Indien plant Test der digitalen Währung „E-Rupie“
Wie viele andere Zentralbanken weltweit, so arbeitet auch die indische Zentralbank an einer digitalen Zentralbankwährung CBDC.
Am vergangenen Freitag hat die indische Zentralbank ein Papier veröffentlicht, in dem ein Fahrplan bis zu einem schrittweisen Pilotprojekt aufgezeichnet ist.
Die indische Zentralbank (Reserve Bank of India – RBI) hat am letzten Freitag ein Papier veröffentlicht, in dem die weitere Entwicklung der indischen Zentralbankwährung skizziert wird.
Die sogenannte E-Rupie soll demnächst in verschiedenen Phasen schrittweise unter realen Bedingungen getestet werden.
Neben dem skizzierten Ablauf der geplanten Entwicklungs- und Test-Schritte sind auch Erläuterungen über die Gründe der Einführung einer eigenen CBDC in Indien aufgeführt.
Die E-Rupie soll als Alternative zu Papiergeld ausgegeben werden und es soll zwei Versionen geben: Eine für Großhandelstransaktionen unter den Banken und eine Zweite für den privaten Zahlungsverkehr und für die Abwicklung von Zahlungen im Einzelhandel.
Ein dringender Grund für die Steigerung der Entwicklungsanstrengungen ist die Tatsache, dass auch China eine eigene CBDC testet und damit die Vormachtstellung in asiatischen Raum einnehmen kann.
Neben China sind in dem Papier noch 16 weitere Länder aufgeführt, die bereits eigene Versionen von CBDCs testen, hinter denen will Indien nicht den Anschluss verlieren.
Gegenwärtig stehen wir an der Spitze einer Wende in der Währungsentwicklung, die die Natur des Geldes und seine Funktionen entscheidend verändern wird. CBDCs werden als vielversprechende Erfindung und als nächster Schritt in der evolutionären Weiterentwicklung der souveränen Währung angesehen.
Weltweite Entwicklung neuer digitaler Zentralbankwährungen
Auf der ganzen Welt arbeiten viele Zentralbanken an der Entwicklung von neuen digitalen Zentralbankwährungen, den sogenannten CBDCs.
Sie sollen dann nicht nur als reine Werkzeuge für die Abwicklung von Großhandelstransaktionen unter den Banken genutzt werden, sondern auch als Alternative für das Papiergeld im Einzelhandel.
Neben der notwendigen Entwicklung von neuen digitalen Zentralbankwährungen für die Großhandelstransaktionen soll auch die Vormachtstellung von privaten Kryptowährungen für den Einzelhandel gebrochen werden.
So beschreibt die indische Zentralbank RBI in dem Papier auch das Vorhaben, mit der privaten Version einer E-Rupie eine digitale Währung für den Einzelhandel und private Transaktionen schaffen zu wollen.
Diese E-Rupie soll dann die Vorteile von digitalen Währungen, wie die privaten Kryptowährungen, mit der Sicherheit einer staatlich kontrollierten Zentralwährung vereinen.
CBDCs werden der Öffentlichkeit die Vorteile virtueller Währungen bieten und gleichzeitig den Verbraucherschutz gewährleisten, indem sie die schädlichen sozialen und wirtschaftlichen Folgen privater virtueller Währungen vermeiden.
Der Vormarsch von privaten Kryptowährungen, die keinerlei offizieller Kontrolle unterliegen, birgt ein hohes Risiko für die finanzielle und makroökonomische Stabilität des indischen Finanzsystems.
Dadurch wird die Fähigkeit von notwendigen Eingriffen und Regulierungen in die Geldpolitik des Landes eingeschränkt.
Ganz zu schweigen von den Risiken für die Nutzer dieser privaten digitalen Währungen, die durch die jüngsten Ereignisse auf dem Kryptomarkt nochmals deutlich wurden und zu sehr hohen Verlusten von Vermögenswerten geführt haben.
Die Waage zwischen Anonymität und Sicherheit halten
Gerade in Bezug auf die Entwicklung der privaten Version der CBDC ist sich die RBI bewusst, dass es vonseiten der Verbraucher her wünschenswert wäre, wenn die Verwendung so einer Währung so anonym wie die Zahlung mit Bargeld wäre.
Das richtige Maß an Anonymität und Sicherheit bei der Entwicklung einer digitalen Währung für den privaten Zahlungsverkehr und den Einzelhandel stellt eine der größten Herausforderungen dar.
Einerseits soll diese digitale Währung so attraktiv wie möglich sein, damit möglichst viele Nutzer von den privaten digitalen Währungen rübergezogen werden können.
Zum anderen sollen illegale Transaktionen und eine anonyme Schattenwirtschaft möglichst verhindert werden.
Dies Vorhaben der RBI kommt beinah der Quadratur eines Kreises gleich.
Das Potenzial für eine anonyme digitale Währung, eine Schattenwirtschaft und illegale Transaktionen zu erleichtern, macht es höchst unwahrscheinlich, dass ein CBDC so konzipiert sein würde, dass es dem Grad an Anonymität und Privatsphäre, der derzeit mit physischem Bargeld verfügbar ist, vollständig entspricht.
Indien hatte im Februar dieses Jahres erstmals angekündigt, die Entwicklung einer eigenen CBDC zu planen. Und jetzt, nur sieben Monate später, ist die Entwicklung so weit fortgeschritten, dass konkrete Pläne für verschiedene Testläufe veröffentlicht werden.
Dies unterstreicht den Druck, den die Entwicklung einer chinesischen CBDC auf die indische Zentralbank ausübt.
Eine Entwicklung, die nicht nur in Indien zu beobachten ist, sondern vielen Zentralbanken auf der Welt Sorgen bereitet.
So auch der US-Notenbank, die sich einer Debatte ausgesetzt sieht, inwieweit die Vorherrschaft des US-Dollars als Weltreservewährung auf dem Spiel stehe.
So forderte Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank Fed (Federal Reserve), bereits im Juni dieses Jahres den Kongress auf, die notwendigen Richtlinien und Gesetzte für die Einführung einer US-amerikanischen CBDC und des digitalen Dollars zu erlassen.
Die Fed ist seit 2017 mit Prüfungen zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung und eines digitalen Dollars beschäftigt.
Angesichts des enormen Wachstums von Krypto-Assets und Stablecoins prüft die Federal Reserve, ob eine digitale Währung der US-Zentralbank ein bereits sicheres und effizientes inländisches Zahlungssystem verbessern würde. Ich denke, das ist etwas, das wir als Land wirklich erforschen müssen. Es ist eine sehr wichtige potenzielle Finanzinnovation, die alle Amerikaner betreffen wird.
Die Ausgabe eines staatlichen digitalen Dollars wird sicherlich große Auswirkungen auf den gesamten Markt der privaten Kryptowährungen haben.
Aber wahrscheinlich führt es auch zu einem Schub der Nutzung von digitalen Währungen unter der breiten Bevölkerung.
Ob dies der bisherigen Kryptowährungsbranche nützen oder schaden wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall haben die privaten Kryptowährungen die Entwicklung von staatlichen digitalen Währungen weltweit deutlich vorangetrieben.