NFTs, Non fungible Token erobern die Kunst!?
NFTs gehören zweifelsohne zu den Blockchain-Trends 2021, nicht zuletzt wegen einiger spektakulärer Nachrichten. Viele sehen in der Tokenisierung für digitale und virtuelle Güter lediglich einen Hype. Andere aber investieren viel Geld in die Sammelobjekte.
NFTs für 2,43 Millionen $ an Jack Dorsey
Am 21. März 2021 und damit genau 15 Jahre nach seinem ersten Tweet, hat der Mitbegründer der Plattform Twitter, Jack Dorsey, seinen ersten Tweet mithilfe der Token Technologie in bare Münze verwandelt.
Ganze 2,43 Millionen US-Dollar wurden in Form der Non-Fungible-Token NFTs für seinen Tweet „Just setting up my twttr“ von einem unbekannten Bieter gezahlt.
Natürlich ist es schwer, als normaler Mensch zu verstehen, warum jemand so viel für einen Tweet bezahlt und erst recht, wenn man der Frage nachgeht, was der neue Besitzer wohl mit dem Tweet macht.
Selbstverständlich kann er ihn ausdrucken und an die Wand hängen, doch eigentlich geht es hier um den Besitz eines digitalen Eigentums. Als vielmehr kann der Tweet auch nicht bezeichnet werden. Es ist wie bei der Kunst, hier liegt der Wert immer im Auge des Betrachters.
Die Katzen werden in Token aufgewogen
Der neue Besitzer des ersten Tweets hat ein Echtheitszertifikat erhalten, dass auf der Ethereum Blockchain dauerhaft und sicher abgespeichert ist. Das virtuelle Gut ist Mittel zum Zweck für Spekulanten, Sammler und Spieler geworden.
Spieler? Ja, genau. Die Gaming-Fans unter uns. Denn neben Meilensteinen digitaler Kommunikation gehören auch digitale Katzen zu den Gütern, die mit den NFTs erworben werden können.
Monopol, das Magazin für Kunst und Leben, widmete sich jüngst dem Thema der NFTs und den Computerkatzen. Die Datei, und viel mehr ist so ein CryptoKittie nicht, ist einmalig, kann nicht zerstört oder kopiert werden. Die Dateicodes sind spielbar sowie handelbar.
Vor allem der letzte Aspekt hatte vor 3 Jahren für einen regelrechten Sammel-Hype gesorgt und Rekordsummen von bis zu 200.000 US-Dollar hervorgebracht. Und das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe widmete dem Katzencode sogar etwas Platz in ihrer Ausstellung Open Codes.
In der ersten Woche nach Veröffentlichung von CryptoKitties machte der Traffic, der durch die Katzen-Transaktionen entstand, etwa elf Prozent aller Transaktionen mit Ethereum aus und brachte das Netzwerk der Kryptowährung zwischenzeitlich fast zum Stillstand.
Kunst, Kunst und nochmal Kunst
Digitale Kunst über NFTs zu verkaufen, hat die Öffentlichkeit genauso wie die Künstler beflügelt. Die Digitalcollage von Mike »Beeple« Winkelmann, so der Spiegel in einer Online-Veröffentlichung im März, brachte 69 Millionen US-D ein und nennt sich „Everydays: The First 5000 Days“.
Gekauft hat das Werk übrigens ein digitaler Kunstsammler und Fonds-Betreiber aus Singapur. Mit seinem NFT-Fond Metapurse will er wohl ausschließlich auf den Blockchain-Hype der NFTs setzen. Hinter dem Künstlernamen MetaKovan steht der Unternehmer Vignesh Sundaresan.
Über den Fonds stehen nicht nur digitale Kunstwerke, sondern auch digitale Grundstücke zur Verfügung. Er ist kein Unbekannter in der Kryptowelt, schließlich gründete er 2013 BitAccess, ein Unternehmen für Bitcoin-Automaten und später die Lendroid Foundation in Singapur.
"This is a significant piece in art history, and sometimes these things take some time for everyone to recognize and realize," @MetaKovan tells @robtfrank on why he purchased @Beeple NFT for $69M at @ChristiesInc. pic.twitter.com/bHviNCg3rd
— Squawk Box (@SquawkCNBC) March 30, 2021
Das Werk stand bei Christie’s zum Verkauf, übrigens die erste Kryptokunst, die das Auktionshaus versteigerte und wurde mit der Kryptowährung Ether bezahlt.
Das NFT-Kunstwerk lässt sich theoretisch per Mausklick herunterladen, die Originalkopie ist jedoch per Nachweis auf der Ethereum-Blockchain abgespeichert.
Das Kunstwerk entstand in mehr als 13 Jahren, der Künstler hatte dafür jeden Tag ein digitales Bild aufgenommen. Seinem Instagram-Account folgen rund 2 Millionen Accounts, was bestätigt, dass das Interesse der Öffentlichkeit an digitaler Kunst sehr groß ist.
Die 5.000 Einzelbilder machten den Künstler steinreich und er bekam offenbar Geschmack am Verkauf digitaler Kunst mit NFTs. Denn es folgte noch „The Complete MF Collection“, die aus 20 Werken bestand und für 3,5 Millionen US-Dollar verkauft wurde.
Künstlicher Hype um NFTs?
Um sich dem Thema auch mal kritisch zu widmen, hier der Hinweis, dass hinter dem Käufer und seinem NFT Fonds eine Menge Prominenter stehen, darunter der Künstler selbst aus dem obigen Verkauf. Ihm gehören wohl derzeit schon 2 % an dem Projekt über digitale Grundstücke.
Jetzt geht es um die Summe von 1 Million US-Dollar für den Gewinner eines NFT-Pitch. Unterstützung als Juroren geben neben dem Krypto-Unternehmen bekannte Gesichter wie Ashton Kutcher. Der US-Schauspieler ist bekannt dafür, mit seinem Unternehmen Sound-Ventures in Start-ups und Trends zu investieren.
Auch Snoop Dogg ist, genauso wie Mark Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, dabei, wenn es in dem an die „Höhle der Löwen“ erinnernden Contest darum geht, die beste NFT Ideen zu küren.
Working on NFTs? Pitch your idea LIVE to me @guyoseary @WhaleShark_Pro @mcuban @3LAU @SnoopDogg @Metakovan @ljxie. $1,000,000 will be invested to discover/support the most innovative. Apply by 4/12 https://t.co/VunVElSWYC
— ashton kutcher (@aplusk) April 5, 2021
Angela Merkel, Sophia und NFTs
Deutet man das Foto von Angela Merkel aus dem Jahr 2018 richtig, dass sie im Gespräch mit Sophia zeigt, dann ist sie wohl noch recht skeptisch, was die „Dame“ kann.
Wie die FAZ berichtete, versuchte der Rotober Sophia von Hanson Robotics ein wenig Trost zu spenden. Schließlich war gerade erst der schmerzliche Ausstieg aus der Fußballweltmeisterschaft zu verkraften.
Das chinesische Unternehmen Hanson Robotics hat seinen Roboter mit Künstlicher Intelligenz trainiert und mit einem weiblichen Gesicht ausgestattet. Sie, oder sollten wir ES sagen, besitzt sogar die Staatsbürgerschaft Saudi-Arabiens.
Doch besonders lukrativ dürfte Sophia für ihre Entwickler gewesen sein, als sie ein Selbstporträt des Roboters für fast 700.000 USD als NFT versteigerten.
Sophia hat das Bild tatsächlich mit Pinsel gemalt, und zwar auf einem zuvor von Bonaceto erstellten Porträt von ihr und versah es nach der Fertigstellung mit ihrer NFT-Signatur.
Warum explodieren die Preise?
Die NFTs, also Non-Fungible Token, repräsentieren ein konkretes, nicht austauschbares, Asset. Sie sind einzigartige und werden auf der Blockchain gespeichert. NFTs haben einen ungeahnten Hype ausgelöst, der sich nicht vollumfänglich erklären lässt.
Vor allem in der Kunst und den sogenannten Crypto-Collectibles gibt es zahlreiche Anwendungsfälle. Der größte Marktplatz findet sich bei Open Sea mit Domains, Sammelobjekten, virtuellen Grundstücken oder Fankarten von Sportlern. Sogar ein „Green square on the black background“ lässt sich hier gegen NFTs erwerben.
Im Grunde übertragen die Token die Sammelleidenschaft der Menschen ins Internet.
Die Summen, die dabei den Besitzer wechseln, übertrumpfen sich nahezu gegenseitig. Von 1,5 Millionen US-Dollar, das sind 890 Ether, für einen virtuellen Landstrich im Spiel Axie Infinity, über 600 Ether für ein CryptoKittie.
NFTs fast alle auf Ethereum Blockchain
Oder wie wäre es mit den Jingles des deutschen Künstlers Fynn Kliemann. Oder die Band Kings of Leon. Sie hatten ihr neues Album „When You See Yourself“ auf Open Sea versteigert.
Es gibt immer mehr Künstler, die Geld mit NFTs machen. Und offenbar zeigt sich hier ein neues Format der Wertsteigerung der eigenen Marke.
Brandbuilding funktioniert heute viel über Mitbestimmung und Community Management“, sagt Kliemann. Es habe darum immenses Potenzial, wenn man die Fans und Follower einer Marke nicht nur befragt, sondern aktiv einbindet und auf vollkommen neue Art intensiviert. Dafür seien NFT perfekt, weil sie es ermöglichen, Kunden zu Mitbesitzern zu machen, die auch finanziell profitieren. Finn Kliemann,
Irgendwo inmitten von Kunstwerken, kreativen Eigenvermarktern und Spekulanten dürften sich die NFTs platziert haben. Der Markt ist voll, so sehr, dass die Ethereum Blockchain, auf der finden derzeit die Großzahl der Tokenisierungen statt, an ihre Grenzen kommt.
Doch es gibt sie in Hülle und Fülle, die Liebhaber und Nerds, die Exoten und Otto Normalos, die dem Fieber erliegen und bereit sind, hohe Summen auszugeben.
Sie alle hoffen darauf, dass sich enorme Preissteigerungen einstellen werden. So werden auch profane Sammelkarten oder Pixel zu einem alternativen Geschäftsmodell in der digitalen Welt.
Regulierung der NFTs
Kryptowährungen sind den operativen Geldbehörden, allen voran den Zentralbanken, verständlicherweise ein Dorn im Auge. Das BaFin kommt kaum hinterher mit der Festsetzung von möglichen Regularien für den deutschen Rechtsraum.
Auch auf europäischer Ebene sind die Pläne der Bankenaufsichten zum Thema digitaler Währungen und Krypto-Assets unter Beobachtung. Die zentrale Frage ist dabei, ob es sich bei den Kryptowerten um Finanzinstrumente im Sinne des Kreditwesengesetzes handelt oder nicht.
Würden sie als solche eingestuft werden, dann könnten für jegliche Geschäftsmodelle und damit auch für solche, die zur Generierung von NFTs dienen, die Erlaubnis der BaFin notwendig machen.
NFTs sind Anlageprodukte, sie können gegen andere Token gleicher Art und Wert eingetauscht werden. Projekte zur Tokenisierung wären dann unter die Regularien der zuständigen Finanzaufsichten zu stellen.
Non Fungible – also keine Rechnungseinheit
Doch NTFs sind NON-FUNGIBLE, und damit aufgrund ihrer fehlenden Fungibilität nicht als Rechnungseinheit anzusehen. Ganz anders als der Bitcoin, dessen Qualifizierung durch das BaFin als eben solche Rechnungseinheit zur Einstufung als reguliertes Finanzmittel führte.
Bitcoins: Aufsichtliche Bewertung und Risiken für Nutzer, BaFin, 2013
Non Fungible Token keine Rechnungseinheiten nach dem KWG: Die BaFin führte zur Begründung der Qualifizierung von Bitcoins als Rechnungseinheiten in einem Fachartikel aus Dezember 2013 aus, dass unter den Begriff der Rechnungseinheiten nach ihrer Verwaltungspraxis Werteinheiten fallen, die die Funktion von privaten Zahlungsmitteln oder Ersatzwährungen in multilateralen Verrechnungskreisen haben. NFTs können diese Anforderungen aufgrund ihrer fehlenden Fungibilität regelmäßig nicht erfüllen. Zwar können sie gegen andere Gegenstände eines Wirtschaftskreislaufs eingetauscht werden. Sie eignen sich jedoch nicht als allgemein akzeptiertes Tauschmittel in Verrechnungskreisen. Quelle: Fin-law.de
Spekulativ, unreguliert – aber ein digitales Unikat
Das Phänomen der Non-Fungible Token wurde schon von zahlreichen Experten als Hype bezeichnet. Eine Spekulationsblase, die bald platzen würde. Doch der Aufwärtstrend hält nach wie vor an und alles sieht nach einem eher lang- als kurzfristigen Trend aus.
Trotz der Unklarheiten über die rechtliche Bewertung gibt es offenbar genug Menschen auf der Welt, die bereit sind, für digitale Sammlerobjekte jeder Art Geld auszugeben.
Ungeklärt ist auch die Frage nach dem eindeutigen Eigentumserwerb, denn nur wenn das Eigentum eindeutig vom neuen Eigentümer erworben wird, ist der Token dahinter in seiner Form einzigartig. Das macht auch den Reiz und den hohen Spekulationsrahmen aus, der sich hinter den NFTs befindet.
Spekulation = hypothetische Annahme oder Erwartung
Könnte, würde, vielleicht, hätte ich mal besser – Die rechtlichen Hintergründe mal außen vor gelassen, sind die NFTs inzwischen von hoher wirtschaftlicher Bedeutung in der virtuellen Welt.
Das Aufeinanderprallen zweier Welten, Kryptowelt und Kunstwelt, präsentiert sich in den drei Buchstaben NFT. Der austauschbare Code kennzeichnet eindeutig einen Programmcode, eine digitale Datei, ein Bild oder ein Video.
Vom Unikat in der physischen Welt geht es damit in die digitale Welt und wartet vielleicht nur darauf, von Hackern gestohlen zu werden. Genug gutgläubige Käufer gibt es offenbar, trotz der Bedenken.
Aber vielleicht ist es auch genau diese Spannung, gepaart mit der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und dem innerlichen Wunsch nach Vervielfachung seines Ursprungswertes, dass sich hinter dem Phänomen der NFTs verbirgt.