Versicherungsbranche fehlt es an Agilität

Die Chancen der Digitalisierung sind bekannt und so steht auch die Versicherungsbranche vor großen Herausforderungen und einem Paradigmenwechsel.

Denn unternehmerische Anstrengungen allein werden nicht reichen, um die neuen Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz oder Internet der Dinge zu integrieren.

Die tiefgreifenden Veränderungen sind nur mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen zu bewältigen und auch nur dann, wenn die Unternehmen in der Lage sind, für die Disruption ihrer bekannten und bewährten Geschäftsmodelle eine neue und vor allem digitale Lösung zu finden.

Versicherungsbranche braucht Agilität

Der GDV ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., mit Sitz in Berlin, und betreut unter dem Dachverband rund 460 Mitglieder.

Die Investitionen sind von hoher, nein herausragender, Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft, denn der derzeitige Kapitalanlagebestand beträgt rund 1,7 Billionen Euro, so der GDV.

Agilität ist zum neuen Leitbegriff geworden und Nachhaltigkeitsaspekte finden ihren Weg in die klassischen Prozesse.

Mit dem neuen europäischen Aufsichtsregime für Versicherer, Solvency, kommt noch hinzu, dass zukünftig ein stärkerer Druck von Politik und Europa auf die Versicherungsbranche lastet.

Nachhaltiges Wirtschaften ist laut EU, trotz der überdurchschnittlich gestiegenen Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr, das oberstes Ziel.

Daneben ist es aber vor allen anderen Dingen der Übergang zur Plattformökonomie. BaaS – also Blockchain-as-a-Service ist die derzeit vielversprechendste Möglichkeit für die erfolgreiche Integration als Service in die zentralen Plattformen der Versicherungsunternehmen.

Verpasst Versicherungsbranche den Anschluss?

Dezentrale Plattformen sind seit ca. 10 Jahren mit der Blockchain-Technologie am Markt verfügbar und zeigen den Wunsch der Kunden nach der Eliminierung der Mittelsmann-Funktion.

Die Wiederbelebung von flachen Hierarchien im digitalen Zeitalter und die Möglichkeit, mit Kryptowährungen im Internet zu bezahlen, prägen das neue Jahrtausend.

Auch bei den Versicherern entscheidet die Ausrichtung der IT über den Anteil der nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten. Denn es sind vor allem aktuelle Trends wie die Blockchain, die neben Regulatorik, Kostenreduktion und Kundenbindung zu den Herausforderungen der nächsten Jahre zählen.

Die digitale Transformation kann nicht stattfinden ohne den Kulturwandel in den Chefetagen der Versicherungsunternehmen. Aber nur so kann die Blockchain-Technologie ihre vollen Stärken ausspielen.

Für die hochregulierte Versicherungsbranche heißt das, dass sie sich natürlich auch um die richtigen Rahmenbedingungen kümmern muss: Um Datenschutz und Urheberrecht, um digitale Infrastruktur und technische Standards. Und natürlich braucht sie auch faire und agile Regulierung – um nur ein paar der wesentlichen Aspekte zu nennen, so Dr. Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth, Mitglied des Präsidiums, Vorsitzender der Geschäftsführung Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Quelle: BaFin

Während Deutschlands Versicherungskonzerne von einer praxistauglichen Integration der Blockchain-Technologie noch weit entfernt scheinen, hat der chinesische Versicherungskonzern Ping An bereits sein komplettes Bestandsgeschäft auf cloud-basierte Plattformen übertragen.

Hinter Ping An verbirgt sich der weltgrößte Versicherungskonzern, der im wichtigsten Absatzmarkt China bereits jeden siebten Chinesen versichert.

China zeigt, wie es geht – wieder einmal!

Der radikale digitale Wandel hat auch das Bedürfnis nach Orientierung in der Versicherungsbranche verdeutlicht.

Während Versicherer selbst häufig dazu neigen, wichtige Entwicklungen zu verschleppen, wollen Berater vor allem Policen verkaufen.

Als klassisch konservative Branche lockt die Versicherungsbranche obendrein auch ausgesprochen selten Blockchain-Entwickler auf die Karriereportale.

Dabei ist längst klar, dass sich auch die Versicherungsbranche nicht vor den aktuellen Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft verschließen kann.

Denn während Allianz und AXA ihre jeweilige Strategieagenda aufstellen, hat der zu den weltweit wertvollsten Versicherern zählende Konzern Ping An funktionierende Ökosysteme aufgebaut und die bestehenden Wertschöpfungsketten ausbaufähig gemacht.

Dazu gehört die weltweit größte Telemedizin-Plattform Good Doctor mit rund 250 Millionen registrierten Nutzern.

Für digital affine Versicherungskunden bietet die Automatisierung sicher Vorteile“, sagt Karen-Anja Groeger von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Quelle

Verbraucher sucht Schwarmintelligenz

Der radikale digitale Wandel hat auch das Bedürfnis nach Orientierung in der Versicherungsbranche verdeutlicht.

Während Versicherer selbst häufig dazu neigen, Entwicklungen zu verschleppen, wollen Berater vor allem Policen verkaufen. Das Ende der klassischen Versicherung – so rumort es an der ein oder anderen Stelle immer wieder.

Als klassisch, konservatives Betätigungsfeld lockt die Versicherungsbranche obendrein auch ausgesprochen selten junge Blockchain-Entwickler auf die Karriereportale.

Aber die Versicherungsbranche kann sich nicht vor den derzeitigen Entwicklungen und Veränderungen in der Gesellschaft verschließen.

Neben dem starken Bedürfnis nach Individualität zählt für Verbraucher auch die Macht der Kooperation. Hiervon haben in der Vergangenheit bereits Portale wie Check24 profitiert.

Denn neben der Schwarmintelligenz greift auch die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und voller Transparenz.

Entstanden aus der Unzufriedenheit mit einem etablierten System, haben jetzt die Versicherer unter Umständen das Nachsehen.

Der Prozess des Kunden-Onboardings steht dagegen bei der Allianz im Blickpunkt. Zusammen mit Daimler, der Deutschen Bank, Axel Springer, Barmenia Versicherungen, der Hanseatic Bank, Lufthansa und der Telekom wurde 2018 die Plattform verimi ins Leben gerufen.

Sie stellt die direkte Konkurrenz zur United Internet Plattform netID dar. Dahinter verbergen sich die Medienkonzerne ProSiebenSat.1 Media und RTL. Bei verimi geht es um das sichere Einloggen mit persönlichen Daten und der Möglichkeit für Nutzer, sich online auszuweisen.

InsurTechs erobern Markt für Versicherungen

Digitale Identitäten mit dem Single Sign On-Verfahren sind für Wirtschaft, Banken und Versicherungen enorm wichtig und waren während der Pandemie verstärkt nachgefragt.

Es hat sich gezeigt, dass Transaktionen auf Online-Medien und digitale Onboardings ausweichen. Die nachhaltige Verschiebung ist spürbar und wird von vielen Menschen begrüßt. Hinsichtlich der User-Experience zeigt sich allerdings noch Optimierungsbedarf.

Der digitale „Türöffner“ hat bisher gefehlt und mit der entwickelten Lösung will die Allianz den Weg ins Blockchain-Zeitalter beschreiten.

Mit der Möglichkeit zur Verwaltung von selbstsouveränen Identitäten, kurz SSI, gilt der Einsatz der Blockchain als Technologie der ersten Wahl.

Digitale Versicherungen, auch InsurTechs genannt, erobern derzeit den Markt. So hat die Domcura AG, einer der absoluten Favoriten der unabhängigen Vermittler beim Thema Wohngebäude, eine digitale Reisegepäckversicherung auf Blockchain-Basis auf den Markt gebracht.

Das sorgte nicht nur für viel Aufmerksamkeit. Das Unternehmen erhielt dafür auch den European Business Award für Innovation. Doch das Unternehmen ruht sich nicht auf seinem Erfolg aus.

So wurden erst jüngst alle Schnittstellen für die Betreuung der Vermittler auf den einheitlichen BiPRO-Standard umgestellt. Das Brancheninstitut für Prozessoptimierung BiPRO ist eine neutrale Organisation der Finanzdienstleistungsbranche.

Die Domcura AG gehört damit zu einem der wenigen Anbieter der Versicherungsbranche überhaupt, der vom Antrag bis zur Schadensregulierung das komplette Produktangebot über BiPRO abwickeln kann.

„Ich habe mir den Markt angeschaut, viele Startups bekommen Millionen von Investoren, um dann eine subventionierte Hausrat-Versicherung anzubieten – das finde ich wenig innovativ“, so Lars Watermann. Quelle

Blockchain-Technologie ist marktreif

Bei AXA und der Blockchain-Technologie läuft es dagegen nicht so rund. Ende 2019 hat der französische Versicherungskonzern die 2018 vorgestellte erste Blockchain-Versicherung der Unternehmensgeschichte wieder vom Markt genommen.

„Fizzy“ sollte Flugverspätungen absichern und basierte auf der Kryptowährung Ethereum. Allerdings sind die kommerziellen Ziele nicht erreicht worden.

Auch ließen sich wohl nicht die richtigen Vertriebskanäle finden, so das Unternehmen weiter.

Dagegen zeigt sich mit Get Neo ein anderer Anbieter von der Idee überzeugt, Flugverspätungen ab 60 Minuten automatisch über die Blockchain-Technologie versichern zu können.

Mit Berlin Direkt Versicherungen als Partner verfolgt Get Neo nun die neuen Online-Strategien mit der Blockchain-Technologie in der Versicherungsbranche.

Der Get Neo-Gründer Lars Watermann ist überzeugt davon, dass die Zukunft der Versicherungsbranche in den InsurTechs liegt.

Will die Versicherungsbranche bei der Digitalisierung ganz vorn mit dabei sein, dann wird es nicht ohne DLT gehen.

Blockchain-Technologien haben inzwischen eine hohe Marktreife. Aber ohne eine Veränderung in der Unternehmenskultur wird der Wandel innerhalb der Versicherungsbranche nicht gelingen.

Kommentare
  1. Hallo Carsten, vielen Dank für Deinen Kommentar. Obwohl dieser Artikel bereits vor 2 Jahren verfasst wurde, hat sich in Deutschland hinsichtlich der Digitalisierung nicht sonderlich viel getan. Sicherlich sind in den letzten 24 Monaten Optimierungen zu beobachten, allerdings gehört Deutschland im Hinblick auf eben die Digitalisierung und Anwendung von Blockchain-Technologie mitnichten zu den Top-Nationen.

  2. Vielen Dank für den interessanten Beitrag zur Blockchain Technologie. Ein Freund von mir arbeitet im Versicherungsbüro. Ich wusste gar nicht, dass es der Versicherungsbranche so an Agilität fehlt.

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