Zentralbanken erforschen CBDCs in Kooperation mit BIS

Mit der Vorstellung von Libra hat Facebook nicht nur das mediale Interesse entfacht. Vor allem vonseiten der Politik sowie der Währungswächter kamen Einwände, welche schlussendlich zu einem vorläufigen Verbot der Digitalwährung führten. Als direkte Reaktion teilten einige Notenbanken sogar mit, dass sie sich mit der Entwicklung einer eigenen Digitalwährung auseinandersetzen werden. Allerdings befinden sich kaum öffentliche Forschungen rund um die Use Cases der sogenannten Central Bank Digital Currencies (CBDC) im Umlauf. Aus diesem Grund wollen die Zentralbanken von Kanada, Großbritannien, Japan, der Europäischen Union, Schweden sowie der Schweiz zusammen mit der Bank of International Settlements (BIS) die Einsatzmöglichkeiten der CBDC untersuchen.

Wissensaustausch zwischen Zentralbanken soll Entwicklung von CBDC beschleunigen

Zum aktuellen Zeitpunkt befinden wir uns an einem Scheideweg. Das aktuelle Finanzsystem wird von vielen Marktteilnehmern als nicht zukunftsfähig erachtet. Insbesondere niedrige Zinsen sowie die Involvierung dritter Anbieter sorgt für kontroverse Diskussionen. Außerdem stellen Stablecoins – zu diesen gehört auch Libra – aus Sicht der Währungswächter ein potenzielles Risiko für die Stabilität des Finanzsystems dar. Dementsprechend haben sich sechs führende Zentralbanken sowie die BIS dazu entschlossen, den Einsatz der Digitalwährungen zu erforschen.

Aus einer Pressemitteilung der Bank of England vom 21. Januar 2020 geht hervor, dass die Zentralbanken von Kanada, England, Japan, Schweden, der Schweiz, der Europäischen Union sowie die BIS bei der Erforschung valider Use Cases kooperieren. Die analysierten Use Cases sollen den Einsatz der Digitalwährungen in den jeweiligen Ländern verdeutlichen und somit eine Handlungsempfehlung für die weitere Entwicklung darstellen.

„Die Gruppe wird CBDC-Anwendungsfälle bewerten, funktionale und technische Gestaltungsentscheidungen, einschließlich grenzüberschreitender Interoperabilität und den Austausch von Wissen über aufkommende Technologien bewerten. Dabei stimmt sich die Arbeitsgruppe eng mit den einschlägigen Institutionen und Foren, insbesondere mit dem Financial Stability Board und dem Ausschuss für Zahlungen und Marktinfrastrukturen (CPMI), ab.“ – Auszug aus der Pressemitteilung der Bank of England

Zentralbanken fokussieren die Entwicklung von Digitalwährungen

Des Weiteren geht aus der Pressemitteilung hervor, dass die Forschungsgruppe unter der Leitung von Benoît Cœuré und Jon Cunliffe stehen. Bei Cœuré handelt es sich um den Leiter des BIS Innovation Hubs. Cunliffe ist stellvertretender Gouverneur der Bank of England und Vorsitzender des Ausschusses für Zahlungen und Marktinfrastruktur. Außerdem gehören zum Forschungsausschuss noch hochrangige Vertreter der teilnehmenden Zentralbanken sowie der BIS.

Für Marktbeobachter ist die Mitteilung jedoch keine sonderliche Überraschung, denn bereits in der Vergangenheit haben einige Zentralbanken die Absicht zur Entwicklung einer Digitalwährung kundgetan. Dementsprechend stehen digitale Währungen – hierzu gehören auch die CBDCs – bereits heute im Fokus der Zentralbanken. Auch Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, gehört zu den Unterstützern dieses Ansatzes. In der Vergangenheit machte sich Lagarde vermehrt für die Entwicklung neuartiger Zahlungsmittel stark. So existiert bereits heute eine starke Nachfrage nach schnellen und kosteneffizienten Zahlungsmethoden. Für die EZB-Chefin sollte auch die EU in diesem Forschungsgebiet eine führende Rolle einnehmen.

Die People´s Bank of China (PBoC) ist dahingegen schon einige Schritte weiter und steht kurz vor der Veröffentlichung einer entsprechenden CBDC. Aus einer jüngsten Mitteilung geht hervor, dass die PBoC bereits das Design der obersten Ebene fertiggestellt hat. Auch das gemeinsame Testen des digitalen Yuan sei bereits erfolgreich verlaufen.

Fazit: Notenbanken setzen der Lethargie ein Ende

Obwohl Libra mittlerweile ein geringeres mediales Interesse genießt, konnte Facebooks Digitalwährung einen wichtigen Baustein für den technischen Fortschritt im Finanzsektor beitragen. Wie die Pressemitteilung der Bank of England verdeutlicht, kooperieren nunmehr sechs Notenbanken und die BIS bei der Erforschung und Entwicklung einer neuen CBDC.

In Anbetracht des chinesischen Vorsprungs in diesem Forschungsgebiet ist es sinnvoll, dass immer mehr Notenbanken das Geschäftsmodell von Digitalwährungen erforschen. Diese Meinung vertritt auch Christine Lagarde, die Chefin der EZB. Langfristig sei eine zentralbankgesteuerte Digitalwährung ein wichtiger Eckpfeiler einer modernen Finanzwirtschaft. Außerdem existiert eine große Nachfrage nach günstigen und schnellen Transaktionsmöglichkeiten.

Aus meiner Sicht kommt die Kooperation zwischen den Zentralbanken etwas verspätet. Bereits in diesem Jahr könnte China den digitalen Yuan einführen und somit die eigene Marktmacht weiterhin ausbauen. Langfristig gehe ich davon aus, dass CBDCs in wenigen Jahren bereits ein fundamentaler Bestandteil unserer modernen Welt sind.

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