Können mobile Apps zur Massenadaption der Blockchain führen?
Neue und disruptive Technologien stehen im Zentrum des neuen Jahrzehnts. Neben künstlicher Intelligenz, Machine Learning und dem Internet of Things gehören auch die Distributed-Ledger-Technologien (DLT) in die Kategorie der disruptiven Technologien. Allerdings zeigt ein Blick auf den Markt auch, dass vor allem Künstliche Intelligenz und Machine Learning bereits heute eine vermehrte Anwendung erfahren. Um eine mittel- bis langfristige Adaption zu realisieren, muss es für den Einsatz der Blockchain – die wohl bekannteste DLT – einen klaren Usecase geben. Mobile Apps könnten genau solch ein Usecase sein.
Status Quo des Blockchain-Marktes
Werfen wir einen genaueren Blick auf den aktuellen Blockchain-Markt, dann agieren hier vermehrt spezialisierte Teilnehmer, die zumindest ein grundlegendes technologisches Verständnis aufweisen. Ein durchschnittlicher Nutzer hat im besten Fall bereits etwas von Bitcoin oder Ethereum gehört und weiß, dass es sich um zwei Blockchains und deren native Coins handelt.
Möchte ein Nutzer dann eine dieser Kryptowährungen erwerben, dann ergeben sich gleich mehrere Probleme, die dafür sorgen, dass die Nutzer sich vom eigentlichen Gedanken wieder distanzieren. Folgende Punkte stellen Neueinsteiger vor Herausforderungen:
- Geringe Kenntnisse über Kryptowährungen: Viele Nutzer haben bereits etwas von Krytowährungen als Anlageklasse gehört. Erfahrungen über die Funktion liegen dahingegen nur selten vor.
- Komplexer Kaufprozess: Auch der Kaufprozess ist noch immer recht komplex. Nutzer müssen im ersten Schritt einen passenden Handelsplatz finden, die Registrierung abschließen, Geld transferieren, Coins kaufen und anschließend an eine Wallet transferieren.
- Fehlendes Verständnis für Wallets: Auch Wallets sind für viele Nutzer eine Besonderheit. Wir empfehlen stets die Nutzung einer sicheren Wallet – etwa den Modellen von Ledger .
Außerdem hat sich der Mainstream-Nutzer noch nicht mit der Blockchain-Technologie sowie deren Funktionsweise befasst. Dementsprechend existieren viele Unsicherheitsfaktoren, die schlussendlich dazu beitragen, dass eine Massenadaption nur schleppend vorankommt.
Der aktuellen Stand zur Adaption von Ethereum
Neben Bitcoin gilt Ethereum als zweitwichtigste Blockchain. Allerdings verfügt Ethereum auch über eine eigene Programmiersprache, Solidity. Mithilfe dieser Programmiersprache lassen sich Smart Contracts programmieren, welche die Automatisierung ganzer Prozesse ermöglichen. Zusätzlich ist die Transaktionsgeschwindigkeit bei Ethereum höher als bei Bitcoin und somit besser für kleinere Transaktionen geeignet. Insbesondere im Bereich der dezentralisierten Finanzen (DeFi) spielt Ethereum eine tragende Rolle. DeFi gilt allgemein als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für Blockchain-Applikationen.
Nichtsdestotrotz stehen auch hier potentielle Nutzer auch bei dieser Blockchain sowie beim Kaufen von Ether vor einigen Herausforderungen. Einerseits müssen Sie im ersten Schritt Ether erwerben. Hierfür ist eine verifizierter Börsen-Account notwendig, der über einen Fiat-Gateway verfügt.
Zusätzlich sollten die Anleger im besten Fall über eine passende Wallet verfügen, um das eigene Ethereum sicher aufzubewahren. So ist zwar auch die Browserwallet Metamask beliebt, doch die Einrichtung für Neueinsteiger oftmals eine Herausforderung. Zusätzlich muss im Rahmen des Kaufprozesses der Know-Your-Customer-Prozess (KYC) bei den Börsen durchlaufen werden. Im Rahmen dieses Vorgangs erhalten die Handelsplätze Zugriff auf die personenbezogenen Daten der Anwender. An dieser Stelle springen viele Nutzer aufgrund mangelnder Regulierung ab.
Die gleichen Rahmenbedingungen betreffen auch mobile Apps. Möchten Nutzer den Service erstmalig nutzen, benötigen sie zumeist Ether, um die Transaktionsgebühren zu bezahlen. Da der Kaufvorgang eine zusätzliche Interaktion erfordert, führt dies oftmals zum Absprung der Nutzer – die App wird nicht genutzt.
Mobile Apps und deren Rolle bei der Blockchain-Akzeptanz
Blick wir nun auf den durchschnittlichen Anwender, dann hängt dessen Nutzung einer Anwendung im ersten Schritt von deren Nutzbarkeit ab. Wie wir bereits feststellen konnten, überzeugen zahlreiche Blockchain-Anwendungen nicht unbedingt durch eine gute Nutzbarkeit. Menschen mit einem grundlegenden Interesse an der Technologie schreckt dies zwar nicht ab, doch Neueinsteiger könnten komplett abspringen und somit das Interesse an der App und der Technologie verlieren. Auf diese Weise käme die Technologie auch nie zum Punkt, an dem der Markt diese weitläufig akzeptiert.
Ein etwas anderer Ansatz ist eine Fokussierung einer perfekten Nutzererfahrung. Hier stehen die mobilen Apps wieder im Fokus. Grundsätzlich zeigt sich, dass Nutzer eher eine mobile Anwendung auf dem Smartphone installieren, als auf einem anderen Gerät. Die Installation fällt vergleichsweise leicht aus, denn mit einem Klick im entsprechenden App Store können die Nutzer die Applikationen auf dem Smartphone installieren und sofort loslegen.
Im folgenden Schritt starten die Nutzer die App. Nehmen wir nun an, dass es sich hierbei um eine DeFi-App handelt, die eine höhere Verzinsung des investierten Kapitals verspricht. Eine solche App sollte über eine mobile Wallet verfügen – der Private Key wird auf dem Endgerät gespeichert. Durch die lokale Speicherung lässt sich sicherstellen, dass der Private Key sicher ist.
Möchte der Nutzer im Anschluss die dApp erstmalig nutzen, dann muss dieser nicht erst Ether kaufen. Die Gas Fee der ersten Transaktion ist bereits inkludiert in den Service. Hierbei handelt es sich um eine minimale Menge an ETH, die die User Journey maßgeblich verbessert. Nun sind die Nutzer im Netzwerk eingebunden und können sich vom Service überzeugen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die App weiterhin genutzt wird steigt an. Außerdem steigt im Regelfall das Interesse der Nutzer, sobald sie einen direkten Bezug aufbauen. Geld ist ein emotionales Thema – die Anwender möchten von der Rendite profitieren und weiter investieren.
Konkreter Anwendungsfall für eine mobile DeFi-App
Das zuvor beschriebene Konzept lässt sich natürlich etwas spezifizieren. Wer sich etwas genauer mit den beschriebenen Funktionsweisen befasst, dem fällt auf, dass eine solche App eine hohe Zentralisierung aufweist.
Als Autor bin ich mir dessen bewusst. Nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass der durchschnittliche Nutzer keinen Fokus auf die Dezentralisierung seiner Daten legt. Vielmehr haben die Anwender ein Interesse an einer einfachen Nutzung. Allerdings begrüße auch ich dezentrale Anwendungen, sodass ich davon ausgehe, dass der perfekte Sweetspot einer solchen Anwendung irgendwo zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung liegt.
Nehmen wir nun das Beispiel eines DeFi-basierten Sparkontos, dass eine höhere Rendite aufweist. Insbesondere die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten sorgt dafür, dass Anleger auf der Suche nach alternativen Investments sind. Eine App, die eine überdurchschnittliche Verzinsung verspricht, erfährt dementsprechend ein größeres Interesse. Blicken wir auf DeFi-Protokolle wie Compound, dann sind Renditen von rund 10 Prozent keine Seltenheit. Die Transaktionskosten für das erste Investment stellt die App bereit. Anschließend befindet sich der User direkt im Ökosystem und verweilt dort, aufgrund des Bezugs länger.
Aufwendige Nutzerinteraktionen wie das Durchlaufen eines KYC-Prozesses, das Installieren und Einrichten einer Wallet oder Kaufen von Kryptowährungen entfällt in diesem Anwendungsfall vollständig. Vielmehr muss der User nur die App installieren und kann sofort starten. Die Wallet befindet sich sicher verschlüsselt und lokal auf dem Endgerät. Auch die Interkation mit anderen Anwendungen entfällt vollkommen. Die positive Nutzererfahrung führt zu einer Empfehlung der App – eventuell gibt es ein virales Wachstum und eine steigende Adaption.
Blockchainbasierte App als dezentrale Speicherlösung
Ein weiteres Beispiel einer blockchainbasierten Anwendung wäre etwa eine dezentrale Version eines Speicherplatzes. Anwendungen wie Dropbox sind beliebt – immerhin können die Nutzer ihre Daten mit anderen Nutzern teilen. Allerdings befinden sich alle Daten zentral auf dem Server eines einzigen Unternehmens. Mithilfe von mobilen Apps lässt sich ein solcher Service auch dezentral abbilden – zusätzlich würden Nutzer erste Interaktionen mit der Blockchain tätigen.
So könnte beispielsweise eine App das Scannen von Unterlagen ermöglichen und diese auf die Blockchain transfieren. Auch in diesem Fall würden die Gas Fees von der App abgedeckt werden. Anschließend gelangen die Daten verschlüsselt auf die Blockchain – ein Zugriff ist nur mit den entsprechenden Rechten möglich. Die Vorteile dieses Ansatzes sind die einfache Umsetzbarkeit, die geringen Kosten für die Nutzung und die Dezentralisierung der Daten. Auch hier durchlaufen die Nutzer eine klare User Journey und können schnell ihren Wusch, das einfache Speichern von Unterlagen, umsetzen. Die Einrichtung weiterer Anwendungen, das Lesen komplexer Anleitungen und Installieren mehrerer Anwendungen entfällt.
Fazit: mobile Apps sind ein Erfolgsfaktor für die Adaption der Blockchain
Der Blockchain-Markt fokussiert sich noch immer auf spezifische Anwendungsfälle. Zwar sorgen Unternehmen wie IBM mit der Blockchain Food Trust bereits für einen guten Use Case, doch im Mainstream ist die Technologie noch nicht angekommen. Als Gründe lassen sich die Komplexität sowie schlechte User Journeys anführen.
Dabei können mobile Apps einen wichtigen Teil dazu beitragen, um die Adaption der Blockchain im Grunde zu steigern. Der Entfall von komplexen Vorgängen sowie das unmittelbare Onboarding tragen dazu bei, dass Nutzer die Blockchain eher im Mainstream akzeptieren.
Ich persönlich gehe davon aus, dass DeFi-Anwendungen mit einem besonders einfachen Onboarding den größten Einfluss auf das weitere Wachstum der Blockchain haben werden. Insbesondere alternative Investments mit hohen Verzinsungen versprechen eine gute Nutzererfahrung.