Prozess gegen Sam Bankman-Fried: Eine weitere Woche voller Enthüllungen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zeugenaussagen von Gary Wang und Caroline Ellison im FTX-Prozess enthüllen schwerwiegende interne Missstände, darunter willkürliche Berechnungen von Versicherungsgeldern und unzureichende Mittel für Kundenabhebungen.
- Geheime Tonbandaufnahmen und detaillierte Enthüllungen über fragwürdige Geschäftspraktiken brachten die Verteidigung in Bedrängnis, deren Versuche, die Zeugen zu diskreditieren, wenig Wirkung zeigten.
Dienstag: Intensive Befragung von Gary Wang
Die Woche begann mit der Fortsetzung der Zeugenaussage von Gary Wang, Mitbegründer und ehemaliger CTO von FTX.
Wang enthüllte weitere schockierende Details über die internen Abläufe bei FTX, einschließlich der Berechnung des Versicherungsfonds des Unternehmens, die er als willkürlich beschrieb.
Er bestätigte auch, dass FTX trotz gegenteiliger öffentlicher Behauptungen nicht über ausreichende Mittel für Kundenabhebungen verfügte.
Seine detaillierte Aussage setzte sich vom Freitag fort, als er über die enorme Kreditlinie sprach, die Alameda bei FTX hatte.
Ebenso sprach er darüber, wie eine durchgesickerte Bilanz die bereits angespannte Situation zwischen den beiden Unternehmen eskalieren ließ.
Die Verteidigung versuchte Wangs Glaubwürdigkeit während des Kreuzverhörs infrage zu stellen, aber ihre Bemühungen schienen wenig Einfluss auf die Stärke seiner Zeugenaussage zu haben.
Mittwoch: Yedidias Aussage und der Auftritt von Caroline Ellison
Der Mittwoch war geprägt von tiefgreifenden Enthüllungen, beginnend mit der Aussage von Adam Yedidia, einem ehemaligen Softwareentwickler und engen Freund von Sam Bankman-Fried.
Yedidia, ein ehemaliger Student der Mathematik und des Ingenieurwesens am MIT, lieferte komplexe, aber entscheidende Informationen über die fragwürdigen Geschäftspraktiken bei FTX und Alameda.
Seine detaillierten und sorgfältig formulierten Antworten zeugten von einem hohen Maß an Vorbereitung, was im Gerichtssaal gelegentlich für Verwirrung sorgte.
Seine Aussage warf auch Licht auf die unklare Zahl der FTX-Nutzer im Jahr 2022, ein Detail, das die Verteidigung zu nutzen versuchte, allerdings mit wenig Erfolg.
Caroline Ellisons Aussage
Der Höhepunkt des Tages war jedoch der Beginn der Aussage von Caroline Ellison, der ehemaligen CEO von Alameda Research.
Ellison sprach offen über ihre Beziehung zu Bankman-Fried und darüber, wie seine Überzeugungen ihre eigenen moralischen Prinzipien beeinflussten.
Sie beschrieb, wie Bankman-Frieds „effektiver Altruismus“ sie dazu brachte, ethische Grenzen zu überschreiten, was zu Lügen und Diebstahl bei Alameda führte.
Ihre emotional aufgeladene Aussage zeigte, wie Bankman-Frieds Philosophie des „maximalen Nutzens“ zu riskanten Finanzpraktiken führte, die schließlich zum Zusammenbruch von FTX und Alameda beitrugen.
Ellison erklärte auch, wie sie versuchte, die wahre finanzielle Situation der Unternehmen durch kreative Buchführung zu verschleiern, insbesondere in Bezug auf die Milliarden, die Alameda von FTX-Kunden geliehen hatte.
Donnerstag: Ellisons Kreuzverhör und geheime Tonbandaufnahmen
Der Donnerstag begann mit der Fortsetzung der Aussage von Caroline Ellison und einem intensiven Kreuzverhör durch die Verteidigung.
Mark Cohen, der Hauptanwalt von Bankman-Fried, versuchte Ellisons Glaubwürdigkeit zu untergraben, indem er Widersprüche in ihren Aussagen aufzeigte und ihre Rolle bei den illegalen Aktivitäten von FTX und Alameda hervorhob.
Trotz seiner Bemühungen gelang es Cohen nicht, ihre Aussage wesentlich zu entkräften oder ihr die gesamte Verantwortung für den Zusammenbruch von FTX zuzuschieben.
Die dramatischste Wendung des Tages kam, als die Staatsanwaltschaft geheime Tonbandaufnahmen abspielte, auf denen Ellison ihren Kollegen gegenüber bei Alameda zugab, dass das Unternehmen FTX als persönliche Geldquelle benutzt habe.
Die Aufnahme, die von einem Alameda-Softwareingenieur namens Christian Drappi vorgelegt wurde, erwies sich als potenziell verheerend für die Verteidigung.
Denn sie untermauerte die bereits vorgelegten Beweise für finanzielles Fehlverhalten.
Der Tag endete mit einem herben Rückschlag für die Verteidigung.
Fazit der bisherigen Woche
Trotz ihrer Versuche, die Beweise zu diskreditieren und die Glaubwürdigkeit der Zeugen infrage zu stellen, schien die Staatsanwaltschaft eine starke und kohärente Geschichte von Missmanagement, unethischem Verhalten und kriminellen Aktivitäten innerhalb von FTX und Alameda zu präsentieren.
Die Ereignisse der Woche zeichneten ein düsteres Bild von der Unternehmensführung und der Moral bei FTX und Alameda.
Obendrein hatte die Verteidigung ihre Schwierigkeiten, die erdrückende Beweislast und die Zeugenaussagen wirksam zu entkräften.
