Finledger bietet komplette Digitalisierung von Schuldscheindarlehen
Die neue Blockchain Plattform Finledger ermöglicht erstmals Schuldscheindarlehen vollständig zu digitalisieren. Der Abwicklungsprozess soll dadurch um mehr als 50 % erleichtert werden. Wie funktioniert die Plattform und welche Vorteile ergeben sich daraus noch?
Finledger eine deutsche Kooperation
Für das innovative Projekt haben sich gleich vier große deutschen Finanzinstitute zusammengetan. Dazu gehören Helaba, DZ Bank, DekaBank und die dwpbank. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen dieser vier Banken haben sich zusammengeschlossen und überprüft, wie die Abwicklung und Verarbeitung von Schuldscheindarlehen verbessert und vereinfacht werden könnte. Primäres Ziel war es nicht nur den Handel zu digitalisieren, wie es andere Projekte bereits vorgemacht haben. Die vier Finanzinstitute wollten sich verstärkt auf die zugrundeliegenden Prozesse konzentrieren, die mit einem Schuldscheindarlehen einhergehen.
Die Idee war, auf moderne Technologien wie zum Beispiel Blockchain zurückzugreifen. In verschiedenen Workshops und Arbeitsgruppen wurde dieser Gedanke weiterverfolgt und im Detail ausgearbeitet. Schließlich entstand daraus Finledger als eine Distributed Ledger Technology Lösung. Für die technische Umsetzung entschieden sich die vier Banken unter den vielen Bewerbern für den deutschen IT-Dienstleister Adesso AG.
Wie unterscheidet sich die Plattform von bisherigen Modellen?
Es gibt bereits Lösungen, um den Handel mit Schuldscheindarlehen zu digitalisieren. Bei dieser Lösung hingegen werden das Abschließen des Schuldscheindarlehens und alle darauffolgenden Schritte digitalisiert. Dies hat zur Folge, dass viele damit verbundenen Prozesse vereinfacht und beschleunigt werden:
- Bestätigung: Bisher erfolgte die Datenerfassung manuell und musste per Fax abgeglichen und bestätigt werden. Die Bearbeitungszeit für die Erfassung der Daten betrug bisher etwa 2 bis 3 Stunden. Mit der neuen Lösung kann dieser Schritt in weniger als einer Sekunde abgeschlossen werden.
- Ausgabe des Schuldscheins: Nach Bestätigung und Zahlungseingang wurde der Schuldschein in Papierform gedruckt und an den Darlehensgeber verschickt. Dieser Schritt nimmt bisher weitere 2 bis 3 Wochen in Anspruch. Das Verschicken solch sensibler und wichtiger Dokumente sorgt außerdem für höhere Versandkosten. Bei Finledger wird die Urkunde per Email verschickt und digital auf der Blockchain gespeichert. Dieser Prozess dauert höchstens 10 Minuten und es entstehen nur geringfügige Kosten.
- Rückkauf von Schuldscheinen: Wollte der Darlehensnehmer bisher seinen Schuldschein auslösen, so musste zunächst das Dokument aus dem Tresor oder der Verwahrstelle geholt werden. Nach beglichener Schuld wurde die Urkunde dann schließlich an den Darlehensnehmer geschickt. Durch die Digitalisierung der Dokumente ist dies nicht mehr nötig. Änderungen und Auslösungen können sofort vorgenommen werden und sind für alle Beteiligten Parteien auf der Blockchain einsehbar.
- Handel, Teilbarkeit und andere Änderungen: Wie im obigen Punkt bereits beschrieben, beeinflusst die Digitalisierung auch die Abtretung und Teilbarkeit von Schuldscheinen.
Insgesamt sorgt Finledger dafür, dass Schuldscheindarlehen unkompliziert, effizient und kostengünstig abgewickelt werden können. Der Vorteil der Blockchain ist außerdem die erhöhte Sicherheit, da die Dokumente fälschungssicher sind und jede Änderung über die Transaktionshistorie nachverfolgt werden kann.
Finledger hat ersten Schritt des Zwei-Phasen-Plans erfolgreich begonnen
Finledger durchläuft aktuell eine Pilotphase. Am 06. Mai 2019 konnte bereits die erste Transaktion erfolgreich durchgeführt werden. Im Juni ist die Abwicklung des ersten Schuldscheindarlehens angesetzt. Diese soll mit einem projektunabhängigen Unternehmen durchgeführt werden. In dieser Phase können andere Banken und Unternehmen noch nicht beitreten. Sobald die ersten Tests erfolgreich durchlaufen wurden, steht die Plattform dann für neue Mitglieder offen. Aktuell einigen sich die vier Finanzinstitute untereinander über die Aufnahmebedingungen.
Prinzipiell soll die Plattform dabei nicht nur Banken offenstehen. Andere Geldgeber werden dann vermutlich in späteren Phasen des Projekts ebenfalls beitreten können. Der Funktionsumfang soll ebenfalls weiter ausgebaut werden. Mit Finledger soll später auch die Kündigung und Vertragsabtretung vollständig digitalisiert werden. Denkbar wäre ebenfalls die Digitalisierung der Zahlungsabwicklung, so die beteiligten Banken. Zum Anbieter