Was ist der Bitcoin Fear and Greed Index?
Auch wenn Emotionen keine guten Indikatoren für den Handel mit Bitcoin und Kryptowährungen sind, so findet dennoch kaum ein Teilnehmer am Markt einen Weg an ihnen vorbei.
Demnach ist der Kurs neben den technischen und fundamentalen Daten auch von den Gefühlen der Händler abhängig. Der Fear and Greed Index gibt dabei die Relation zwischen Angst (Fear) und Gier (Greed) der Marktteilnehmer an.
Die Sentimentanalyse bedient sich dabei an der Psychologie des Menschen und versucht somit die Stimmung am Markt zu analysieren. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Kursverlauf ziehen und auswerten.
In unserem Artikel erwartet Dich der aktuelle Fear and Greed Index. Außerdem erfährst Du, was der Fear and Greed Index ist, und wie dieser funktioniert.
Was ist der Fear and Greed Index?
Das Model des Fear and Greed Index hat sich bereits bei Aktien etabliert und wurde zuerst von CNNMoney entworfen. Der Nachfolger für Bitcoin und Kryptowährungen stammt von der Webseite und dem Team um Gregor Kramps und Victor Tobies.
Der Fear and Greed Index ist ein Indikator aus der Sentimentanalyse und bewertet die Stimmung am Markt. Dabei kommen verschiedene Faktoren zur Geltung, welche unterschiedlich gewichtet werden. In der Summe erhält man eine Zahl zwischen 0 (Angst) und 100 (Gier), wobei 50 als neutral gilt.
Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, ist vor allen Dingen die Qualität der Daten entscheidend. So können bereits kleine Fehler die Analyse stark verfälschen und unbrauchbar machen. Als Folge können falsche Entscheidungen und Platzierungen am Markt viel Geld kosten.
Im Gegenzug lassen sich aber auch Chancen nutzen, um von Verunsicherungen am Markt zu profitieren. Oft kann die Angst am Markt ein Kaufsignal sein, während extreme Gier der Teilnehmer eher als Verkaufssignal gilt.
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“ – Warren Buffet
Besonders wichtig bei der Sentimentanalyse ist auch das Verhalten von den größten Börsen am Markt. Oftmals geschehen große Kursänderungen zuerst dort und andere Teilnehmer am Markt orientieren sich daran.
So ist beispielsweise das Analysieren von Orderbüchern ein Indikator, welcher sich in einem Index nur schwer wiedergeben lässt, jedoch einen großen Einfluss auf das Verhalten der Händler haben kann.
Die Börse Binance zeigt ihre Orderbücher in Echtzeit an, wobei sich Kursänderungen in kleinen Zeitfenstern oftmals an der Zahl der Kauf- und Verkaufsorders abwägen lassen.
Der aktuelle Bitcoin Fear and Greed Index
Der Krypto-Markt handelt sehr emotional, auch wenn das nicht sofort ersichtlich ist. Investoren werden gierig, wenn der Markt bullish ist, dies resultiert in FOMO (Fear of missing out).
Andererseits werden Menschen ängstlich, sobald sie ihr Investment erstmals im Minus sehen. Dann fällt es schwer eine Entscheidung ohne Emotionen zu treffen.
Der Fear and Greed Index wird jeden Tag aktualisiert, und wird von der bekannten Plattform Alternative.me bereitgestellt.
Der Angst und Gier Index kann als Unterstützung zu Investmententscheidungen dienen. Wir erklären Dir die beiden Extremen.
Der Wert 0 bedeutet, dass Investoren in extremer Angst sind, dies kann eine gute Möglichkeit zum Investieren sein. Die Kurse sind niedrig.
Andererseits bedeutet der Wert 100 extreme Gier, der Aufstieg könnte schon bald mit einer Korrektur gestoppt werden. Die Kurse sind hoch.
Wenn Dir der aktuelle Fear and Greed Index geholfen hat, Du aber mehr darüber wissen willst was der Fear and Greed Index eigentlich ist, und wie dieser funktioniert, haben wir einige Informationen für Dich bereitgestellt.
So funktioniert der Fear and Greed Index beim Bitcoin
Prinzipiell lässt sich ein Fear and Greed Index auch selbst erstellen und kann unter Umständen dadurch noch effektiver sein. Voraussetzung dafür ist, dass die genutzten Daten korrekt sind und richtig eingesetzt werden.
So sollte ein gewisses Grundwissen bezüglich Marktgeschehen und Reaktionen vorhanden sein, um die Auswirkungen von bestimmten Ereignissen realistisch einschätzen zu können.
Ebenso spielt die Gewichtung der einzelnen Faktoren eine wichtige Rolle bei der Analyse.
Die Bewertung des Fear and Greed Index für Bitcoin von Alternative.me setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:
Volatilität (25 Prozent)
Starke Änderungen des Kurses und hohe Schwankungen sind ein Zeichen für einen eher ängstlichen Markt, während ein stabiler Kursverlauf mehr Sicherheit bedeutet.
Der Fear and Greed Index misst die aktuelle Volatilität und vergleicht diese mit dem Durchschnitt aus den letzten 30 bzw. 90 Tagen. Unübliche und starke Volatilität wirken sich also direkt auf den Kurs aus, wodurch sich oft Kettenreaktionen bilden können.
Marktvolumen und Momentum (25 Prozent)
Das Marktvolumen gibt Auskunft über die Aktivität am Markt und ist damit ein sehr wichtiger Faktor. In der Regel gilt auch, je mehr Marktvolumen, desto mehr Händler nehmen am Geschehen teil.
Dieser Faktor berechnet sich aus dem aktuellen Marktvolumen in Relation zum Durchschnitt der letzten 30 bzw. 90 Tage. Dabei gilt, je höher das Kaufvolumen in einem positiven Markt, desto höher der Greed-Faktor.
Ebenso kann das Marktvolumen durch die Put-Call-Ratio bewertet werden. Die Formel errechnet sich nach der Summe der gesamten Put-Optionen (Short-Positionen) geteilt durch die Anzahl der Call-Optionen (Long-Positionen).
Sollte sich ein Wert von Eins oder höher ergeben, so überwiegen die Put-Optionen und die Mehrheit der Teilnehmer bewertet den Markt nach einem negativen Sentiment bzw. rechnet mit fallenden Kursen.
Soziale Medien (15 Prozent)
Die sozialen Medien sind ein guter Treffpunkt für den Austausch zu Bitcoin und Kryptowährungen. Besonders auf Twitter gibt es eine starke Community, welche den Markt durchgehend beobachtet und direkt darauf reagiert.
Durch die Auswertung von bestimmten Hashtags kann die Stimmung recht genau analysiert werden. Dabei wird analysiert, wie schnell und wie viele Hashtags mit Bezug auf Bitcoin in einer bestimmten Zeitspanne erfolgen.
Je höher die Anfragen und das Interesse, desto höher fällt der Greed-Faktor aus.
Wie stark der Preis von Kryptowährungen durch soziale Medien beeinflusst werden kann, zeigte sich am prominenten Beispiel von John McAfee und seinem Format „Coin of the Day“.
Fast jedes Projekt, welches er auf Twitter vorstellte, konnte umgehend starke Kursgewinne verzeichnen. Ebenso gibt es zahlreiche Formen von „Pump and Dump“, welche durch soziale Medien agieren und gezielt den Preis einer Kryptowährung manipulieren können.
Umfragen (15 Prozent)
Umfragen eignen sich um die Stimmung und Prognosen der Teilnehmer (und anderer Interessenten) direkt abzufragen. Je mehr Menschen dabei an der Umfrage teilnehmen, desto genauer fällt auch das Ergebnis aus. Jedoch ist diese Art der Analyse leicht zu manipulieren (beispielsweise durch unechte Nutzer oder Software) und daher aktuell nicht im Index wiedergegeben.
Oftmals nutzen Werbekampagnen diese Methode, um ihr Produkt in einem besseren Licht dazustellen. Dabei werden gezielt Stimmen gekauft und die Umfrage dient lediglich einem besseren Marketing. Der Gründer der Kryptowährung Tron (TRX) Justin Sun stand bereits mehrmals in der Kritik, diese Methode zu nutzen, um seine Kampagnen anzupreisen.
Dominanz (10 Prozent)
Die Dominanz eines Coins spiegelt seinen Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung wider. Eine hohe Dominanz von Bitcoin kann für einen unsicheren Markt stehen, da viele Investoren ihre Anlagen aus riskanten Altcoins in Bitcoin umschichten. In diesem Fall gilt Bitcoin als sicherer Hafen, welcher das Investment vor einem starken Preissturz absichern soll.
Dieser Faktor kann jedoch sehr unterschiedlich interpretiert werden, da eine hohe Dominanz von Bitcoin ebenso für ein sicheres Marktumfeld stehen kann.
Trend (10 Prozent)
Ein sehr mächtiges Instrument um das Interesse der Nutzer zu analysieren ist Google Trends. Dadurch lassen sich Einträge in der Suchmaschine Google auswerten, welche in Zusammenhang mit einem bestimmten Suchbegriff stehen.
Sobald das Interesse an Bitcoin steigt, steigen synchron dazu auch die Suchanfragen und unter Umständen auch der Kurs. Im Jahr 2017 während des sprunghaften Anstiegs von Bitcoin auf 20.000 US-Dollar, stiegen parallel dazu auch die Anfragen in Google extrem an.
Fear and Greed Index durch Technische Analyse
Mittlerweile gibt es weit mehr Anbieter für den Fear and Greed Index, ebenso bezieht sich dieser nicht mehr nur auf die Sentimentanalyse. Der Anbieter Tradingview hat einen Index entworfen, welcher sich aus einer Technischen Analyse errechnet.
Dabei kommen bestimmte technische Indikatoren zum Einsatz, welche unterschiedlich gewichtet werden und anschließend ein Kauf- bzw. Verkaufssignal generieren. Der Index ist dabei vollkommen kostenlos und kann über verschiedene Zeiträume eingestellt werden.
Als Indikatoren für das Signal dienen sowohl Oszillatoren, als auch gleitende Durchschnittswerte und Pivots. Diese generieren eine Zusammenfassung und damit das endgültige Kauf- bzw. Verkaufssignal. Das Ergebnis kann dabei von jedem einzelnen Indikator betrachtet werden und ist somit individuell einsetzbar.
Jedoch sollt auch dieser Indikator niemals allein für eine Kaufentscheidung stehen, sondern das Gesamtbild mit anderen Indikatoren abgewägt werden. Eine Prognose ist zudem keine Vorhersage, sondern lediglich eine auf Wahrscheinlichkeiten beruhende Vermutung.
Die beste Prognose lässt sich dann erstellen, wenn man selbst über einen großen Grundschatz verfügt und eigenes Wissen praktisch anwenden kann. Ebenso gibt es zahlreiche andere Faktoren, welche unter Umständen stärker bei der Preisbildung von Bitcoin gewichtet sein können.
Je umfangreicher das eigene Wissen also ist, desto genauer kann eine Analyse erfolgen und desto sicherer fühlt man sich als Teilnehmer am Markt. Investiert man hingegen sein Kapital immer aufgrund der Meinung von anderen, so entsteht auch mehr Unsicherheit und weniger Eigenverantwortung.
Fazit: Der Fear and Greed Index kann die eigene Analyse unterstützen
Auch wenn der Fear and Greed Index ein sehr wichtiges und hilfreiches Instrument bei der Analyse von Kryptowährungen sein kann, so sollte er niemals allein stehen. Bei der Preisbildung spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle und sollten Beachtung finden.
So bezieht sich der Fear and Greed Index beispielsweise nur auf die Sentimentanalyse, während die Technische Analyse und die Fundamentalanalyse unabhängig von den Emotionen der Marktteilnehmer funktioniert. Jedoch können diese in bestimmten Situationen ausschlaggebend sein und demnach stärker auf die Kursentwicklung Einfluss nehmen.
Ebenso können bestimmte Nachrichten zu Bitcoin und den Finanzmärkten jegliche Formen der Analyse nichtig machen, wie beispielsweise zu Beginn der Coronakrise.
Innerhalb weniger Stunden verloren zahlreiche Assets, darunter auch Aktien und Kryptowährungen, mehr als 50 Prozent ihres Wertes. Solche Ereignisse lassen sich nur schwer durch Analyse vorhersagen und der Markt reagiert in der Regel sehr schnell darauf.
Aus diesem Grund ist es hilfreich, neben der Analyse der Kryptowährungen auch die politischen Gegebenheiten zu beobachten.