Investieren und Emotionen – gute Mischung oder explosiver Cocktail?

Emotionen: jeder hat Sie und oftmals unterstützen Sie uns ist Alltag. Oftmals schützen Sie uns vor schlechten Handlungen. Im Finanzgeschäft können unsere Begleiter jedoch kontraproduktiv sein. Immerhin predigen die meisten professionellen Investoren, dass rationale Handlungen im Finanzgeschäft von höchster Priorität sind. Sportwagen, Designerwaren, der Luxusurlaube eine neue Villa am Meer – viele dieser Dinge sind rational betrachtet unnötig und das reine Ergebnis emotionalen Handelns. Vor allem als Anleger empfiehlt sich ein rationales und vor allem emotionsloses Vorgehen. Im Folgenden zeigen wir, warum Emotionalität nicht ins Finanzgeschäft gehört.

Wut – guter Ratgeber oder gefährlicher Wegbegleiter?

Bereits in unserer Jugend lernen wir, dass wir schlechte Entscheidungen treffen, wenn wir wütend sind. Auch Psychologen verdeutlichen, dass Wut ein schlechter Ratgeber bei wichtigen Entscheidungen ist. Dementsprechend ist es kontraproduktiv, wenn finanzielle Entscheidungen – diese sind insbesondere langfristig besonders wichtig – mit Wut getroffen werden. Wer sich nicht an diesen Grundsatz hält, der kann schnell hohe Verluste einfahren.

Allerdings lässt sich dieser Ansatz leichter sagen, als umsetzen. Immerhin haben wohl die meisten Investoren nach der Realisierung eines Verlusts ihr Geld in ein anderes Asset investiert, um schnellstmöglich einen Gewinn zu realisieren – im Normalfall ist das keine gute Wahl.

Auch der berühmte Profiinvestor Warren Buffett spricht häufiger von seinen dümmsten Fehlern. So wollte Berkshire Hathaway in den 1960er Jahren seine Aktien von Warren Buffett zurückkaufen. Der ehemalige CEO des Unternehmens, Seabury Stanton, versuchte nach dem Beginn der Verhandlungen den Kaufpreis zu drücken. Aus Buffetts Sicht widersprach dies dem Grundsatz fairer Verhandlungen, sodass er sich entschloss das Unternehmen zu übernehmen. Schlussendlich feuerte er Stanton und macht Bershire Hathaway zu einem der wertvollsten Unternehmen. Nichtsdestotrotz ist dieser Aktionimus aus Sicht Buffetts ein Fehler.

Doch wie können wir als Anleger und Investoren sicherstellen, dass wir keine wutbasierten Entscheidungen treffen? Wir empfehlen das Einstellen jedweder Aktivitäten, sobald man Wut verspürt – treffen Sie einfach keine Entscheidungen. Treffen Sie sich mit Freunden, machen Sie Sport, entspannen Sie sich einfach und haben Sie Spaß. Sobald Sie wieder im Gleichgewicht sind und einen klaren Kopf haben, können Sie wieder die Entscheidungsfindung wieder aufnehmen.

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Langfristiges Investieren erhöht die Renditechancen – Anleger müssen Emotionen kontrollieren

German Angst gehört nicht in die Finanzwelt

Auch Angst ist ein schlechter Ratgeber – insbesondere bei finanziellen Entscheidungen. Und der Begriff German zeigt, dass wir Deutschen hier etwas besonders sind. Geldanlagen sind in Deutschland noch immer ein Novum. Wer in Anleihen, Aktien oder Rohstoffen anlegt, gilt im Freundeskreis oder in der Familie bereits als Sonderling. Noch drastischer ist die Einschätzung bei Investoren von Kryptowährungen oder P2P-Krediten. Kommentare wie „das wäre mir zu gefährlich“, „ich kenne jemanden, der alles verloren hat“ oder „du hattest doch nur Glück“ gehören zur Tagesordnung.

Allerdings kann Angst auch ein Motivationsfaktor sein. So treibt uns die Angst vor Hunger zum Arbeiten. Die Angst vor Krankheiten sorgt zudem dafür, dass sich Menschen bewegen und fit bleiben. Also warum sorgt nicht die Angst vor Armut dafür, dass wir sinnvolle Anlageentscheidungen treffen?

Die „Fear of Missing Out“ (FOMO) oder die Angst etwas zu verpassen, treibt Menschen regelmäßig zu Fehlentscheidungen. Aufgrund dieser Angst verlieren Anleger den langfristigen Blick und reagieren lediglich auf kurzfristige Entwicklungen. Der Fokus für das wichtige geht schlichtweg verloren.

Ein besonderes Beispiel hierfür ist die dot-com Blase. Hier stiegen die Aktienkurse von Technologieunternehmen täglich und die Anleger hofften auf kontinuierlich steigende Kurse. Kurs-Gewinn-Verhältnisse von mehr als 1000 waren keine Seltenheit. Schlussendlich kollabierte der Markt und Anleger, die lediglich Angst hatten etwas zu verpassen, haben hohe Verluste realisiert.

Diese Anleger sind verbrannt und sehen Finanzmärkte als eine Art Glücksspiel an. Angst hindert sie beim Treffen sinnvoller und fundamental valider Investitionen. Vor allem bei uns Deutschen hat sich diese Angst in der Gesellschaft etabliert.

Besorgnis – Warum zu viele Gedanken nicht gut sind

Unsere finanziellen Entscheidungen sind wichtig. Immerhin beeinflussen diese direkt unsere finanziellen Möglichkeiten. Können wir aufgenommen Kredite pünktlich und zuverlässig bedienen oder gar früher aus dem Berufsleben aussteigen? Allerdings zeigt der Alltag, dass die meisten Menschen die Sorgen um die eigene finanzielle Situation in den Mittelpunkt rücken. Insgesamt zeigt sich, dass die negativen Gefühle und Finanzen bei vielen Menschen in Verbindung stehen. Der durchschnittliche Anleger stellt sich Fragen wie:

  • Was passiert, wenn ich etwas falsch mache?
  • Woran muss ich noch denken?
  • Wie bekomme ich die Situation in den Griff?

Allerdings muss man als Anleger nicht alles kontrollieren. Vielmehr sollte der Fokus auf den eigenen Gedanken und Ansichten bei der Geldanlage liegen. Anleger sollten sich bewusst sein, dass es stets das Risiko des Geldverlierens gibt. Dieser Umstand ruft bei einem Großteil der Anleger jedoch Unbehagen aus, denn zuvor musste man sich das eigene Kapital hart erarbeiten. Eine solche negative Gedankenkette kann dazu führen, dass man das Vertrauen in die eigene Kapitalanlage verliert und langfristig schlechte Entscheidungen trifft. Zudem fokussiert man überwiegend die Nachteile und verliert somit die Vorteile der eigenen Entscheidung aus den Augen.

Folglich sind wir der Meinung, dass sich Anleger erst mit dem Thema Investieren beschäftigen sollten, wenn genügend Freiraum besteht. Finanzielle Sorgen aufgrund zu geringer Rücklagen sind schlichtweg nicht förderlich für die eigene Situation. Bei einem Gespräch mit Ihrer Bank oder Ihrem Anlageberater schließen Sie einen Vertrag auch nicht ab, wenn Sie das Produkt nicht verstehen. Dementsprechend müssen Sie dies auch nicht bei der eigenen Geldanlage tun. Oder würden Sie, weil Ihr Banker es Ihnen rät, Bitcoin kaufen oder jemals von einer Kryptowährung gehört zu haben? Also befassen Sie sich mit Ihrer Anlage und bewerten Sie das Produkt eigenständig – dann können Sie auch ohne größere Sorgen eine Krise durchstehen.

Investieren bei Unsicherheit

Etwas anders als die Besorgnis ist die Unsicherheit. Diese erleben wir Konsumenten regelmäßig bei der Entscheidung für ein neues Produkt. Sollen wir lieber ein neues E-Bike, einen E-Scooter oder doch einen Stunt Scooter nehmen? Lieber ein deutsches Premiumauto oder das elektrifizierte Trendprodukt aus den USA? Je tiefer wir als Konsumenten in das Themengebiet einsteigen, desto unsicherer werden wir bei der Entscheidung. Immerhin gibt es tausende von Kommentaren und manche Produkte unterscheiden sich doch nicht so grundsätzlich wie zuvor angenommen.

Und werfen wir ein Blick auf den Krypto-Markt, so zeigt sich, dass es mehr als 2.500 Kryptowährungen gibt. Welche dieser Währungen sind gut für die persönliche Anlagestrategie und sollte man lieber Bitcoin oder doch Altcoins wie Ethereum oder Tezos kaufen? Unsere Empfehlung: definieren Sie einen eigenen Investitionsansatz. Vielleicht wollen Sie Kryptowährungen lediglich zur Diversifikation nutzen und die Chance auf eine Überrendite erhöhen? Oder sind Sie besonders jung und können ein höheres Risiko aushalten? Machen Sie sich einfach vorher Gedanken und definieren Sie eine Strategie, an die Sie sich halten können. Hierzu gehört auch die Definition der Liquidität einer Investmentklasse. So kann es sinnvoll sein, nicht sein komplettes Geld in Immobilien zu stecken, um immer ausreichend Liquidität zu besitzen. Auf der anderen Seite bieten besonders liquide Produkte stets das Risiko für emotionale Verkäufe.

Rationaler Umgang mit Emotionen
Rationaler Umgang mit Emotionen bietet mehr Sicherheit beim Investieren

Warum Liebe nichts im Finanzgeschäft zu suchen hat

Liebe macht blind! Ein jeder Mensch weiß, dass Liebe blind machen kann. Wer hat noch nicht die offensichtlichen Macken seines Partners kleingeredet oder gar ignoriert? Ähnlich können wir Menschen uns auch bei unseren Geldanlagen verhalten. So neigen vor allem begeisterte Anleger dazu, sehr viel Kapital zu investieren. Grundsätzlich ist dieser Ansatz gut, denn ein großes Investment in sinnvolle Assets birgt auch die Chance auf einen großen Gewinn. Nichtsdestotrotz sind Begeisterung oder gar Liebe nicht die besten Ratgeber.

Bei guten Entscheidungen geht es nicht um die Emotionen, sondern um die rationalen Fakten. Sollten Sie von einem Ihrer Investments restlos überzeugt sein, sollten Sie einen kritischen Blick darauf werfen. Lesen Sie die Meinungen von Kritikern, rechnen Sie mit schlechten Szenarien. Das beste Beispiel für viele Deutsche sollte die Aktie der Deutschen Telekom sein. Das Unternehmen ging 1996 an die Börse und nur drei Jahre später folgte eine zweite Aktienemission. Damals sollten die neuen Papiere für 39,50 Euro an die Anleger gehen. Für viele Anleger sollte die ein guter Deal sein, denn im März 2020 notierte die Aktie bei 103,50 Euro. Mit dem Platzen der dot-com Blase fiel auch der Wert der Aktie. Heute ist nur noch ein Bruchteil des Wertes vorhanden.

Doch was können wir aus dieser Entwicklung lernen? Natürlich ist ein Wertverlust wie bei der Deutschen Telekom ein einschneidendes Erlebnis für einen Privatanleger. Allerdings hätte ein genauerer Blick auf die Kennzahlen die Überbewertung verdeutlicht. Vor allem rationale Anleger hätten die damalige Rallye zum eigenen Vorteil nutzen können. Gleiches gilt auch bei Kryptowährungen – kaufen Sie nicht, weil Sie kaufen müssen, sondern weil Sie einen nachhaltigen Investment-Case sehen. So können Sie etwa IOTA kaufen, um den Fokus auf das Internet der Dinge zu legen. Vielleicht möchten Sie Ethereum kaufen, um sich am Potenzial der Smart Contracts zu beteiligen. Definieren Sie Budgets. Kaufen Sie nicht zu höheren Kursen, als Sie den Wert des Investments bemessen. Halten Sie sich an diese Regel und distanzieren Sie sich von Ihrem Investment, dann haben Sie einen Vorteil am Markt.

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Emotionen sind menschlich – rationales Handeln auch

Rückblickend ist es einfach mögliche Fehler beim Investieren aufzuzeigen. Allerdings sind wir alles Menschen und falsche Entscheidungen gehören einfach dazu. Nichtsdestotrotz sollten sich Anleger stets mit dem Risiko des eigenen Investments auseinandersetzen. Nur Investoren, die sich rational mit dem eigenen Investment auseinandersetzen können, haben auch langfristig die Chance auf eine hohe Rendite. Eine überschwängliche Begeisterung kann genauso gefährlich wie die Unsicherheit oder gar Angst beim Investieren sein. Egal ob Neueinsteiger, erfahrener Anleger oder eingefleischter Profi – wir alle sind Menschen und haben die gleichen Probleme.

Ich persönlich investiere seit mehreren Jahren in Aktien, P2P-Kredite, Anleihen, Immobilien und Kryptowährungen. Dabei sind mir bereits zahlreiche Fehler unterlaufen. Oftmals habe ich einfach emotional gehandelt. So habe ich fest an Aktien geglaubt, obwohl die Fundamentaldaten nicht mehr passten. Habe aus Angst vor Verlusten Kryptowährungen verkauft und somit Renditechancen verpasst.

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