Deutsches Blockchain-Projekt Tal.Markt für Öko-Strom
Erneuerbare Energien, effiziente Stromversorgung und Blockchain sind eine Kombination, die immer häufiger von Energieversorgern aufgegriffen und untersucht wird. Ein neues und bisher einmaliges Projekt in Deutschland ist der Wuppertaler Tal.Markt. Verbraucher können dabei unter anderem wählen welche Art und von wem sie ihren Strom beziehen möchten.
Tal.Markt deutsch-schweizerische Kooperation
Die Technologie für die Blockchain-Plattform wird von dem Schweizer Unternehmen Axpo zur Verfügung gestellt. Das Unternehmen hat die Peer-to-Peer-Plattform Elblox entwickelt. Diese Plattform ist die Grundlage von Tal.Markt.
Wie Christoph Sutter, Leiter der Division Neue Energien bei Axpo, in einer Pressemitteilung erklärte, ist der deutsche Markt besonders gut für die Einführung der Elblox Plattform geeignet. Denn seiner Meinung nach ist die Liberalisierung des Strommarktes in Deutschland schon weit genug fortgeschritten. Sutter erhofft sich von diesem Projekt, dass Verbraucher und Produzenten eine Plattform finden, um sich auf Augenhöhe, als gleichberechtigte Handelspartner, zu begegnen.
Wie funktioniert die Plattform?
Der Tal.Markt ist eine Handelsplattform, auf der Verbraucher und Energie-Erzeuger zusammenfinden. Die Energie-Erzeuger stellen sich auf der Plattform vor und geben den Preis pro KWh an. Bei dem angebotenen Strom handelt es sich dabei stets um Öko-Strom.
Die Angebote reichen von der Talsperre über Windrad-Anlagen bis hin zur Biogas-Anlage eines umliegenden Bauernhofs oder sogar der Solar-Anlage eines Privathaushalts. Verbraucher können sich auf der Plattform anmelden und sich die einzelnen Angebote ansehen. Dann stellen sie sich ihre ganz persönliche Stromversorgung zusammen und können mehrere Angebote miteinander kombinieren.
Alle Transaktionen, Abrechnungen und der bezogene Strom werden auf der Blockchain dokumentiert. Falsche oder doppelte Buchungen sind dadurch unmöglich. Verbraucher können jederzeit über die Plattform die Zusammenstellung ihrer Stromversorgung verändern. Denn eine Aktualisierung erfolgt alle 15 Minuten.
Die Stromversorgung über Wind- oder Solaranlagen ist nicht konstant, da diese wetterabhängig sind. Sollte es zu Engpässen in der Versorgungskette kommen, übernimmt die WSW die weitere Energieversorgung vorübergehend. Die Energie wird dann von den Müllverbrennungsanlagen der Wuppertaler Abfallwirtschaftsgesellschaft bezogen.
Welche Vorteile bietet der Tal.Markt?
Verbraucher erhalten durch die Plattform Transparenz und volle Kontrolle über ihre Energieversorgung. Da die Abrechnung über die Blockchain erfolgt, können Kunden sicher sein woher ihr Strom stammt und wie viel sie tatsächlich verbraucht haben. Die Kosten für den Umbau des Messsystems werden zudem von der WSW übernommen, so dass keine zusätzlichen Kosten entstehen. Mit den eingebauten SmartMeter können die Kunden ihren Verbrauch pro Tag, im Monat und auf das Jahr hochgerechnet exakt verfolgen, und behalten so den Überblick.
Für Energie-Erzeuger bietet die Plattform ebenfalls viele Vorteile. Sie können ihren Strom direkt vertreiben und sind nicht auf Zwischenhändler oder große Energiekonzerne angewiesen. Für die Stromerzeuger ist das Projekt besonders wichtig, da ihre staatliche Förderung 2021 auslaufen wird. Der Tal.Markt bietet ihnen so eine Handelsplattform, um mit Verbrauchern in Kontakt zu treten. Da die Abrechnung über die Blockchain erfolgt und die Gewährleistung der Stromversorgung von der WSW übernommen wird, haben die Stromversorger wenig Arbeit. Als besonderen Anreiz zahlt die WSW zudem zusätzlich zur Einspeisevergütung einen Bonus für die Bereitstellung des Stroms.
Die weitere Planung
Die Tal.Markt Plattform soll zunächst bis zum Jahresende 2018 aktiv bleiben. Die Planung für die Zeit danach ist noch nicht bekannt und wird vermutlich von der Nachfrage der Kunden und Energieversorger abhängig sein. Da es sich dabei um eines der ersten Projekte dieser Art handelt, wird es sich in der Praxis noch bewähren müssen.
Der Tal.Markt ist zunächst nur in der Region rund um Wuppertal verfügbar. Es besteht die Möglichkeit, dass es mit der Zeit weiter ausgebaut wird und auch in anderen Regionen angeboten wird. Laut Angaben der WSW haben sich bereits Interessenten aus anderen Regionen gemeldet, die ebenfalls an dem Projekt teilnehmen möchten. Auf lange Sicht wäre es daher denkbar, dass das Wuppertaler Projekt auch in anderen Regionen Deutschlands angeboten wird.