Russland: Kryptowährungen offiziell als Währung akzeptiert
Zuletzt machte Russland wiederholt Schlagzeilen in Bezug auf Kryptowährungen. Der Grund: die russische Zentralbank äußerte harsche Kritik an den Kryptos, sah sie sogar als feindlich an.
Nach einer neuerlichen Kehrtwende akzeptiert Russland Kryptowährungen offiziell als Währung.
Woher rührt Russlands Wandel zugunsten von Bitcoin?
Kaum ein paar Monate ist es her, dass russische Behörden und Banken den Bitcoin und als Stellvertreter weiterer Kryptowährungen geradezu zerrissen. Die russische Zentralbank äußerte damals, Kryptos würden die finanzielle Souveränität des Landes untergraben.
Insofern schätzten die Bänker den Bitcoin als feindliches Instrument ein. Wenig später entstand ein Konflikt im Nachbarland Kasachstan, der offenbar zum Umdenken führte.
Kasachstan war zu dem Zeitpunkt nach den USA das Land mit der zweitgrößten Bitcoin-Hashrate.
Diesen Rang erreichte Kasachstan in sehr kurzer Zeit. Ausschlaggebend war das Verbot vom Krypto Mining, das im September 2021 in China in Kraft trat und zu großer Abwanderung zugunsten von Kasachstan führte.
Darauf machten Berater wahrscheinlich auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufmerksam, der sich im Zusammenhang mit den Ausschreitungen Anfang 2022 in Kasachstan mit dem Land beschäftigte.
Ein besonders bekannter Fakt ist die Tatsache, dass die Regierung Kasachstans das Internet abschaltete.
Viele industrielle Bitcoin-Miner schreckte das ab. Putin bemerkte an dieser Stelle, dass sein eigenes Land diesen Minern eine neue Heimat sein könnte.
Ist Russland das nächste El Salvador?
Für szenekundige Personen ist Russland schon zuvor interessant gewesen, denn innerhalb der Bitcoin-Mining-Rangliste lag es direkt hinter Kasachstan bereits 2021 auf Platz drei der Länder mit der größten Bitcoin-Hashrate.
In jüngster Vergangenheit realisierte Putin diese Attraktivität und sprach sich erstmals positiv gegenüber Kryptowährungen aus.
Russland habe sogar die Möglichkeit, international eine entscheidende Rolle im Bitcoin-Mining zu spielen.
Die bisher kritische Haltung der russischen Zentralbank stehe dabei sicher nicht im Weg, machte Putin klar.
Man müsse sich einfach mal über die Vorteile des Bitcoin-Mining unterhalten und werde dann schon eine gemeinsame Lösung finden.
Offensichtlich war es also kein Geringerer als der russische Präsident selbst, der den Stein ins Rollen brachte. Seit dieser Bekanntgabe sind nur zwei Wochen vergangen und schon bringt Russland ein erstes Gesetz auf den Weg, das Putins Aussagen unterstützt.
Krypto-Enthusiasten sollten sich allerdings nicht zu früh freuen. Putin wies damals schon darauf hin, dass die Bitcoin-Miner konkreten Regeln folgen müssten. Ganz in diesem Stil ist auch das neue Gesetz geschrieben.
Im Gegensatz zu El Salvador sieht Russland keine weitgehende Unterstützung des Bitcoin oder einer anderen Kryptowährung vor. Von einer großzügigen Öffnung für die Ideen des Bitcoin ist nicht auszugehen.
Russland bringt Bitcoin-Gesetz auf den Weg
Konkret geht es um ein Gesetz, an dem die russische Regierung derzeit in Kooperation mit der russischen Zentralbank arbeitet. Schon am 18. Februar soll dieses Gesetz in Kraft treten. Russland sieht also eine zügige Anpassung vor.
Sofern das Gesetz in Kraft tritt, gelten Kryptowährungen dann in Russland nicht mehr als reine digitale Wertanlagen, sondern als Währungen.
Rechtlich bedeutet das, nur noch lizenzierte Partner der Behörden dürfen Kryptowährungen ausgeben. Obendrein sollen Transaktionen mit Kryptowährungen gemeldet werden, sobald sie ein Volumen von 600.000 Rubel oder mehr haben. Aktuell entspricht dieser Wert 7.044 Euro.
Russland versucht durch diese Gesetze, Kryptowährungen einzuschränken. Natürlich lassen sich Transaktionen nicht effektiv überwachen und auch der Erwerb von Kryptos ist nicht so einfach zu reglementieren, wie es sich die Gesetzgeber vorstellen.
In der Bekanntgabe der russischen Regierung werden Peer-to-Peer Exchanges sogar explizit erwähnt. Auch die dortigen Händler sollen eine Lizenz vorweisen, wenn sie auf dem russischen Markt agieren möchten.
Diese Vorstellung ist vollkommen illusorisch, wie Nigeria bewies – ein Land, in dem Kryptowährungen offiziell komplett verboten sind.
Natürlich stellt sich an dieser Stelle die Frage, warum Russland nicht den gleichen Schritt vollzieht wie Nigeria und Kryptos einfach verbietet. Der Grund liegt auf der Hand.
Russland könnte durch Kryptowährungen pro Jahr 13 Milliarden USD verdienen
Peer-to-Peer Exchanges sind niemals vollständig zu überwachen. Statt mit Fiatwährungen zahlen die Kunden dort häufig mit Gutscheinen oder anderen leicht erwerblichen und gut übertragbaren Dingen.
Vielleicht handelt die russische Regierung in der Hoffnung, dass sich dennoch genug Menschen an staatliche Gesetze halten. Sofern das gelingt, könnte Russland bis zu 13 Milliarden US-Dollar oder 11,3 Milliarden Euro erwirtschaften.
Würde Russland weniger tief in den Markt eingreifen, wäre nicht so viel Verdienst möglich. Durch die neuen Gesetze schafft der Staat also eine Grundlage, um Geschäfte im Zusammenhang mit Kryptowährungen überhaupt gesetzlich besteuern zu können.
Zudem möchte Putin sein Land als Hochburg des Bitcoin-Mining ausrichten. Für Miner soll eine Steuer von 15 Prozent gelten.
Ist das gesamte Klima gar zu unfreundlich gegenüber Kryptowährungen, könnte das die Miner verschrecken.
Es ist fraglich, ob die industriellen Bitcoin-Miner diese Steuer akzeptieren oder ihre Farmen nicht lieber verlagern. Sie sind die Einzigen, auf die eine solche Steuer praktisch anwendbar wäre.
Kleine private Miner fallen nicht auf. Durchsetzen lassen sich diese Gesetze dann nicht. Die Einhaltung müsste seitens der Miner freiwillig geschehen.