Daimler testet Blockchain im Bereich der Supply Chain

Die vergangenen Monate waren für viele Unternehmen eine Herausforderung. Insbesondere die Automobilkonzerne mussten herbe Auftragsrückgänge verzeichnen, so auch die Premiummarke Mercedes-Benz. Nun kann der dahinterstehende Konzern, die Daimler AG positive Nachrichten kommunizieren. Demnach haben Daimler und Ocean Protocol einen Proof-of-Concept (PoC) durchgeführt. Im Rahmen des PoC haben die Unternehmen gezeigt, wie der Konzern die Datenströme im Unternehmen und in den Lieferketten zur weiteren Monetarisierung verwenden kann.

Ocean und Daimler geben Kooperation bekannt

Am 7. Juli 2020 hat das aus Singapur stammende Blockchain-Unternehmen Ocean eine Kooperation mit Daimler bekannt gegeben. Dabei wollen die beiden Unternehmen die Forschung auf die Entwicklung einer dezentralen Lösung für das Teilen interner Finanzdaten konzentrieren. Diese Finanzdaten sowie die entsprechenden Verkaufsstatistiken sollen den unterschiedlichen Produktionsstätten des Unternehmens zur Verfügung gestellt werden.

Außerdem erhalten auch ausgewählte externe Unternehmen, mit denen der Konzern hinter Mercedes-Benz kooperiert, Zugang zu den Daten. Das Pilotprojekt umfasste das Daimler-Stammwerk in Stuttgart sowie das Produktionszentrum in Singapur. Dabei erhielten die verschiedenen Standorte eine Möglichkeit, um gemeinsam auf Daten zuzugreifen und somit das ungenutzte Potenzial der Daten zu heben. Zeitgleich ermöglicht die Blockchain-Lösung eine Überprüfung der Daten und trägt somit dazu bei, die Zugriffsrechte auf ausgewählte Datensätze zu limitieren.

„Wir glaube an die Kraft der Blockchain, um den Wert von Daten auf einem dezentralen Weg zu erschließen. Auf unserem Weg zu einem datengesteuerten Unternehmen ermöglicht uns die Zusammenarbeit mit Ocean Protocol den Aufbau eines sicheren B2B-Datenmarktplatzes für Unternehmen, die Daten monetarisieren und nutzbar machen wollen.“ – Hartmut Mueller, Technikvorstand der Daimler AG

Daten – das wirkliche Gold der Neuzeit

Seit Jahren zeigen Unternehmen wie Facebook, Google, Amazon oder Apple, dass die Nutzerdaten einen besonders hohen Wert haben. Auch Tesla greift diesen Ansatz auf – das Ergebnis ist bereits heute sichtbar. Inzwischen fangen auch etablierte Unternehmen damit an, sich auf die Daten zu konzentrieren. Es zeigt sich, dass Daten eine der wertvollsten Ressourcen unserer Zeit sind.

Werfen wir einen Blick auf Unternehmen wie Daimler, BMW oder General Motors, dann fokussieren eben jene Konzerne die Blockchain-Technologie. Im Rahmen der Forschung entstehen kontinuierlich neue Anwendungsfälle – von der Verwaltung der Fahrzeugdaten bis hin zur Verwaltung der gesamten Fahrzeugidentität.

Besonders interessant sind die Aussagen von Bruce Pon, Gründer von Ocean Protocol und ehemaligen Mitarbeiter von Daimler. Laut Pon sind Konzerne wie Daimler in der Lage, mehr als 300 Millionen US-Dollar jährlich in die Harmonisierung, Verwaltung und Optimierung von Software zu investieren. Dabei stehe stets die Optimierung von Sicherheitsmaßnahmen im Fokus. Allerdings sieht Pon bei diesen Aufgaben ein enormes Potenzial, denn durch eine transparente Lösung für den Datenausgleich und -austausch sei es möglich, diese Kosten signifikant zu reduzieren.

Vom Kostenverursacher zum Profittreiber

Weiterhin teilt Pon mit, dass das PoC mehr als erfolgreich verlaufen ist. Demnach hätte der interne und externe Datenaustausch gut funktioniert. So könne die IT der Daimler AG mit der Blockchain-Technologie umgehen und auch die Unternehmensleitung zeigt Interesse an der Lösung.

„Blockchain-Technologie kann die IT von einem Kosten- in ein Renditezentrum verwandeln.“ – Bruce Pon

Verdeutlichen lässt sich die neue Effizienz am Beispiel der Verkaufs- und Finanzdaten. Diese Daten hätten sich insbesondere aufgrund der Sondereinflüsse von COVID-19 grundsätzlich stark verändert. Doch auch externe Daten, etwa aus der Beschaffung neuer Werkzeuge und Teile, ließen sich mithilfe der neuen Lösung konsolidieren.

Des Weiteren merkt Bruce Pon auch an, dass die gesamte Blockchain-Branche so langsam an Fahrt gewinne. Der Grund hierfür seien die zahlreichen Erfahrungen der letzten Jahre. So sei das Hype-Jahr 2017 von zahlreichen Proof-of-Concepts geprägt gewesen. Inzwischen finden weniger PoCs statt, doch die Unternehmen hätten bereits Erfahrungen gemacht. Heute wissen die Mitarbeiter und Unternehmen, wie die Blockchain funktioniert – es geht inzwischen vermehrt um die Anwendungsfälle.

Daimler erwartet neue Geschäftsmodelle rund ums Auto

Sollten die Automobilhersteller die Daten, welche ihnen zur Verfügung stehen, nutzen, könnten sie aktiv am Datenwettbewerb teilnehmen. Autos sind hierfür eine hervorragende Möglichkeit, da die Hersteller neben den reinen Sensordaten auch eine Chance auf die persönlichen Daten der Anwender haben.

„Der dezentralisierte Datenmarktplatz ist ein interessanter Vorschlag und bietet uns eine spannende Möglichkeit zur Aggregation von Daten mit einem klaren Vergütungsansatz.“ – Frank Schur, Technologie Manager bei Daimler Singapur

So könne das Ocean Protocol eine dazu beitragen, um einen solchen dezentralen Marktplatz auf eine sichere und transparente Weise umzusetzen. Dies bestätigt auch der Geschäftsführer von Ocean Protocol. Demnach habe das Unternehmen mit zahlreichen Automobilherstellern gebrainstormt, um eine passende Lösung zu entwickeln.

Laut Pon sei es in Zukunft möglich, den Datenstrom mithilfe der Distributed-Ledger-Technologien zu sichern. Sollten Automobilhersteller dies umsetzen, dann könnten sie in Zukunft auf einer Stufe mit Google, Bloomberg und anderen datengetriebenen Unternehmen stehen.

Fazit: Blockchain zieht in den Automobilmarkt ein

Das Mobilitätsgeschäft ist eines der am stärksten wachsenden Geschäftsfelder der Welt. Immer mehr Menschen erhalten Zugang zur Individualmobilität. Während in den asiatischen Ländern die Nachfrage nach Autos steigt, stagnieren die entwickelten Märkte auf einem hohen Niveau. Nichtsdestotrotz haben wir heutzutage einen chancenreichen Markt, der mit vergleichsweise niedrigen Einstiegsbarrieren lockt. Allerdings lernen die etablierten Hersteller, allen voran Daimler, dass es neue Technologien gibt, die komplett neue Ansätze ermöglichen.

In Kooperation mit Ocean konnte der Stuttgarter Konzern nun erfolgreich ein Blockchain-basiertes PoC abschließen und belegen, dass der Einsatz dieser Technologie für einen transparenten und zugleich sicheren Datenaustausch führt. Während es in der ersten Instanz zu mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette führen dürfte, könnten etablierte Industriekonzerne in Zukunft ebenfalls die Daten der Kunden und Lieferanten verwalten und somit den Sprung auf die Ebene von Google und Co. vollziehen.

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