Die fünf Bestandteile der Blockchain-Interoperabilität
Experten erwarten, dass die Blockchain im Jahr 2020 den Weg in den Mainstream vollzieht. Dementsprechend gewinnt auch der Aspekt der Interoperabilität eine größere Bedeutung. Nutzer, die nicht selber in der Blockchain-Entwicklung aktiv sind, ignorieren im Regelfall die Bedeutung der Interoperabilität. Aus Sicht der Entwickler spielt dieser Aspekt jedoch eine tragende Rolle. Folglich ist es Zeit, die fünf maßgeblichen Bestandteile der Blockchain-Interoperabilität etwas genauer zu betrachten.
Warum Interoperabilität wirklich zählt
Der Begriff der Interoperabilität beschreibt die Fähigkeit von Computersystemen zum Informationsaustausch. Ein Blick auf moderne IT-Systeme zeigt, dass dies kein wirkliches Problem darstellt – immerhin interagieren unterschiedliche Systeme miteinander und tauschen notwendige Daten aus.
Im Kontext der Blockchain-Technologie sieht der Status Quo jedoch etwas anders aus. Hier beschreibt die Interoperabilität auch die Übertragung realer Assets sowie die Gewährleistung der Konsistenz zwischen unterschiedlichen Systemen. Folglich ist die Bewältigung dieser Herausforderung etwas komplexer.
Positiver Weise haben sich Unternehmen und Blockchain-Communities bereits mit diesem Thema befasst. Entsprechend gibt es auch passende Lösungen, welche nun zum Einsatz kommen. Zusammenfassend lässt sich Blockchain-Interoperabilität wie folgt erklären:
„Ich möchte sicherstellen, dass die von mir bereitgestellte Lösung mit den Lösungen anderer Entwickler funktioniert, auch wenn wir sehr unterschiedliche technologische Entscheidungen getroffen haben.“
Blockchain-Interoperabilität am Beispiel der Supply Chain
Exemplarisch verdeutlicht eine klassische Lieferkette die Herausforderung der Blockchain-Interoperabilität. So kann ein Unternehmen über ein ERP-System zur Verwaltung von Lieferketten- und anderen täglichen Geschäftstransaktionen verfügen. Außerdem existiert womöglich eine Treasury-Management-Plattform, welche die Verwaltung des Betriebsvermögens ermöglicht. Auch ein Bankenportal zur Finanzierung der Handelstätigkeiten gehört klassischerweise zu den benutzten Tools im Berufsalltag – in Zukunft kann dieses sogar auf einer Blockchain basieren.
Aufgrund der Digitalisierung entscheidet sich nun ein Logistikdienstleister zur Einführung eines Blockchain-basierten Supply Chain Management Tools. Dabei basiert dieses jedoch auf einer komplett anderen Technologie. Grundsätzlich erhöht ein solches System zwar die Effizienz in einem Teil der gesamtunternehmerischen Lieferkette, allerdings ist eine Kompatibilität zur eigenen In-House-Lösung nicht zwangsläufig gegeben.
So haben Unternehmen zwar die Möglichkeit interne Prozesse im Rahmen der eigenen Bedürfnisse zu optimieren. Nichtsdestotrotz endet die eigene Entscheidungskompetenz in den Hoheitsgebieten anderer Unternehmen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Blockchain-Anwendungen sicherzustellen. Zusammenfassend soll durch die Blockchain-Interoperabilität die Bildung digitaler Inseln – diese Entwicklung war in den letzten Jahrzehnten zu beobachten – vermieden werden.
Diese fünf Faktoren beeinflussen die Blockchain-Interoperabilität
Langfristig müssen Unternehmen interoperable Unternehmensblockchains forcieren, um sich vom Insel-Ansatz zu distanzieren. Nur auf diese Weise lässt sich ein ganzheitlich funktionierendes Blockchain-Netzwerk etablieren.
Diese fünf technischen Bestandteile beeinflussen die Vision der interoperablen Blockchains:
- Integration in bestehende Systeme
- Fähigkeit zur Initiierung von Transaktionen in anderen Netzwerken
- Möglichkeit von Interchain-Transaktionen mit anderen Technologien
- Möglichkeit von Intrachain-Transaktionen mit verschiedenen Entwicklungen der identischen Technologie
- Einfache Substituierbarkeit von Plattformen
Werfen wir einen genaueren Blick auf einen Automobilhersteller. Dieser hat hunderte von Lieferanten, zahlreiche Bankpartner sowie unzählige Logistikpartner. Das gesamte Geschäftsmodell ist auf zahlreiche Länder ausgelegt, sodass ein globales Netzwerk existiert. Die gesamte Automobilfertigung findet just in time statt. Entsprechend groß ist die Abhängigkeit von der physischen und finanziellen Lieferkette.
In Zukunft gibt es in jedem Schritt dieser Lieferketten Blockchain-Anwendungen. Hierdurch profitieren die Unternehmen von Effizienzgewinnen durch die Digitalisierung des Beschaffungs- und Auftragsmanagements. Auch die Verwaltung des Betriebskapitals profitiert durch eine schnellere Bearbeitung von Forderungen und Verbindlichkeiten. Außerdem sorgen Blockchains in der Logistiklieferkette für mehr Transparenz und ein geringeres Risiko.
Integration in bestehende Systeme
Durch den Einsatz eines Blockchain-Netzwerks besteht die Möglichkeit zur Finanzierung der Lieferkette in Echtzeit. Auf das Blockchain-Netzwerk und die Sofortfinanzierungen lässt sich direkt durch das ERP-System zugreifen. Die nahtlose Integration schafft Effizienzen in diesem Bereich.
Initiierung von Transaktionen in anderen Netzwerken
Für die Abwicklung der Zahlung muss das Rad nicht neu erfunden werden. Vielmehr lassen sich die bereits bestehenden Möglichkeiten nutzen, um die Transaktion zu veranlassen. So müssen die Blockchain-System in der Lage sein, bestehende Zahlungsnetzwerke anzusprechen. Eine Integration über Zahlungsnetzwerke wie SWIFT sowie neu entstehende Clearing- und Abwicklungsnetzwerke ist erforderlich.
Interchain-Transaktionen
Außerdem kommt es womöglich vor, dass die Logistikdienstleister andere Technologien nutzen als unser exemplarischer Automobilhersteller. Die Lösung des Logistikpartners erhöht womöglich die Transparenz der gesamten Logistiklieferkette. Folglich wären Interchain-Transaktionen zwischen dem internen Blockchain-Netzwerk sowie dem Blockchain-System des Lieferanten sinnvoll, um eine höhere Effizienz zu gewährleisten.
Intrachain-Transaktionen
Des Weiteren ist es keine Seltenheit, dass unterschiedliche Applikationen auf Basis der identischen Technologie eingeführt werden. Neben den grundlegenden Vorteilen, welche die Anwendungen bieten, ist jedoch auch die Herausforderung der Intrachain-Transaktionen zu berücksichtigen. Folglich sollten die einzelnen Anwendungen miteinander interagieren können, um eine möglichst hohe Effizienz zu gewährleisten.
Substituierbarkeit von Plattformen
Schlussendlich kann es im Geschäftsbetrieb auch dazu kommen, dass ein Anwendungsanbieter oder der eigene IT-Bereich die Nutzung einer anderen Plattform erfordert. Durch eine einfache Substituierbarkeit zwischen unterschiedlichen Plattformen lässt sich diese Herausforderung adressieren.
Fazit: Blockchain-Interoperabilität ein Meilenstein zur Adaption
Ein genauer Blick auf die genannten Kriterien der Blockchain-Interoperabilität verdeutlicht, dass einige dieser Bestandteile schwerer realisierbar sind als andere. Nichtsdestotrotz sollten Unternehmen in Zukunft einen Fokus auf die Interoperabilität legen, um Insellösungen zu unterbinden.
Vor allem Business Blockchains wie Corda von R3 fokussieren die Blockchain-Interoperabilität. Hierdurch sollen die Kunden langfristig profitieren. Allerdings lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht abschließend sagen, ob die geleistete Arbeit ausreicht, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Für mich steht fest, dass große Unternehmen gut funktionierende Blockchain-Systeme benötigen, um die Digitalisierung voranzutreiben. Insbesondere Herausforderungen, welche aus betagten IT-Systemen resultieren, sollten den Unternehmen aufzeigen, dass die Interoperabilität eines der wichtigsten Erfolgskriterien darstellt. Im Laufe des Jahres 2020 sollte sich zeigen, ob die bereits vorgestellten Business Blockchains diese Anforderungen erfüllen.