Tether – der stille Riese könnte bald Ethereum überholen
Stablecoins sind beliebt. Das beste Beispiel für diese These ist Tether (USDT), denn bereits heute liegt die Stablecoin mit einigem Abstand auf Platz 3 der größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Der Abstand auf Ethereum ist beachtlich, doch dürfen wir Mike McGlone, Senior Commodity Strategist bei Bloombergs Crypto Outlook, Glauben schenken, könnte sich dies bis zum Ende des kommenden Jahres noch ändern.
Stagnation bei Ethereum könnte anhalten
Wie Bloombergs Crypto Outlook verdeutlicht, könnte Tether bis zum Ende des kommenden Jahres die Platz 2 im Ranking der Kryptowährungen mit der höchsten Marktkapitalisierung übernehmen. Grund hierfür ist vor allen Dingen die stagnierende Marktkapitalisierung bei Ethereum. Für einen Großteil des vergangenen Jahres und auch zu Beginn 2020 hat der Ethereum Kurs stagniert. Erst das steigende Interesse an DeFi, welches den Juli dominierte, hat für eine Trendumkehr gesorgt.
Auf der anderen Seite hat Tether keine Stagnation erlebt. Vielmehr ist die Marktkapitalisierung seit dem Jahr 2017 ansteigend. Lediglich der Oktober 2018 weist einen sichtbaren Einbruch auf. Noch zu Beginn des Jahres 2020 startete Tether mit einer Marktkapitalisierung von 4,1 Milliarden US-Dollar. Inzwischen, im Oktober 2020, verfügt die Stablecoin über eine Marktkapitalisierung von 15,7 Milliarden US-Dollar. Somit hat sich Tether auf Platz 3 festgesetzt und einen Sicherheitsabstand zu Ripple aufgebaut.
Einer der Gründe für die steigende Nutzung von Tether dürfte die Nachfrage nach DeFi sein. Immerhin stieg die Marktkapitalisierung im Rahmen des DeFi-Hypes kontinuierlich an. Dabei macht USDT das Investieren vergleichsweise einfach, denn es gibt in der Theorie nur ein geringes Währungsrisiko und viele DeFi-Protokolle gewähren auch bei USDT eine vergleichsweise gute Rendite.
Bloomberg sieht steigende Adaption von Tether
Geht es nach Bloomberg, dann steht der zunehmenden Adaption von Tether nur wenig im Wege. Sollten sich die aktuellen Trends fortsetzen, dann dürfte Tether bereits im kommenden Jahr eine höhere Marktkapitalisierung als Ethereum besitzen.
„Es muss etwas Wichtiges geschehen, um die zunehmende Adaption von Tether auszubremsen.“ – Mike McGlone, Senior Commodity Strategist bei Bloombergs Crypto Outlook
Allerdings unterstützt nicht jeder in der Krypto-Community genau diese Annahme. Für einige Anleger ist Tether auch keine relevante Kryptowährung, da die Stabelcoin mit dem US-Dollar korreliert. Somit sind hier keine Kursbewegungen wie bei Bitcoin oder Ethereum zu erwarten.
Auch Adam Back teilte seinen Followern jüngst mit, dass BTC die einzig wahre Benchmark im Krypto-Sektor sei. Dementsprechend sei Bitcoin auch die wichtigste Kryptowährung in zahlreichen Portfolien. Auch ein Vergleich der individuellen Rendite mit der Wertentwicklung von BTC sei bereits heute der Standard. Der Performancevergleich ist wichtig, um die eigene Rendite gegenüber der Marktrendite zu vergleichen. Wer beispielsweise Aktien handelt, vergleicht im Normalfall seine Performance mit der des S&P 500 oder MSCI World.
#bitcoin is the unit a account already, for crypto traders. most portfolios are bitcoin denominated. it’s the only benchmark that matters, you want to know if your long/short/option/yield/alt trading strategy did better or worse, or you could have just held. not hodling is risk.
— Adam Back (@adam3us) October 11, 2020
Zum Abschluss macht aber auch Adam Back klar, dass er in Stablecoins investiert, diese jedoch eine deutlich geringere Gewichtung in der gesamten Asset-Allokation einnehmen.
Tether verdeutlicht das Potenzial von CDBCs
Des Weiteren verdeutlicht der Bloomberg Crypto Outlook, dass die steigende Adaption von Tether auch ein Indikator für die Zukunft von Zentralbankwährungen wie dem digitalen Euro ist. Geht es nach den Studienerstellern, dann ist das Erscheinen der ersten digitalen Zentralbankwährungen nur eine Frage der Zeit. Allerdings gibt es auch weniger positive Szenarien. So veröffentlichte die Financial Action Task Force (FATF) im Juni 2020 einen Bericht, welcher das Risiko von Stablecoins verdeutlicht. Im Fokus standen hierbei jedoch insbesondere dezentrale Währungen, welche die Bekämpfung von Geldwäsche verkomplizieren.
Außerdem malt der Bericht ein sehr bullishes Szenario für Bitcoin in den kommenden Jahren. Wie Bloomberg mitteilt, wird Bitcoin in den kommenden Jahren an Nullen gewinnen. Bis zum Jahr 2025 rechnen die Analysten mit Kursen von bis zu 100.000 US-Dollar pro Bitcoin – ähnliche Szenarien malt auch das Stock-to-Flow-Modell, welches in der Community große Anerkennung erfährt.
Einer der Gründe für den steigenden Wert sei die strikte Limitierung auf 21 Millionen BTC. Dementsprechend ergibt sich im Laufe der Zeit eine höhere Nachfrage, welche mit steigenden Preisen einhergeht.
Nichtsdestotrotz hebt die Analyse auch hervor, dass die Preissteigerungen nicht mehr in einer vergleichbaren Geschwindigkeit stattfinden. Vielmehr dürfte sich der Preis mit einer anhaltenden Adaption steigern – im Vergleich zu den Vorjahren sinken jedoch die Kurswachstumsraten. Abschließend merkt Bloomberg an, dass die meisten Nachfrage- und Adaptionsmetriken verdeutlichen, dass Bitcoin mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf seinem aktuellen Wachstumspfad bleiben kann.
Fazit: Tether bald die Nummer 2?
USDT ist eine interessante Möglichkeit, um Assets schnell zwischen verschiedenen Handelsplätzen zu bewegen. Allerdings haben viele Anleger Tether nicht wirklich im Fokus, denn Kursgewinne sind aufgrund der Bindung zum US-Dollar kaum möglich. Einzig während des Corona-Crashs gab es Kurs von mehr als 1,14 US-Dollar. Der Grund hierfür war allerdings die schnell steigende Nachfrage.
Sollte die Adaption von USDT aufgrund von DeFi und als Tauschwährung in Zukunft zunehmen, steht diesem Szenario wahrscheinlich nicht viel im Wege. Auf persönlicher Ebene ist Tether für mich jedoch kein Investment im eigentlichen Sinne, sondern eher ein Tauschmittel. Doch mit der steigenden Adaption von Kryptowährungen im Allgemeinen dürfte auch Tether eine steigende Adaption erfahren.