Italien forscht am digitalen Euro
Bereits seit einiger Zeit forschen europäische Banken an der Einführung des digitalen Euros („E-Euro“). Bislang allerdings mit mäßigem Erfolg, denn ein wesentlicher Fortschritt lässt sich hauptsächlich nur im europäischen Ausland erkennen. Staaten wie China oder sogar der Inselstaat Bahamas sind bereits einen deutlichen Schritt weiter und testen digitale Fiat-Währung bereits in der Praxis. Doch erwägen offenbar italienische Banken in diesem Bereich eine Pionierrolle einzunehmen. Unter der Obhut eines Forschungszentrums der italienischen Bankenvereinigung führen die Institute Studien im Bereich der Blockchain-Technologie und Programmierbarkeit durch. An diesem Versuchsaufbau beteiligen sich auch einige Unternehmen aus der Wirtschaft und IT.
Italien prüft Umsetzbarkeit des digitalen Euros
Die Italian Banking Association – kurz ABI – ist der Handelsverband der italienischen Banken und seit 1919 die übergreifende Bankenvereinigung des Landes. Gemäß einer aktuellen Pressemitteilung will die Vereinigung über das eigene Forschungszentrum ABI Lab ein experimentelles Testszenario aufbauen, um den digitalen Euro zu prüfen. Die ABI plant mit diesem Schritt die italienischen Banken bei der Einführung des „E-Euros“ zu unterstützen. Die Strahlkraft der Vereinigung solle zudem dazu beitragen, die öffentliche Diskussion zu diesem Thema anzuregen und die Position der Landesbanken zu stärken. Zu diesem Zweck lässt ABI Labs verschiedene Studien durchführen, die die Banken auf die Einführung eines digitalen Euros durch die Europäische Zentralbank (EZB) vorbereiten soll.
Die genannte Pressemitteilung:
#Fintech, @ABI_Lab : al via un progetto sperimentale sull’euro digitale https://t.co/zn2sIenuVy via @tiscalinotizie #banca #innovazione
— Alex Jiménez (@RAlexJimenez) December 20, 2020
Zweigeteilte Studie soll neue Erkenntnisse bringen
Diese Studien teilen sich im Wesentlichen in zwei Bereiche auf. Dazu zählen grundlegende Forschungen im Bereich der Blockchain-Technologie und die entwicklungstechnische Umsetzbarkeit durch Programmierer. An dem ersten Teil der Studie ist der italienische Finanzdienstleister SIA beteiligt. Das Unternehmen prüft technische Lösungen, die die Blockchain-Technologie mit sich bringt und forscht zur Realisierung eines infrastrukturellen Ökosystems. ABI Labs stellt in diesem Zusammenhang sein bereits bestehendes Blockchain-Netzwerk zur Verfügung, welches bereits über 100 Netzwerkknoten in italienischen Banken zählt. Ziel dieses Teilbereichs sind demnach neue Erkenntnisse zu den technischen Möglichkeiten, welche durch die Einführung neuer Technologien auf Basis der Blockchain entstehen.
Die teilnehmenden Banken sollen im zweiten Part des Studienaufbaus beschäftigt sich im Kern mit den programmierbaren Zahlungen, welche durch den „E-Euro“ ermöglicht werden. Als programmierbare Zahlungen gelten Transaktionsgeschäfte, welche beispielsweise durch Smart Contracts geregelt und an bestimmte Bedingungen geheftet sind. Der digitale Euro bietet mit diesem Feature völlig neue Möglichkeiten, die den übergreifenden Zahlungsverkehr revolutionieren könnten. Vor allem zur automatisierten Abführung von Steuerabgaben, im industriellen Umfeld oder bei staatlichen Kreditgeschäften ergeben sich dadurch vielfältige Anwendungsfälle. Die italienische Bankenvereinigung will konkrete Services prüfen, welche durch das zuvor genannte Feature zukünftig denkbar wären.
Der digitale Euro weckt Interesse – auch PwC an italienischem Experiment beteiligt
Konzeptionell besteht die zuvor beschriebene Studie aus mehreren Arbeitsgruppen, welche bestimmte Teilbereiche des Versuchsaufbaus betreuen. Letztlich soll sich ein ganzheitlicher Blick ergeben, welcher möglichst viele Aspekte der neuen Technologien abdeckt. Das Vorhaben des italienischen Bankenverbands trifft dabei auf reges Interesse. Die globalen IT-Dienstleister NTT Data und Reply stellen für die Studie Ressourcen bereit. Auch das bekannte Beratungshaus PwC (PricewaterhouseCoopers) beteiligt sich an dem Experiment.
Das Interesse von europäischen Finanzinstituten und Unternehmen an einer digitalen Bankenwährungen wurde in der jüngeren vor allem durch den Fortschritt im Ausland und durch Facebooks Kryptowährung Libra (inzwischen Facebook Diem) befeuert. Insbesondere der Social-Media-Gigant, dessen ursprünglicher Plan eine übergreifende Kryptowährung war, welche verschiedene Fiat-Währungen abbilden sollte, sorgte für großes Aufsehen. Zwar wurde das Projekt inzwischen deutlich eingeschränkt, jedoch übt es nach wie vor Druck auf die Zentralbanken aus.
Der EZB scheint ein signifikanter Fortschritt im Bereich des digitalen Euros dagegen nach wie vor schwer zu fallen. Zwar erwartet EZB-Chefin Christine Lagarde nach wie eine finale Entscheidung mit neuen Erkenntnissen zur Einführung im Frühjahr 2020, doch sehen andere ranghohe Beamte hier einen deutlich längeren Reifeprozess. Dieser könnte sich noch über Jahre hinziehen.
Zusammenfassung: Italien bereitet sich auf den digitalen Euro vor
Immer wieder ist die Einführung des „E-Euros“ Thema in der medialen Berichterstattung. Doch nur selten sind konkrete Fortschritte Teil dieser Berichte. Der italienische Bankenverband ABI will dies nun ändern und sich mittels einer Studie auf die Einführung eines digitalen Euros vorbereiten. Ziel der italienischen Banken ist es, neue Erkenntnisse zur Blockchain-Technologie und zu möglichen Anwendungsfällen der digitalen Fiat-Währung zu sammeln.
Dabei bekommt die Arbeitsgemeinschaft prominente Unterstützung. Neben dem Finanzdienstleister SIA stellen auch weitere, globale IT-Dienstleister und das Beratungshaus PwC Ressourcen bereit. Konzeptionell wurde die Studie in zwei Bereiche gegliedert, welche jeweils eigene Studienergebnisse sammeln sollen. Letztlich sollen diese in ein ganzheitliches Ergebnis überführt werden.