Gefangenendilemma

Das Gefangenendilemma ist ein Beispiel für eine Situation, in der einzelne Entscheidungsträger, die in ihrem besten Interesse handeln, ein suboptimales Ergebnis für die Individuen als Gruppe erzielen. Es ist eines der bekanntesten Beispiele in der Spieltheorie.

Das standardisierte Beispiel des Gefangenendilemmas, das ursprünglich von den Mathematikern Merrill Flood und Melvin Dresher vorgeschlagen und dann von Albert W. Tucker formalisiert wurde, stellt die folgende Situation dar:

Zwei Mitglieder einer kriminellen Bande werden verhaftet und in getrennten Räumen verhört. Es gibt keine anderen Zeugen, und die Behörden haben nur genügend Beweise, um einen der beiden Gefangenen zu verurteilen, aber nur, wenn der andere Gefangene gegen sie aussagt.
Die Behörden bieten jedem Gefangenen einen Handel an. Sie können den anderen Gefangenen verraten, indem sie aussagen, dass der andere Gefangene das Verbrechen begangen hat, oder sie können mit dem anderen Gefangenen kooperieren, indem sie schweigen.

Dieses Szenario kann zu drei möglichen Ergebnissen führen:

Wenn beide schweigen, sitzen beide jeweils ein Jahr ab.
Wenn beide den anderen verraten, sitzen beide je zwei Jahre ab.
Wenn einer den anderen verrät, der andere aber schweigt, wird der Gefangene, der ausgesagt hat, freigelassen, und der Gefangene, der geschwiegen hat, verbüßt drei Jahre.

Da der Verrat des anderen Gefangenen eine größere Belohnung bietet als die Zusammenarbeit mit ihm, kann man davon ausgehen, dass alle rein rationalen Gefangenen den anderen verraten werden, so dass das einzig mögliche Ergebnis ist, dass beide Gefangene sich gegenseitig verraten.

Das Streben nach einer individuellen Belohnung sollte logischerweise zu einem besseren Ergebnis führen; in einem Gefangenendilemma führt das Streben nach einer individuellen Belohnung jedoch zu einem schlechteren individuellen Ergebnis.

Gefangenendilemmas gibt es in vielen Bereichen der Wirtschaft, aber im Laufe der Zeit wurden verschiedene Lösungen vorgeschlagen und umgesetzt, die das Gemeinwohl über individuelle Anreize stellen.

In der realen Welt wiederholen sich beispielsweise die meisten Interaktionen mehr als einmal. Wenn ein Gefangenendilemma mehr als einmal auftritt, wird es als mehrfaches Gefangenendilemma bezeichnet. In einer solchen Situation können die einzelnen Akteure Strategien anwenden, die Kooperation im Laufe der Zeit belohnen.

Eine andere Lösung sind formale, institutionelle Strategien, welche die Anreize für die einzelnen Entscheidungsträger/innen verändern. Wenn man die kollektiven Ziele kennt und in der Lage ist, kooperatives Verhalten durch verschiedene Regeln zu erzwingen, kann das Gefangenendilemma in Richtung eines kollektiv vorteilhaften Ergebnisses gelenkt werden.

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