E-Yuán kommt – China forciert eigene CBDC

China zeigt, wie es geht: Der E-Yuán wirft neue Fragen auf, doch die Großmacht verstärkt ihre Bemühungen zur Einführung eines digitalen E-Yuán bis zu den Olympischen Spielen 2022.

E-Yuán gibt China mehr Kontrolle

Chinas Präsident Xi Jinping wird nicht müde zu betonen, dass sein Land führend in der Blockchain-Technologie werden soll. Eine digitale Währung der chinesischen Zentralbank, People’s Bank of China PBoC, gehört dabei zur Strategie des Landes. Auch wenn nicht viele Details zum technischen Hintergrund bekannt sind, so dürfte die zentrale Währung auf der Blockchain basieren. Ausgegeben wird der E-Yuán nicht als dezentrale Kryptowährung, sondern als digitale Währung eines zentralisierten Computersystems. Das erlaubt die staatliche Überwachung und Regulierung, anders als beispielsweise beim Bitcoin.

Damit wäre die PBoC in der Lage, Einsicht in jede Transaktion zu nehmen, die getätigt wird und diese zum Urheber zurückzuverfolgen. Die chinesische Zentralbank generiert den E-Yuán und verteilt diesen im privaten Sektor. So wie jüngst in Louhu, im südchinesischen Shenzen bei Hongkong. In rund 3400 Läden können Verbraucher in einem großartig angelegten Feldversuch der Zentralregierung mit der neuen Währung, dem digitalen Renminbi, bezahlen. Das Ziel ist dabei nicht allein der technologische Fortschritt. Experten sehen in dem Vorstoß des Landes die zentralen Bemühungen einer vollständigen Kontrolle des Staates über die Finanzen seiner Bürger.

Auch der E-Euro soll kommen

Rund 80 % der weltweiten Notenbanken beschäftigen sich mit der Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes wie dem E-Euro.

Laut einer Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ sind allerdings nur rund 20 % der Länder in der Lage, innerhalb der nächsten 6 Jahre tatsächlich eine Digitalwährung für den privaten Geldbeutel auf Zentralbankniveau herauszugeben. Peking hat Großes vor und will als erstes Land seine staatliche Zentralbankwährung flächendeckend einführen. Der E-Yuán soll daher bis zu den Olympischen Spielen 2022 im ganzen Land verfügbar sein.

Staatlicher E-Yuán heißt Digital Renminbi

Renminbi ist die offizielle Bezeichnung des Yuán, der staatlichen Währung der Volksrepublik China. Seit 2014 können Unternehmen aus der Eurozone über den Finanzplatz Frankfurt am Main ihren Zahlungsverkehr in Renminbi abwickeln.

Eingeführt hat den Renminbi im Jahre 1949 die kommunistische Regierung des Landes. Gemessen an den Transaktionen gehört der Renminbi RMB zu den sechs meistgenutzten Währungen der Welt. Neben Frankfurt gibt es in London, Paris, Luxemburg und Zürich weitere sogenannte Offshore RMB Clearing-Banken. Sie wurden als Teil der langfristigen Strategie zur Öffnung der Märkte von der PBoC genehmigt.

Diese Ausweitung würde bedeuten, dass bis zu 400 Millionen Menschen an dem Test teilnehmen können, ca. 29% der chinesischen Bevölkerung, so Barbara Cleve, Cleve & Company im it-finanzmaganzin.de. Quelle

Facebook Libra Gefahr für Notenbanken

Schon seit 2014 forscht China intensiv an einer eigenen digitalen Währung. 2019 war eine Verstärkung der Bemühungen erkennbar, die wahrscheinlich durch die Pläne zu Facebooks Libra entstanden. Denn wie viele Länder auch sieht China seine Finanzhoheit und Souveränität durch den Libra gefährdet. Im Juni 2020 wurde das Backend der digitalen Währung, das Digital Currency Electronic Payment, kurz DCEP, fertiggestellt.

Nach dem Pilotprojekt in Shenzen beschloss das Handelsministerium die Ausweitung der Tests auf drei große Wirtschaftsräume. Darunter das Jangtse Delta mit Shanghai und den Nachbarprovinzen Jiangsu, Zhejiang und Anhui, die Hauptstadt Peking sowie der Großraum der chinesischen Provinz Guangdong mit den Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau.

E-Yuán von strategischer Bedeutung

Die drei ausgewählten Ballungszentren sind von extrem hoher Bedeutung für das Land. Im Wirtschaftsraum Jangtsekiang-Delta werden rund 20 % der Wirtschaftsleistung Chinas erzeugt. Diese Region spielt darüber hinaus eine führende Rolle innerhalb der chinesischen Wirtschaft.

In Peking befindet sich die Zentrale der Chinesischen Notenbank. Die Hauptstadt gehört zu den dynamischsten Wirtschaftsräumen des Landes. Hier ist es vor allem der Dienstleistungssektor mit rund einer Million neuer Arbeitsplätze seit dem Jahr 2000. Im Tourismus sehen viele Experten noch Wachstumspotenzial. Der Flughafen in Peking verfügt über das größte Gebäude der Welt mit dem Terminal 3. An diesem kann der Airbus 380, das größte Passagierflugzeug der Welt, abgefertigt werden.

Die Greater Bay Area mit Guangdong, Hongkong und Macau ist die letzte der drei Regionen. Hier soll die offizielle Einführung der DCEP erfolgen. In der Region treffen unterschiedliche legale Systeme aufeinander. Die Blockchain-Technologie und der E-Yuán sollen die Bemühungen zur Beseitigung von Handelsgrenzen verstärken. Das Bruttosozialprodukt liegt in dieser Region bei 2 Billionen Dollar. Eine einheitliche Wirtschaftszone wäre für das Land also ein enormer wirtschaftlicher Vorteil.

Chinas Zentralbankgeld für globalen Handel

Die Bemühungen der Zentralregierung Chinas um die schnelle Einführung eines E-Yuán konzentrieren sich um die Abwicklung eines internationalen Zahlungsverkehrs und der Einsichtnahme in nahezu alle Finanztransaktionen ihrer Bürger. Devisengeschäfte sind in Echtzeit abwickelbar und entsprechen damit den aktuellen Herausforderungen der Finanzmärkte rund um den Globus. Es ist also eher eine geldwirtschaftliche Initiative als eine technologische, die hinter dem E-Yuán steht.


Im Bereich des Devisen- und Wertpapierhandels könnte der E-Yuán damit alle Prozesse und Abwicklungen auf eine einzige Transaktion reduzieren. Das führt zu einer Vereinfachung der Zahlungsabwicklung und gleichzeitig zu erheblichen Effizienzgewinnen. Die Regierung in China stützt die digitale Bezahlmethode mit weiteren Maßnahmen. So müssen etwa Händler, die elektronische Zahlungen anbieten, auch die DCEP automatisch akzeptieren.

Digitaler Token unter staatlicher Kontrolle

Die flächendeckende Einführung eines digitalen Token als Zahlungsmedium erweitert die Funktion der Chinesischen Zentralbank. Während dezentrale Kryptowährungen nicht von einer zentralen Instanz gestützt oder kontrolliert werden, erfüllt das DCEP alle Voraussetzungen als einen von der chinesischen Notenbank herausgegebenen Bargeld-Ersatz. Experten bewerten den E-Yuán daher eher als E-Geld und nicht als ein vollwertiges digitales Zentralbankgeld. Klar aber dürfte sein, dass der staatliche E-Yuán der Regierung noch mehr Kontrolle und Steuerung erlaubt und außerdem China als Handelsplatz stärkt.

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