European Blockchain Partnership (EBP) | Steigendes Interesse an DLT

Am 10. April 2018 haben sich 21 EU-Mitglieder sowie Norwegen zusammengeschlossen, um die European Blockchain Partnership (EBP) zu gründen. Ziel dieser Partnerschaft ist die Etablierung einer European Blockchain Services Infrastructure (EBSI). Mittlerweile haben sich weitere Mitgliedsstaaten dazu entschlossen, an der EBP mitzuwirken und Services zu entwickeln, welche einen grenzübergreifenden Mehrwert generieren.

Mehr Staaten zeigen Interesse an der Blockchain-Technologie

Laut globalen Untersuchungen gehört die Blockchain zu den relevantesten Zukunftstechnologien. Auch die europäischen Mitgliedsstaaten haben die Relevanz der Blockchain erkannt und die European Blockchain Partnership gegründet. Im Rahmen dieser Partnerschaft wollen die Mitglieder eine European Blockchain Services Infrastructure entwickeln. Diese soll die Übermittlung grenzübergreifender und öffentlicher Dienste ermöglichen und dabei hohe Standards in Bereich Sicherheit und Privatsphäre einhalten.

Seit der Gründung haben sich fünf weitere Nationen der EBP angeschlossen – das neuste Mitglied ist Italien. Sämtliche Länder haben sich bereiterklärt, bis zum Ende 2018 einige Anwendungsfälle grenzübergreifende, öffentliche Anwendungen zu definieren. Sämtliche Applikationen sollen auf der EBSI basieren. In der Distributed Ledger Technologie (DLT) sehen die Mitgliedsstaaten eine wichtige Entwicklung, welche grenzübergreifende Services sicherer machen kann. Diese Services können in der Logistik oder bei der Regulierung verwendet werden und diese effizienter gestalten. Allerdings zeigt sich bisher, dass die Entwicklung nur langsam voranschreitet. Seit der Gründung wurden lediglich drei offizielle Meeting abgehalten. Laut der Europäischen Kommission soll die EBSI sogar als Goldstandard für skalierbare DLTs gelten.

Aufgabe der European Blockchain Partnership noch nicht final geklärt

Bisher ist die Kernaufgabe der EBP nur grob definiert. Im April haben sich die Mitglieder darauf geeinigt, dass die Entwicklung von grenzübergreifenden, Blockchain-basierten Services im Fokus stehen wird. Doch bisher gab es keine weitere Definition über die zu entwickelnden Services. Laut Pēteris Zilgalvis, dem Vorsitzenden Kommissionsmitglied im Bereich Digital Innovation and Blockchain, wurde die Mission in der „Joint Declaration“ festgehalten. Zudem gibt dieses Mandat an, dass die ersten Entwicklungen bis zum Ende des Jahres vorgestellt werden müssen. Des Weiteren haben sich die Mitglieder zur Zusammenarbeit untereinander sowie zur Entwicklung des EBSI gegenüber der Europäischen Kommission verpflichtet. Unklar ist dabei allerdings, wie die EBSI gestaltet werden soll. Laut Zilgalvis befindet sich dieser Aspekt momentan in Klärung.

Demnach befindet sich die Partnerschaft zum aktuellen Zeitpunkt in einer besonders frühen Verhandlungsphase und klärt aktuell die grundlegenden Rahmenbedingungen zur weiteren Entwicklung. Dennoch zeigt sich Zilgalvis optimistisch, dass sämtliche fundamentalen Entscheidungen bis zum Ende des Jahres 2018 getroffen werden. Anschließend könne die Entwicklung und Veröffentlichung neuer dezentralisierter Services in Angriff genommen werden.

Entwicklung von Anwendungsfällen im Fokus

Aufgrund der unklaren Zieldefinition wird die European Blockchain Partnership bis zum Ende des Jahres weiterhin an der Grundlagenbildung arbeiten. Dabei wird es lediglich drei weitere Treffen zur Definition sämtlicher Grundlagen geben. Laut Kimmo Mäkinen, einem Berater der finnischen Digitalisierungsbehörde, war das letzte offizielle Meeting am 17. September. Das Hauptthema dieses Treffens waren grenzübergreifende Einsatzmöglichkeiten für Blockchain-basierte Applikationen. Dieses Thema wurde von der Europäischen Kommission sowie mehreren Mitgliedsstaaten vorgeschlagen.

Laut Mäkinen ist es bisher noch nicht sicher, ob die EBP alle Ziele bis zur Jahresfrist erreichen kann. Demnach müssen in den kommenden drei Meetings nicht nur Use Cases definiert werden. Vielmehr müssen die Mitglieder technische und funktionelle Anforderungen definieren und ein Model zur Steuerung der EBSI verabschieden.

Demensprechend ist der zu erfüllende Workload nicht zu vernachlässigen und stellt eine entsprechende Herausforderung dar. Dennoch können die bisherigen Meetings als positive Entwicklung für die EBP zusammengefasst werden. Laut Mäkinen haben sämtliche Mitglieder ein starkes Interesse an der Technologie geäußert. Zilgalvis teilt zudem mit, dass die Mitglieder das Vorankommen der Partnership unterstützen und dafür sorgen wollen, dass die EU eine führende Rolle bei der Blockchain-Technologie einnimmt. Für die Europäische Kommission nimmt die European Blockchain Partnership eine wichtige Rolle ein, denn durch diese Kooperation hat die EU ein Vehikel, um die DLT-Entwicklung voranzutreiben.

Es zeigt sich, dass die European Blockchain Partnership – auch wenn keine konkreten Erfolge verzeichnet werden konnten – eine wichtige Rolle einnimmt. Sie repräsentiert das Vertrauen der Mitglieder in die Distributed Ledger Technologie und sorgt für eine schnellere Weiterentwicklung. Vor allem der Umstand, dass sich 27 Staaten zur Kooperation entschieden haben zeigt, dass es sich bei DLT um eine langfristige Entwicklung handelt, die in mehreren Bereichen genutzt werden kann. Doch auch die einzelnen Mitgliedsstaaten zeigen ein reges Interesse an der neuen Technologie. Mittlerweile arbeiten mehrere Staaten an der Entwicklung eigener Lösungen und adressieren verschiedene Probleme, welche mit dieser Technologie gelöst werden können. Laut Kimmo Mäkinen hat auch Finnland ein Interesse an der Blockchain-Technologie. Dabei möchte das Land jedoch auch grenzübergreifende Funktionen nutzen, um authentifizierungsrelevante Unterlagen und Daten auszutauschen und somit das Identitätsmanagement zu verbessern.

Implementierung der Distributed Ledger Technologie in 2019

Auch wenn die Mitglieder der European Blockchain Partnership nur wenig Zweifel am Interesse an der DLT zeigen, bleibt die großflächige Implementierung als offene Frage bestehen. Zudem ist die Frage nach der Entwicklung neuer Applikationen z.B. auf Ethereum sowie die Veröffentlichung der EBSI bisher unbeantwortet. Laut Zilgalvis soll die Implementierung jedoch im kommenden Jahr starten. Die definierten funktionellen und technischen Spezifikationen werden mit den Mitgliedsstaaten abgestimmt und anschließend wird die Implementierung beginnen.

Dieser Zeitplan kann durchaus als ambitioniert bezeichnet werden. Allerdings zeigt sich auch, dass die Europäische Kommission und die Mitgliedsstaaten die gleichen Interessen verfolgen. Vor allem mögliche Unstimmigkeiten müssen bis zur Implementierung geklärt werden, sodass eine Implementierung in 2019 normalerweise eher unwahrscheinlich wäre. Sollte der straffe Zeitplan allerdings eingehalten werden und eine Implementierung der EBSI bereits im kommenden Jahr stattfinden, so würden weitere Staaten einen Fokus auf die Blockchain-Entwicklung setzen. Dies würde schlussendlich den Durchbruch der Blockchain-Technologie in Europa beschleunigen.