Große Nachfrage bei DeFi-Auditoren trotz Preisrückgangs

Das ereignisreiche Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende zu. Für viele Wirtschaftsunternehmen stehen zu dieser Zeit auch immer Audits auf dem Plan. Das gilt auch für die vielen DeFi-Projekte, die größtenteils in diesem Jahr gegründet wurden und deren erste Prüfung ansteht. Doch die Masse an neuen Unternehmen im Bereich dezentraler Finanzdienstleistungen sorgen für einen Ansturm auf die Wirtschaftsprüfer und Auditoren. Die ersten Agenturen melden sogar völlig überfüllte Auftragsbücher bis in das erste Quartal des kommenden Jahres. Obwohl der „DeFi Summer“ endete und viele Token Kurseinbrüche verzeichneten, ist das Interesse an einem Audit sehr groß.

Auditoren mit vollen Auftragsbüchern

In diesem Jahr sorgte der Hype rund um dezentrale Finanzdienstleistungen für rege Aktivität an den Börsen. Derzeit ist ein Kapital in Höhe von 11 Milliarden US-Dollar in DeFi-Anwendungen geblockt. Seit mehreren Wochen scheint sich der zuvor überhitzte Markt etwas abzukühlen. Viele der Top-Projekte, wie UniSwap, Maker, Aave und Curve, wiesen zuletzt Verluste im niedrigen zweistelligen Bereich auf. Das letzte Quartal dürfte allerdings nicht nur aufgrund der aktuellen Preisthematik für die DeFi-Projekte aufregend sein. Wie für viele Wirtschaftsunternehmen üblich, stehen zum Ende des Jahres Audits an. Einige Wirtschaftsprüfer haben sich dabei speziell auf die in diesem Jahr massenhaft gegründeten DeFi-Projekte spezialisiert. Doch die Auftragslage sorgt für Überlastung in den Auftragsbüchern der Auditoren.

Beispielsweise meldete OpenZeppelin eine „überwältigende Nachfrage“ nach den Diensten des Unternehmens. OpenZeppelin ist auf Sicherheitsprüfungen von Blockchain-Unternehmen spezialisiert und führt Audits aus. Zu den Kunden des Sicherheitsexperten zählen Coinbase, Augur, Compound und BitGo. Viele Organisationen aus dem Bereich dezentraler Finanzdienstleistungen wollen die Dienste des Auditoren nutzen. OpenZeppelin gab jedoch bekannt, dass bis weit in das erste Quartal 2020 alle freien Prüfungsplätze belegt sind. Viele der Kunden sind Klone bestehender Governance Token, deren Qualität sich laut David Steinrueck, Marketingleiter von OpenZeppelin, erheblich unterscheidet. Wer sich erst jetzt um ein Audit bemüht, wird nach Aussage der Prüfer erst im nächsten Jahr einen Termin bekommen.

Dreimonatige Vorlaufzeit für DeFi-Projekte

Der CEO von Trail of Bits, Dan Guido, berichtet von einer dreimonatigen Vorlaufzeit, ehe ein neues Projekt durch das Unternehmen geprüft wird. Trail of Bits gehört zu den bekanntesten Sicherheitsexperten im Blockchain-Umfeld. Viele Projekte nutzen die Dienste des Unternehmens und lassen den Code ihrer Smart Contracts und ihrer Protokolle prüfen. Guido berichtet, dass auch sein Unternehmen eine erhöhte Nachfrage beobachtet. Viele Projekte wollten durch eine erfolgreiche Prüfung institutionelle Anleger auf sich aufmerksam machen, welche verbleibende Reserven in DeFi-Anwendungen investieren könnten. Darüber hinaus berichtet Dan Guido, dass drei der Neukunden zukünftige Ethereum 2.0 Projekte sind. Im Detail sind das Nimbys, Prysm und Lighthouse. Ethereum 2.0 geht voraussichtlich im Spätherbst 2020 in die finale Phase über.

Die Berichte der Wirtschaftsprüfer zeigen, dass nach wie vor viel Bewegung in dem DeFi-Sektor steckt. Der derzeitige Kursrückgang steht grundsätzlich nicht mit der Qualität der Projekte in Verbindung. Juliano Martinez, seines Zeichens technischer Redakteur bei dem Wirtschaftsprüfer Quantstamp, berichtet sogar, dass etliche Anfragen abgelehnt werden mussten. Das hohe Auftragsvolumen führte dazu, dass viele DeFi-Projekte sich nicht in absehbarer Zeit prüfen lassen. Qiao Wang, unabhängiger Analyst und ehemaliger quantitativer Händler bei Tower Research, berichtet, dass die Erschöpfung des Marktes an der Überhitzung der letzten Wochen und Monate liegt. Er selbst hält die bestehenden Projekte für qualitativ hochwertig und bewertet die gewillte Prüfung durch externe Auditoren als positives Zeichen.

Zusammenfassung: Hohes Auftragsvolumen führt zu langen Wartezeiten bei Wirtschaftsprüfern

Zuletzt kühlte sich der DeFi-Markt deutlich ab. Das in DeFi-Anwendungen gesperrte Kapital blieb auf einem konstanten Level. Viele DeFi-Projekte verzeichneten in den letzten Wochen einen spürbaren Kursrückgang. Das letzte Quartal ist üblicherweise auch eine Arbeitsreiche Zeit für Wirtschaftsprüfer. Viele Auditoren haben sich auf die Anforderungen von Unternehmen aus dem Bereich dezentraler Finanzdienstleistungen spezialisiert. Einige Prüfer berichteten nun, dass sie ein erhöhtes Auftragsvolumen registrieren. Viele Aufträge mussten sogar abgesagt werden, da sie sich nicht in absehbarer Zeit bearbeiten lassen.

Die Masse an Klonprojekten sorgte dafür, dass große Agenturen erst in dem kommenden Jahr wieder freie Termine für Audits haben. Die Sicherheitsexperten berichten in dem Zusammenhang von schwankender Projektqualität. Diese hängt jedoch nicht mit dem abkühlenden Markt zusammen. Vielmehr sei dieser aus Sicht der Analysten schlicht überhitzt gewesen. Man kann davon ausgehen, dass viele DeFi-Projekte durch ein positives Ergebnis eines Audits Anleger in den letzten Monaten des Jahres von sich überzeugen wollen.

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