten Zahlungsverkehrsplattform, welche einen digitalen Euro unterstützt.

Auch der deutsche Finanzminister Olaf Scholz hat sich kürzlich für die Einführung eines digitalen Euros ausgesprochen. Dabei erklärte Scholz, dass ein solches Zahlungssystem für Europa von Vorteil sei. Außerdem sollte Europa dieses Feld nicht China, den USA oder privaten Anbietern überlassen.

Des Weiteren äußerte sich auch der amtierende EZB-Präsident Mario Draghi zur Diskussion um Stablecoins.

„Bisher hatten Stablecoins und Krypto-Assets in diesen Bereichen nur begrenzte Auswirkungen und sind nicht so konzipiert, dass sie als Ersatz für Geld geeignet sind.“ – Mario Draghi, Präsident der EZB

Demnach sieht Draghi in Stablecoins bisher keine Bedrohung für das bestehende Geldsystem. Insbesondere die Konzeptionierung von Digitalwährungen sei laut Draghi ungeeignet, um Auswirkungen auf klassische Fiatwährungen zu haben.

Kryptowährungen sind für die EZB und Bundesparlament kein Geld

Jüngst hat sich auch das Bundesparlament den Aussagen Draghis angeschlossen und bestätigt, dass Kryptowährungen wie Bitcoin kein echtes Geld seien. Außerdem merkte das Parlament in der entsprechenden Erklärung an, dass Stablecoins keine Alternative zu Fiatwährungen seien.

Dementsprechend erklärte das Parlament, dass die Regierung eine Einschränkung von Stablecoins erwäge.

„Aus Sicht der Bundesregierung wird sicherzustellen sein, dass sich Stablecoins nicht als Alternative zu staatlichen Währungen etablieren und damit die bestehende Währungsordnung in Frage stellen.“ – Deutscher Bundestag, Parlamentsnachrichten

Außerdem verdeutlichte der Bundestag in den Parlamentsnachrichten, dass eine abschließende Prüfung über die Rechtsmäßigkeit von Libra noch nicht erfolgt sei. Auf Basis des Whitepapers, welches keine geeignete Arbeitsgrundlage darstelle, könne eine Bewertung nicht erfolgen.

Fazit: Bankenverband identifiziert Bedarf für digitalen Euro

Das Arbeitspapier des Bankenverbands verdeutlicht, dass die deutschen Privatbanken einen Bedarf für digitale Währungen sehen. Vielmehr verdeutlichen die Banken, dass die EU diesen Markt nicht an die USA oder China abtreten dürfen.

Ein digitaler Euro könne zudem die Grundlage des Wirtschaftssystems darstellen und die Souveränität der Staaten gewährleisten. Bereits heute sei das Giralgeld eine Art des digitalen Geldes, welches eine tragende Rolle im Zahlungsverkehr spielt. Doch vor allem neue Formen zur Bezahlung, etwa Bitcoin oder Alipay, stellen eine Herausforderung dar. Das programmierbare Digitalgeld könne durch den Einsatz von Smart Contracts zahlreiche Vorteile bieten und somit schnell von den Markteilnehmern adaptiert werden.

Persönlich unterstütze ich die Aussagen des Bankenverbands. Die Einführung eines digitalen Euros würde die Weichen für die Zukunft der EU stellen und privaten Währungen wie Libra zuvorkommen. Auch China plant die Einführung einer solchen Digitalwährung im kommenden Jahr. Langfristig bieten Digitalwährungen den Nutzern entscheidende Vorteile bei der Bedienbarkeit und den Kosten.

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