Bahamas veröffentlichen Sand Dollar als erste CBDC

Die Europäische Zentralbank (EZB), die Schweiz, chinesische Finanzbehörden und viele mehr – alle arbeiten an einer digitalen Zentralbankwährung. Bislang sind viele Projekte kaum über den Pilotstatus herausgewachsen. Doch während sich viele Länder und Zentralbanken mit regulatorischen und technischen Hürden beschäftigen, haben die Bahamas nun eine eigene digitale Bankenwährung an den Start gebracht. Ab sofort erhalten die fast 400.000 Einwohner Zugriff auf die neue Central Bank Digital Currency (CBDC). Der kleine Inselstaat ist damit das erste Land der Welt, welches eine CBDC für die Öffentlichkeit freigibt.

Bahamas veröffentlichen den „Sand Dollar“

Erstmals tauchten in dem Jahresbericht des Jahres 2019 der Zentralbank der Bahamas Hinweise auf eine digitale Zentralbankwährung auf. Innerhalb eines Jahres wurde aus dem Pilotprojekt ein realer Anwendungsfall. Damit ist der Inselstaat im Rekordtempo an vielen anderen Ländern vorbeigezogen. Erst Ende September gab ConsenSys bekannt, dass es mit der Regierung in Hongkong an einer CBDC arbeitet, welche jedoch längst nicht über den Status eines Proof of Concept hinaus ist. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet derzeit nur theoretisch an einer CBDC. China befindet sich immerhin schon in einer konkreten Testphase. Die Bahamas überführten am 20. Oktober ihre digitale Bankenwährung in die Praxis und tauften sie „Sand Dollar“. Die Freigabe erfolgt dabei schrittweise in drei Phasen.

Zunächst erhalten private Institutionen Zugriff auf den „Sand Dollar“. Dazu zählen vornehmlich Banken und andere Finanzinstitute. Dabei muss ein strenges Know-your-Customer (KYC)-Verfahren durchlaufen werden. Auch prüfen die zuständigen Aufsichtsbehörden die technische Sicherheit der Institutionen, die die digitale Währung nutzen wollen. Generell müssen die Unternehmen, Institutionen und Organisationen einen gewissen Grad an Cyber Security vorweisen. Multi-Faktor-Authentifizierung beim Zugang zu den jeweiligen Wallets ist dabei eine Mindestvorgabe. Die Zentralbank der Bahamas zeigt sich bereits seit einiger Zeit offen gegenüber Kryptowährungen. Erste Versuche gab es bereits im letzten Jahr, als eine kleine Inselgruppe der Bahamas in einem Testprojekt 48.000 Einheiten eines Vorläufers des „Sand Dollars“ erhielt. Dieser Versucht galt als voller Erfolg.

Behörden der Bahamas erwarten eine Revolution im Zahlungsverkehr

Vor wenigen Wochen verkündete Chaozhen Chen, Leiter für eSolutions der Zentralbank, dass die Bahamas eine digitale Bankenwährung mit dem Namen „Sand Doller“ veröffentlichen. Damit will die Regierung des Inselstaats die bestehenden Zahlungsprobleme beseitigen, welche insbesondere die kleineren Inselgruppen des Landes betreffen. Vor allem abgeschiedene Teile der Bahamas haben oft nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu einer Bankeninfrastruktur. Da jedoch breite Teile der Bevölkerung über ein Smartphone verfügt, sind bereits beste Voraussetzungen für die Verwendung einer digitalen Währung geschaffen. Die neue Central Bank Digital Currency soll neben der Fiat-Währung des Landes, dem Bahamas Dollar, koexistieren. Auch die digitale Variante wird unter staatlicher Aufsicht reguliert und überwacht. Demnach gelten auch sämtliche Anti-Geldwäschegesetze für den „Sand Dollar“.

„Viele Bewohner auf diesen abgelegeneren Inseln haben keinen Zugang zu einer digitalen Zahlungs- oder Bankinfrastruktur. Wir mussten unsere Arbeit und die Lösung auf das zuschneiden, was wir als souveräne Nation tatsächlich brauchen.“ – Chaozhen Chen, Leiter für eSolutions der Zentralbank

Bereits während der schrittweisen Einführung wird die digitale Währung bedarfsweise herausgegeben. Bei wachsender Nachfrage geben die Behörden weitere Einheiten der CBDC in Umlauf. Es besteht dennoch eine enge Bindung an die bestehende Fiat-Währung. Sobald die Zentralbank mehr Einheiten der Kryptowährung ausgibt, reduziert sie die Menge an Bahamas Dollar. Umgekehrt gilt dasselbe und die digitalen Einheiten reduzieren sich, wenn mehr Fiat-Währung in Umlauf kommt. Auf diesem Weg soll das Geldangebot im Gleichgewicht gehalten werden. Konzeptionell ist der „Sand Dollar“ im Verhältnis eins zu eins an den Bahamas Dollar gebunden und somit ein klassischer Stablecoin. Die Fiat-Währung wiederum ist an den US-Dollar gebunden.

Viele Nationen beschäftigen sich mit einer digitalen Zentralbankwährung

Die Bahamas lieferten sich mit der Veröffentlichung ihrer CBDC ein enges Rennen mit Kambodscha. Das Königreich aus Südostasien plant in den kommenden Wochen die Veröffentlichung der digitalen Zentralbankwährung „Bakong“. Auch Russland und China sind bereits auf einem guten Weg. Der digitale Rubel erscheint aller Voraussicht nach im kommenden Jahr. Russland plant eine Ergänzung seiner Fiat-Währung und lobt in einem offiziellen Bericht die Funktionsweise von Smart Contracts auf der Ethereum-Blockchain. China durchläuft bereits ein Pilotprojekt im Test. In der chinesischen Metropole Shenzhen verteilt die Regierung 1,5 Millionen Einheiten seines digitalen Yuans.

Die europäischen Nationen hinken derzeit noch ein wenig hinterher. Vorreiter sind hier vor allem Estland und Finnland. Vor allem Estland kann bereits mit konkreten Plänen überzeugen. Zusammen mit zwei privaten Unternehmen arbeitet die ansässige Regierung an einer nationalen Kryptowährung, die dem „E-Euro“ als Vorbild dienen soll. Die EZB hat sich in der Vergangenheit für eine EU-weite, digitale Zentralbankwährung ausgesprochen. Nach anfänglicher Skepsis änderte die Chefin der EZB, Christine Lagarde, ihre Meinung. Bislang veröffentlichten die zuständigen Behörden mehrere offizielle Dokumente zu diesem Thema. Noch gibt es jedoch keinen Starttermin für den Test des „E-Euros“.

Zusammenfassung: Die Bahamas als Vorreiter für digitale Zentralbankwährungen

Der Inselstaat im Atlantik gab nach monatelanger Testphase ihre eigene digitale Zentralbankwährung für die Praxis frei. Damit sind die Bahamas das erste Land der Welt, welches eine Central Bank Digital Currency in Umlauf bringt. Ziel ist es, die 700 Inseln des Landes mit einer digitalen und einheitlichen Währung an ein zentrales Banken- und Transaktionsnetz anzuschließen. Konzeptionell gleich die digitale Währung einem klassischen Stablecoin.

Während viele Nationen der Welt seit einiger Zeit an einer CBDC arbeiten, ging der Inselstaat mit gutem Vorbild voran. Nach einer erfolgreichen Testphase veröffentlichte die Zentralbank die Kryptowährung. Schrittweise soll sie den fast 400.000 Einwohner zur Verfügung gestellt werden. Die Regierung der Bahamas sieht in digitalen Währungen eine Revolution im digitalen Zahlungsverkehr. Da die „Sand Dollar“ getaufte Währung von realen Reserven der Fiat-Währung gedeckt wird, kann sie problemlos neben dem Bahamas Dollar existieren.

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