Bloxxon AG Interview – Druck von Kunden auf Finanzbranche wächst
Blockchainwelt: Hallo Johannes, herzlichen Dank für die Bereitschaft, unseren Lesern auf Blockchainwelt ein Interview zu geben. Bloxxon ist ja aus Kapilendo entstanden und hat sich gerade strategisch neu aufgestellt. Magst du uns darüber mehr erzählen?
Johannes: Vielen Dank für die Gelegenheit, uns, also die Bloxxon AG, auf eurem Portal zu präsentieren. In der Tat tut sich da gerade eine Menge. Die Bloxxon AG ist im Dezember 2020 als eine Abspaltung zur Neugründung aus der Kapilendo AG hervorgegangen.
Grund für diese Abspaltung war der Wunsch, auch im Gesellschafterkreis, nach einem Unternehmen, das sich verstärkt auf die bestehenden Kapilendo-Angebote rund um Kryptowerte und Blockchain-Anwendungen konzentriert.
Mit der Bloxxon haben wir dem Blockchain-Business-Case ein eigenes Zuhause gegeben, ein neues Team aufgebaut sowie ein aktives, neues Management, das sich genau auf diese Lösungen und den dazugehörigen Märkten konzentriert.
Blockchainwelt: Wo liegen denn die Schwerpunkte im Angebot der Bloxxon AG und welche Zielgruppe haben diese?
Johannes: Wir richten uns in drei Verticals an unterschiedliche Unternehmenskunden und bieten dafür verschiedenste Lösungen an, auch wenn diese eng miteinander verzahnt sind.
Grundsätzlich sehen wir uns im B2B-Markt und bieten technische Lösungen für Tokenisierung, Wealth Management und Asset Management an.
Blockchainwelt: Lass uns mit der Tokenisierung beginnen. Was genau ist unter dieser Säule zu verstehen?
Johannes: Wir bieten den Service der Tokenisierung für Crowdfunding-Plattformen an, das bedeutet entweder B2B2B oder B2B2C. Die Betreiber der Plattformen möchten ihren Finanzierungskunden den Zugang zum digitalen Kapitalmarkt möglichst kostengünstig ermöglichen.
Wir haben die technische Expertise, solche Finanzierungen mithilfe unseres Emissions-Engine auf der Blockchain darzustellen und verstehen unsere Lösungen im Rahmen der Token Factory als langfristig kostengünstigere und nutzerfreundlichere Alternative.
Blockchainwelt: Wie sieht es mit dem Wealth Management aus, was müssen sich unsere Leser darunter vorstellen?
Johannes: Hier werden wir in Zukunft professionelle Software-Lösungen für regulierte Finanzdienstleister anbieten. Diese möchten ebenfalls ihren Kunden Zugang zur aufstrebenden Anlageklasse digitaler Vermögenswerte bieten und brauchen dafür die entsprechende Software.
Auch hier geht es ausschließlich um den B2B-Markt, obgleich letztlich Endkunden von den Lösungen profitieren.
Blockchainwelt: Du nanntest noch das Asset Management. Kannst du uns hierzu auch ein paar Details geben?
Johannes: Ja, klar. Unsere technische Lösung bieten wir Asset Managern, Banken und Investoren an. Sie benötigen ebenfalls den einfachen Zugang zu digitalen Assets für ihre Kunden.
Wir haben diesen Vertical mit einem eigenen Krypto-Index (dem Next Eleven-Index) begonnen und machen interessierten Asset- und Fondsmanagern so ein erstes Angebot.
Unsere Kunden kommen häufig unter Druck, weil ihre eigenen Endkunden Fragen haben, wie beispielsweise “In welche Coins soll ich investieren?” oder “Wie kann ich in digitale Assets investieren?”. Daher sind sie auf der Suche nach einer geeigneten Software-Lösung, die einen geregelten Rahmen bietet.
Blockchainwelt: Der geregelte Rahmen ist für institutionelle Anleger besonders wichtig. Wie sieht es mit der Lizenz durch die BaFin aus?
Johannes: Bloxxon verfügt über eine vorläufige BaFin-Lizenz als Kryptoverwahrer, genauso wie noch 26 andere deutsche Unternehmen. Derzeit warten wir auf die endgültige Erlaubnis bzw. eine weitere Rückmeldung der BaFin.
Wir erwarten, dass es nicht mehr lange dauern wird, und freuen uns auf die Erteilung der Erlaubnis. Denn unser Hauptgeschäft entwickelt sich stetig weiter und wir brauchen die Verwahrlösung für alle weiteren Projekte.
Blockchainwelt: Welche der drei Säulen beschreibt euer Hauptgeschäft?
Johannes: Nun ja, wie bereits erwähnt, ist das Marktumfeld noch sehr jung, dynamisch, daher sind Prognosen immer schwierig. Doch die höchste Nachfrage verzeichnen wir im Moment nach der Tokenisierung. Dabei geht es vor allem um Schuldverschreibungen.
Das kann sich aber ändern, denn in den nächsten 2–3 Jahren erwarten wir eine Vielzahl von Innovationen auf dem Markt für Blockchain Lösungen. Aber derzeit ist dieses Geschäftsmodell für unsere Zielgruppe wohl am interessantesten.
Blockchain: Wer könnte sich für diese Schuldverschreibungen interessieren?
Johannes: Nehmen wir an, dass eine Burger-Kette expandieren möchte, aber dafür frisches Kapital benötigt. Dann könnte die Blockchain eine interessante Lösung und Alternative zum klassischen Finanzmarkt sein.
Stellen wir uns vor, dass kleine und mittelständische Unternehmen über eine Plattform, auf der wir die technischen Gegebenheiten geschaffen haben, Investoren für die Expansion sucht.
Damit wären auch Kleinanleger angesprochen und über eine problemlose und leicht zu bedienende Oberfläche können sie dann ins Unternehmen investieren.
Blockchain: Wie sieht es denn grundsätzlich aus mit Krypto und dem deutschen Mittelstand?
Johannes: Ich würde sagen, die meisten kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) haben wenig Zeit für Themen wie Kryptowährungen und Blockchain.
Aber immer mehr überzeugt eben doch der Mehrwert der Technologie gegenüber einem zentralisierten System. Das sind vor allem die Aspekte der Transparenz und Effizienz.
Blockchainwelt: Kritische Frage: Was ist, wenn nun die Burger-Kette nicht erfolgreich ist mit ihrer Expansion oder den Rückzahlungen der Schuldverschreibungen?
Johannes: Interessanterweise greift hier das klassische und altbewährte System, so wie wir es kennen. Die Rechte bleiben trotz Verlagerung in den digitalen Raum erhalten.
Es gibt einen normalen Vertrag zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer, nur dass der Geldfluss eben digital stattfindet. Aus diesem resultieren dann auch die möglicherweise weiteren Schritte im Falle einer Zahlungsunfähigkeit oder sonstigen Verzögerung.
Blockchainwelt: Wie siehst du die Zukunft der traditionellen Banken, müssen die sich nicht vor DeFi-Lösungen geradezu fürchten?
Johannes: Innovationsfreudige Banken können eine sehr positive Rolle spielen in dieser neuen Welt, zumindest aus meiner Sicht. Ihr Alleinstellungsmerkmal seit Jahrhunderten ist, Kunden ein Gefühl von Sicherheit zu geben und sie kennen ihr Geschäft wie sonst niemand.
Sie werden sicherlich eine Verschiebung des Marktes bemerken, hin zu virtuellen Assets und weg vom klassischen Sparbuch. Der Investor von heute ist offen gegenüber Kryptowährungen und wenn die Banken bereit sind, diesen Weg mitzugehen, dann nehmen sie eine wichtige Rolle in der Branche ein.
Blockchainwelt: Ihr habt zusammen mit dem Traditionshaus Hauck & Aufhäuser ein Projekt umgesetzt. Was genau war das für ein Use Case?
Johannes: Mit Hauck & Aufhäuser gab es einen Spezial-AIF für professionelle und semiprofessionelle Investoren. Dieser wurde auf der Bloxxon Plattform umgesetzt und ermöglichte den Bankkunden einen einfachen Zugang zu einem Portfolio der führenden Kryptowerte. Wir sind auch als Custodian tätig gewesen und haben den Primärmarktzugang gestellt.
Blockchainwelt: Kommen wir zu euren Blockchains. Setzt ihr die selbst auf oder nutzt ihr bestehende Blockchains?
Johannes: Wir nutzen öffentliche Blockchains wie Stellar, Algorand und ganz neu Polymesh.
Blockchainwelt: Warum habt ihr euch für diese drei Blockchains entschieden?
Johannes: Bei Stellar handelt es sich um eine schlanke Blockchain. Sie gehört in Deutschland häufig zu den Standardlösungen und auf ihr wurden schon zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt. Die Smart Contracts Funktionalität ist allerdings nicht vollständig gegeben.
Bei Algorand handelt es sich um eine neue Blockchain, die sicherlich größer und dezentraler als Stellar werden kann. Sie deckt extrem viele Anwendungen ab und bietet die volle Smart Contract Funktionalität.
Dann kommt dank gerade geschlossener Partnerschaft die Polymesh Blockchain von Polymath hinzu. Sie ist spezialisiert auf Security Token und speziell für Low- / oder No-Code-Benutzer ohne Programmierkenntnisse interessant.
Blockchainwelt: Es gibt noch das Projekt mit L´Osteria FR SE, kannst du uns dazu auch noch kurz was erzählen?
Johannes: Ja klar, gerne. Auf unserer Digital Assets Plattform und auf der Platzierungsplattform der Kapilendo AG (jetzt: Invesdor.de) wurde die erste voll regulierte Emission einer Mittelstandsanleihe auf einer Blockchain realisiert. Dies resultierte in der Platzierung von 2,3 Millionen Anleihe-Token.
Insgesamt waren über 1.300 Investoren beteiligt und das angepeilte Ziel von 2,5 Millionen wurde nur ganz knapp unterschritten. Diese SME-Finanzierung, also eine Finanzierung für kleine und mittelständische Unternehmen (Small and Medium Enterprise), war die Erste ihrer Art in Deutschland auf einer Blockchain.
Die Abwicklung erfolgte dabei über die Kapilendo-Plattform, als Blockchain haben wir Stellar genutzt. Die Zahlungen liefen dann über SEPA wie gewohnt ab, die Token wurden auf der Blockchain emittiert.
Blockchainwelt: Die letzte Frage richtet sich wie immer in die Zukunft? Was stehen für spannende Projekte an, wohin entwickelt sich Bloxxon?
Johannes: Zunächst ist da der Krypto-Index, der 11 spannende Blockchain Projekte in der zweiten Reihe abbilden wird. Dieser wurde am 07.09. veröffentlicht. Dann gibt es noch ein laufendes Projekt der Token Factory, das in der Entwicklung steckt.
Auf Basis dieser Erfahrungen wollen wir zusätzliche Neukunden für die Token Factory gewinnen. Dafür haben wir eigens eine Sales-Abteilung gegründet, um aktiv auf potenzielle Kunden zuzugehen.
Außerdem erwarten wir spannende Entwicklungen bei der Tokenisierung, insbesondere die Entwicklung und verstärkte Nutzung von Sekundärmärkten. Zuletzt wäre es auch interessant, bald Aktien und Fondsanteile auf der Blockchain abzubilden.
Die Assets im Next Eleven Index haben, anders als Bitcoin und Ethereum, zum Teil noch eine junge Historie, da einige der Blockchain-Protokolle erst vor weniger als einem Jahr gestartet wurden. Ein auf dem Next Eleven Index beruhendes Portfolio spricht gezielt risikofreudigere Anleger an, die von den besonderen Wachstumschancen junger, aussichtsreicher Kryptowerte profitieren wollen.