Deutsche Bank plant heimlich die Verwahrung von Kryptowährungen
Die Deutsche Bank, aktuell die 21. größte Bank der Welt, hat sich in die stetig größer werdende Liste namhafter Finanzinstitutionen eingereiht, die sich mit dem Kryptoverwahrgeschäft beschäftigen.
Dahinter steht die Absicht, den Hedgefonds, die in die digitalen Assets investieren, qualitativ hochwertige Dienstleistungen anzubieten. Der Bericht „Crypto, What Is It Good For? An Overview of Cryptocurrency Use Cases“ gibt erste Aufschlüsse darüber.
Deutsche Bank tüftelt an Pilotprojekt für Digital Asset Custody
Die Deutsche Bank entwickelte für die sogenannte Digital Asset Custody, also eine Verwahrstelle für digitale Vermögenswerte, einen Prototyp.
Laut einem wenig beachteten Bericht des Weltwirtschaftsforums WEF aus dem Jahre 2020 zielt dieses Versuchsmodell darauf ab, „eine vollständig integrierte Verwahrungsplattform für institutionelle Kunden und ihre digitalen Vermögenswerte zu entwickeln. Sie soll eine nahtlose Verbindung zum breiten Ökosystem der Kryptowährungen bieten“.
Welche Ziele verfolgt dieses Projekt?
In einer Passage auf Seite 23 des Berichts vom Dezember 2020 sagt Deutschlands größte Bank, sie plane eine Handels- und Ausgabeplattform für Krypto-Token zu schaffen.
Diese Art Finanzbörse soll digitale Vermögenswerte mit traditionellen Bankdienstleistungen kombinieren. Außerdem soll sie das Angebot an digitalen Vermögenswerten und Fiatgeld-Beständen in einer intuitiv bedienbaren Plattform verwalten.
Die Deutsche Bank sagte außerdem, sie wolle „die Sicherheit und Zugänglichkeit von Vermögenswerten für Kunden gewährleisten, indem sie eine Hot / Cold Storage Lösung in institutioneller Qualität mit versicherungsähnlichem Schutz anbietet.“ Welche Kryptowährungen oder Token dabei Berücksichtigung finden, geht leider nicht aus dem Bericht hervor.
Wie soll die Umsetzung erfolgen?
Die Plattform für die Verwahrung digitaler Vermögenswerte soll stufenweise eingeführt werden. Sie wird den Kunden ermöglichen, digitale Vermögenswerte zu kaufen und zu handeln. Die Abwicklung soll über eine Partnerschaft mit einem Premium Broker, Emittenten und einer verifizierten Börse erfolgen.
Die Bank sagte, sie würde ebenfalls „wertschöpfende Dienstleistungen wie Besteuerung, Wertermittlung und Fondsverwaltung, Kreditvergabe, Staking und Abstimmungen (Wahlen) anbieten sowie eine Open Banking Plattform bereitstellen, um das Einbinden von Drittanbietern zu ermöglichen.“
Dieser Service richtet sich insbesondere an Vermögensverwalter, Family Offices, Aktiengesellschaften und digitale Fonds, gab die Bank bekannt.
In Bezug auf das Geschäftsmodell will die Bank zunächst Verwahrungsgebühren erheben. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Erhebung von Gebühren für die Tokenisierung und den Handel erfolgen, heißt es in dem Bericht.
Die Deutsche Bank sagte, sie habe für sich einen Proof of Concept erbracht und strebe die Veröffentlichung eines funktionsfähigen und rentablen Produktes im Jahr 2021 an.
Daher sondiert die Großbank für dieses Vorhaben nun das globale Kundeninteresse, um ein Pilotprojekt zu entwickeln.
Warum erhielt dieser Bericht erst jetzt Aufmerksamkeit?
Finanzexperte und Bestsellerautor Mark Friedrich verwies mit einem Tweet von heute auf den Bericht des Weltwirtschaftsforums.
Deutsche Bank plans crypto custody service for clients. I always said only those banks survive who embrace #bitcoin and don’t fight or ignore it. In 2016 I talked to a CEO of a german Sparkasse and pitched the idea offering custody for bitcoin. They refused it back then.
— marc friedrich (@marcfriedrich7) February 13, 2021
Erst auf Nachfrage eines Nutzers, woher denn dieses Wissen darüber stammt, folgte die Verlinkung zum eigentlichen Bericht.
Friedrich ist davon überzeugt, dass nur Banken, die sich intensiv mit Bitcoin auseinandersetzen, auch langfristig überleben werden.
Er selbst habe 2016 den Vorschlag für eine Bitcoin Custody einem CEO der Sparkassen unterbreitet. Allerdings, so Friedrich weiter, fand seine Empfehlung offenbar kein Interesse seitens der Sparkassenleitung.
Deutsche Bank befindet sich in guter Gesellschaft
Großbanken kündigen mittlerweile fast täglich Vorhaben an, in das Kryptoverwahrgeschäft einzusteigen. Wie bereits berichtet, verkündete erst vor einigen Tagen die Bank of New York Mellon ihre Pläne dazu.
Nach Berichten des Wall Street Journals vom 11. Februar 2021 plant die Bank, Kryptowährungen wie jedes andere Asset zu behandeln.
In einer Presseerklärung sagte die Bank of New York Mellon dazu, dass ihre neue Abteilung für digitale Vermögenswerte bereits mit Nachdruck an der Entwicklung von Lösungen arbeitet.
Schließlich wollen sie der wachsenden Nachfrage ihrer Kunden nach digitalen Vermögenswerten gerecht werden. Genauso wie die Deutsche Bank befasst sich aktuell auch die BNY Mellon mit einem Plattformprototyp.
Laut Aussage in der Presseerklärung „entwickelt [die Bank] derzeit einen kundenorientierten Prototypen, der die branchenweit erste digitale Multi Asset Verwahrungs- und Verwaltungsplattform für traditionelle und digitale Vermögenswerte sein soll.“
BNY Mellon ist gegenwärtig die größte Depotbank der Welt und die älteste in den USA. Das verwaltete Gesamtvermögen beträgt nach eigenen Angaben derzeit über 41 Billionen US-Dollar. Der Eintritt des Bankenriesen in das Kryptoverwahrgeschäft bedeutet für digitale Vermögenswerte eine weitere Legitimierung.
Zusammenfassung – Deutsche Bank als Vorreiter im Kryptoverwahrgeschäft
Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit arbeitet die sechstgrößte Bank Europas, die Deutsche Bank, an einer nutzerfreundlichen Verwahrungsplattform für Kryptowährungen.
Ziel ist es, traditionelle Dienstleistungen der Bank mit digitalen Vermögenswerten zu vereinen. Die Deutsche Bank entwickelte bereits einen funktionsfähigen Plattform-Prototypen.
Ob die Verwahrung von Bitcoin, Ethereum, Stablecoins oder CBDC geplant ist, war zum Verfassungszeitpunkt des Artikels noch nicht bekannt. Gemeinsam mit BNY Mellon nimmt die Deutsche Bank eine Vorreiterrolle im Bereich Crypto Custody ein.