Thank My Farmer schafft Transparenz im Kaffeemarkt
Am 6. Januar hat die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wieder eine Bühne für neue Technologien und Geräte geschaffen.
Auch IBM und Farmer Connect – eine Organisation die für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Agrarlieferkette einsteht – haben ihre Chance genutzt und eine neue Blockchain-App vorgestellt. Mithilfe dieser dApp können Kunden mehr über ihren gekauften Kaffee erfahren.
Thank My Farmer – die neue App von IBM und Farmer Connect
Die jährlich stattfinde CES gehört zu den größten internationalen Bühnen für digitale Unternehmen. In diesem Jahr nutzen IBM und Farmer Connect eben jene Bühne, um die neue App „Thank My Farmer“ vorzustellen.
Dabei soll diese neue dApp mehr Transparenz schaffen und Kunden eine interaktive Karte zur Verfügung stellen.
Durch das Einscannen des QR-Codes auf der Kaffeeverpackung können die Verbraucher in Zukunft die Reise ihres Produkts nachvollziehen und mehr über die Produktionsbedingungen erfahren.
„Nach dem Einscannen eines QR-Codes gelangen die Kunden direkt auf eine Produktseite mit ausführlichen Informationen zum ausgewählten Kaffee. Unter der entsprechenden Beschreibung befindet sich eine interaktive Karte, welche die Reise des Kaffees visualisiert. Wir sind der Meinung, dass Sie mit einer Tasse Kaffee um die Welt reisen können und wir möchten den Verbrauchern dabei helfen, dies zu veranschaulichen.“ – David Behrends, Gründer und Präsident von Farmer Connect
Thank My Farmer basiert dabei auf der IBM Blockchain-Technologie. Dementsprechend existiert ein permanentes und digitalisiertes Transaktionsverzeichnis, welches mögliche Manipulationen unterbindet.
Mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette
Wie Paul Chang, Leiter von IBM Worldwide Blockchain, verdeutlicht, erhält jeder Teilnehmer von Thank My Farmer eine Kopie der Transaktionsdaten.
Außerdem werden Ergänzung im gesamten Netzwerk, basierend auf der Berechtigungsstufe des jeweiligen Teilnehmers, automatisch geteilt.
Durch diesen Ansatz können die Teilnehmer des Netzwerks – hierzu gehören Landwirte, Großhändler und Einzelhändler – effizienter miteinander kommunizieren.
Zudem profitieren auf diese Weise auch die Endverbraucher und erhalten tiefere Einblicke in die Herkunft ihres Kaffeeprodukts.
Infolgedessen merkte Behrends an, dass die Verbraucher in den Genuss einer vollständigen Transparenz gelangen. Demnach können diese bereits beim Einkaufen die Reise ihres Kaffees nachvollziehen.
„Wenn wir Geolokalisierungen von Bauern haben, zeigen wir diese Farmen auf den Karten an. Haben wir diese Informationen nicht, zeigen wir die Schritte an, welche der Kaffee durchlaufen hat. So beginnt der Kaffee als Kirsche. Die Bohnen werden erst später aus der Kirsche genommen, gewaschen und getrocknet. Jeder Schritt findet in anderen Segmenten statt, bevor das Produkt schlussendlich in den Export gelangt. Verbraucher können auf die interaktive Karte klicken und mehr darüber erfahren, wie ihr Kaffee beschafft, verschifft und transformiert wurde.“ – David Behrends, Gründer und Präsident von Farmer Connect
Live-Demo zeigt Potenzial von Thank My Famer
Im Rahmen der CES-Vorführung haben IBM und Farmer Connect Kaffeeprodukte von Bluestone Lane verwendet. Nach der Präsentation bestätigte Behrends, dass die App gegen Anfang des Jahres 2020 verfügbar sei.
Vorerst können nur Kunden aus den USA und aus Kanada auf den Service zurückgreifen. Bereits zu Beginn können die Kunden die Produkte von Folgers 1850 einscannen und die Reise dieses Premiumkaffees nachvollziehen.
Kunden in Europa können zu einem späteren Zeitpunkt auf die App zugreifen und dabei die Produkte der Kaffeerösterei Beyers 1769 einscannen.
Des Weiteren soll die neue dApp auch dazu beitragen, dass die Verbraucher eine Beziehung zur Kaffeefarm aufbauen. Das hohe Maß an Transparenz soll die Beziehung zwischen Kunden und Kaffee humanisieren.
Verschiedene Auswertungen verdeutlichen, dass Kaffeetrinker jährlich rund eine halbe Billion Tassen Kaffee konsumieren.
Außerdem achten vor allem jüngere Käufer auf nachhaltige Produkte. So kaufen zwei Drittel der Verbraucher im Alter von 19 bis 24 nachhaltig angebauten Kaffee.
Dennoch sind sich die meisten Verbraucher nicht über die Arbeitsbedingungen in der Branche bewusst. So hängen rund 25 Millionen Kaffeebauern von ihrer Arbeit ab.
Thank My Famer ermöglicht P2P-Zahlungen an Farmer
Die Verwendung der Blockchain-Technologie schafft zudem einen komplett neuen P2P-Markt, der Transaktionen an die Landwirte ermöglicht. So können die Kunden die App verwenden, um lokale Projekte zu finanzieren und somit die Bauern zu fördern.
Es sei das Ziel der Kooperation, die Kunden dazu zu bewegen, sich an der Steuerung der Nachhaltigkeit zu beteiligen. Durch die Finanzierung von nachhaltigen Projekten können die Kunden den Fokus auf den Aspekt der Nachhaltigkeit lenken.
Überdies kooperiert Farmer Connect mit der Sovrin Foundation, um eine digitale Identität für die Landwirte zu erstellen. Mithilfe dieser digitalen Identität gelangen die Landwirte erstmalig in den Besitz ihrer eigenen Daten.
Außerdem soll die digitale Identität eines Landwirts dessen Ausweise und Aufzeichnungen über Kaffeetransaktionen beinhalten.
So können die Händler erstmalig digitale Anmeldeinformationen verwenden, um Preise, Mengen und Qualitätsanforderungen über die App zu bestätigen.
Insofern der Landwirt die Konditionen akzeptiert, gelangen diese vollautomatisch auf die IBM Blockchain.
Die Transformation einer gesamten Branche
Die digitale Identität ist ein Novum in der Landwirtschaft. Erstmalig können Bauern digitale Kanäle verwenden und diese mit einem Bankkonto oder einer Wallet verknüpfen.
Somit kommen die Zahlungen auch direkt beim avisierten Empfänger an. Thank My Famer ermöglicht jedoch auch die nachträgliche Zurückverfolgung der Transaktionen.
Die Zahlungsfunktionen sollen bereits ab Februar verfügbar sein. Obendrein erhält jede Zahlung eine eindeutige ID, sodass eine kontinuierliche Nachverfolgung der Transaktion möglich ist.
Dementsprechend schafft die dApp vollkommene Transparenz und zeigt die Verwendung der Finanzmittel auf.
Der Unterschied zu anderen Blockchain-basierten Lösungen
Während Thank My Farmer zwar auf der IBM Blockchain basiert, gehört Famer Connect nicht zu den Teilnehmern des IBM Food Trust Networks.
Food Trust besteht inzwischen aus mehr als 200 Mitgliedern – hierzu gehören auch Walmart und Carrefour.
Trotzdem kommen die gleichen Ressourcen wie bei Food Trust zum Einsatz, sodass sich die Betreiber keine Sorgen über die Skalierbarkeit, Sicherheit und Robustheit machen müssen.
Außerdem verdeutlicht Chang, dass die Intention hinter der neuen Applikation nicht in der Einführung einer neuen Technologie begründet ist.
Vielmehr ginge es Farmer Connect um die Schaffung eines nachhaltigen Ökosystems für Kaffeebauern, Konsumenten und Händler.
Dementsprechend unterscheidet sich Thank My Farmer von vergleichbaren Projekten, die darauf abzielen, Herkunftsinformationen darzustellen.
Bei der neuen dApp können die Nutzer unmittelbar an der Finanzierung der Kaffeebauern teilhaben und somit die Nachhaltigkeit der gesamten Lieferkette fördern.
Fazit: Thank My Famer leitet die Transformation des Kaffeemarkts ein
Im Regelfall ist die CES für technische Neuerungen wie Fernseher, E-Fahrzeuge oder Smartphones bekannt.
Die Vorstellung von Farmer Connect kann deshalb als Überraschung gelten. Wichtiger ist aber der innovative Ansatz hinter der vorgestellten Lösung.
Mit der App Thank My Farmer erhalten die Nutzer eine vollständig transparente Darstellung der Lieferkette. Hierzu gehören neben ausführlichen Informationen zum Produkt auch Geo-Daten.
Vor allem im Vergleich zu anderen Lösungen fällt die digitale Identität auf. Diese ist nahezu revolutionär für die Kaffeebauern und ermöglicht die Nutzung digitaler Services.
Außerdem erhalten die Bauern somit Zugriff auf direkte Unterstützungen. Die Förderung lokaler Projekte soll zudem dazu beitragen, dass die gesamte Kaffeebranche nachhaltiger wird.
Aus meiner Sicht ist Thank My Farmer ein innovatives und vor allem modernes Produkt. Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle in unserem Leben und die gebotene Transparenz überzeugt mich als leidenschaftlichen Kaffeetrinker.
Sobald die App in Europa verfügbar ist, werde ich diese testen und meine Erfahrungen als Update teilen.