FED veröffentlicht Forschungsstand zum Digitalen Dollar

In Europa und in China herrscht bereits Aufbruchsstimmung. Experten erwarten, dass es in den kommenden Jahren digitale Zahlungsmittel geben wird. Etwas abgeschlagen in diesem Punkt sind die Vereinigten Staaten. Die Federal Reserve hatte sich öffentlich eher verhalten geäußert. Insbesondere der Einfluss der Libra Coin auf das Geldsystem sorgte im vergangenen Jahr für Aufregung. Nichtsdestotrotz hat sich auch die Federal Reserve (FED) mit der Entwicklung einer eigenen Central Bank Digital Curency (CBDC), ein digitaler Dollar, auseinandergesetzt und erste Forschungsergebnisse vorgestellt.

FED erforscht digitalen Dollar auf nationaler Ebene

Wie Loretta Mester, Präsident und CEO der Federal Reserve Bank of Cleveland, im Rahmen einer Keynote am 23. September 2020 zu verstehen gab, erforscht die FED zum aktuellen Zeitpunkt die sogenannten CBDCs. Dabei hat die FED erst kurze Zeit vor der Pandemie mit der Forschung begonnen. Zum aktuellen Zeitpunkt habe der Rat der Gouverneure eine Reihe an DLT-Plattformen getestet, um die potentiellen Vorteile sowie die einzugehenden Kompromisse zu verstehen.

Allerdings merkte Mester auch an, dass sich die aktuellen Forschungen nicht nur auf die FED beschränkt. Demnach gibt es zum aktuellen Zeitpunkt auch Initiativen von regionalen Zweigstellen der FED. So gibt es beispielsweise eine mehrjährige Partnerschaft zwischen der Boston FED und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT). Auch die Kooperation der New Yorker Fed und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich dreht sich um das Potential von CBDCs.

Nichtsdestotrotz merkte Mester an, dass die aktuellen Untersuchungen noch keine Entscheidung darstellen. So drehen sich die aktuellen Bemühungen ausschließlich um die Identifikation des technologischen Potentials. Für eine Entscheidung zur Einführung einer US-amerikanischen CBDC sei es zum aktuellen Zeitpunkt noch zu früh.

Offene Fragestellungen rund um den digitalen Dollar

Natürlich gibt es auch in den Vereinigten Staaten von Amerika zahlreiche Fragen rund um Kryptowährungen. Insbesondere bei einer staatlichen Währung müsse im Voraus geklärt sein, welche Auswirkungen diese auf die Finanzstabilität, Sicherheit, Datenschutz, Geldpolitik und Marktstruktur hat.

Erst wenn die offenen Fragen zum Thema geklärt sind, könne eine fundierte Entscheidung über die Entwicklung und Einführung einer solchen Währung fallen. Allerdings merkte Mester auch an, dass die Corona-Pandemie signifikante Störungen in der Infrastruktur der USA gefördert hätte. Einer der wichtigsten infrastrukturellen Pfeiler des Landes ist der Zahlungssektor, der ebenfalls unter der Pandemie lit. Insbesondere im Zuge der Pandemie hätten sich die Muster und Volumina der inländischen Überweisungen verändert.

„Die Verbreitung von COVID-19 verstärkte die Abhängigkeit von Unternehmen und Einzelpersonen von digitalen Diensten und schnelleren Verbindungen, da viele Mitarbeiter von zu Hause aus zu arbeiten begannen und Verbraucher sich dem Online-Shopping zuwandten.“ – Loretta Mester

Insbesondere mit Blick in die Zukunft sei es notwendig, dass die notwendigen Transaktionen stattfinden. Nur wenn diese Prämisse erfüllt ist, könne sichergestellt sein, dass das US-Zahlungssystem auch bei extremen Stressereignissen widerstandsfähig bleibt.

CBDCs gewinnen an Relevanz

Ob sich digitale Zentralbankwährungen schlussendlich durchsetzen, bleibt abzuwarten. Allerdings fand Mesters Rede nur zwei Wochen nach der Ankündigung der Zentralbank der Bahamas statt. Diese kündigte an, dass die Nation das erste Land sein möchte, welches eine CBDC einführt. Dabei gab die Zentralbank auch bekannt, dass die digitale Währung „Sanddollar“ noch im Oktober 2020 erscheinen soll und im gesamten Land verfügbar ist.

Auch in Europa gibt es zum aktuellen Zeitpunkt rege Diskussionen über die Einführung eines digitalen Euros. Neben einer steigenden Relevanz des kontaktlosen Zahlungsverkehrs gewinnt auch die Antikorruption an Relevanz. Mithilfe von zentralisierten Digitalwährungen ließe sich Geldwäsche vermeiden. Die Zusatzeinnahmen stünden dem Staat zur Tilgung der eigenen Schulden zur Verfügung. Zusätzlich ließe sich das Abheben von Geldern im Falle einer Krise verhindern.

Schlussendlich arbeitet auch China an einer eigenen Digitalwährung. Diese solle zwar nicht auf einer Blockchain basieren, jedoch auf das nationale Blockchain-Netzwerk zurückgreifen können. Mithilfe der CBDC möchte China den US-Dollar als führende internationale Währung angreifen und die eigene Relevanz im Zahlungsverkehr erhöhen.

Nichtsdestotrotz sind CBDCs noch immer ein umstrittenes Thema. Das liegt vor allen Dingen daran, dass die Zentralisierung einer digitalen Währung dem Prinzip der Distributed-Ledger-Technologien widerspricht. Aus diesem Grund haben auch zahlreiche Analysten eine zurückhaltende Meinung zum Erfolg der Central Bank Digital Currencies. Insbesondere der Ökonom John Vas, äußerte eine passende Meinung zum verfolgten Ansatz. Demnach sind CBDCs nicht weiter, als „eine defensive Haltung“ gegenüber den Bedrohungen dezentraler Krypto-Assets.

Fazit: Digitaler Dollar weiterhin fraglich

Auch die USA beschäftigt sich inzwischen mit den CBDCs. Laut Loretta Mester finden zum aktuellen Zeitpunkt zahlreiche Untersuchungen statt. Im Fokus stehen hierbei verschiedene DLT sowie Plattformen, um das Potential der digitalen Währungen zu erforschen. Außerdem fokussiert die Federal Reserve zum aktuellen Zeitpunkt die Identifikation von Schwachstellen und konzeptioniert potentielle Lösungsansätze.

Nichtsdestotrotz steht noch immer nicht fest, ob die USA eine eigene CBDC einführt. Folglich erscheint es wahrscheinlicher, dass China und die EU hier eine führende Rolle einnehmen. Allerdings sollten auch die Vereinigten Staaten langfristig den Wechsel zu einer eigenen CBDC realisieren, um die führende Rolle des Dollars im Zahlungsverkehr zu sichern.

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