Deutsche Bahn sieht Zukunft bei Blockchains

Deutsche Bahn und die Blockchain-Zukunft. Das bedeutet: Digitalität und Mobilität wachsen zusammen. Blockchain-Technologie und digitale Anwendungen entwickeln sich zu unternehmensübergreifenden Plattformen. Mobilität wird mit Blockchains flexibler und das Ticketing noch einfacher.

Deutsche Bahn nutzt Blockchain

Für die globale Trendwende hinsichtlich der neu verstandenen Anforderungen an eine nachhaltige Mobilität ist ein Umdenken bei bisher analogen Prozessen notwendig. Die Deutsche Bahn übernimmt im Rahmen der digitalen Transformation in Deutschland eine Vorreiterrolle und beschäftigt sich bereits seit Jahren intensiv mit dem Potenzial der Blockchain-Technologie.

Das Einnahmeaufteilungsverfahren ist eines der beiden zentralen Projekte. Der andere Schwerpunkt liegt auf der dezentralen Blockchain-basierten Verkehrssteuerung des Schienenverkehrs und dem öffentlichen Nahverkehr.

Beim Einnahmeaufteilungsverfahren EAV soll zukünftig die Blockchain-Technologie dabei helfen, die Ertragskraft der Deutschen Bahn und anderer Verkehrs- und Mobilitätsanbieter zu optimieren. Auf der Grundlage von Verkehrserhebungen werden bisher die im laufenden Betrieb verursachten Kosten turnusmäßig aktualisiert oder neu erstellt. Der Aufwand ist jedoch enorm. Das EA-Verfahren kann die Kosten für die Zuordnung von Nachfrageströmen zu den genutzten Routen erheblich reduzieren.

Dafür setzt die Blockchain-Technologie an der Einnahmeaufteilungslogik an und ermöglicht eine automatisierte Abwicklung sowie die transparente Darstellung der Einnahmenaufteilung für alle Beteiligten. Zusätzliche Verkehrsteilnehmer lassen sich leicht in das dezentrale P2P-Netzwerk der Blockchain integrieren. Sie partizipieren bereits ab dem ersten verkauften Ticket an den Einnahmen.

Die Mobilität von Heute

Der Verbraucher im öffentlichen Nahverkehr kauft am Automaten oder beim Fahrer (Schaffner) ein gültiges Ticket für eine bestimmte Tarifzone. Es ist anschließend nur gültig, in der dem Tarif zugrundeliegenden Preisklasse, die meist eine zeitliche oder örtliche Begrenzung enthält. In einigen Fällen erlaubt das erworbene Ticket die Weiterfahrt mit einem anderen Anbieter, wie beim Kauf eines Flugtickets das inkludierte Rail&Fly-Ticket.

Dies bezieht sich in der heutigen Zeit zu 99 % auf klassische Fortbewegungsmittel wie den Bus, die Metro, Straßenbahn oder Zug. Wechselt der Verbraucher innerhalb der Tarifklasse den Anbieter, kommt es in vielen Fällen dazu, dass der Verbraucher ein neues Ticket lösen muss. Möglich ist aber auch, ein Ticket bei Anbieter A (beispielsweise dem Anbieter für eine Busfahrt) zu kaufen und damit die Leistung des Anbieters B (beispielsweise die Metro) zu nutzen.

Intermodales Ticketing
DB Systel: intermodulares Ticketing

Wie die Mobilität der Zukunft aussieht

Während klassische Verkehrsmittel bestehen bleiben, sind neue Entwicklungen am Markt erhältlich, wie beispielsweise Leihräder, E-Roller oder Carsharing. Verbraucher nutzen auf einer Strecke häufig mehr als einen Anbieter, um mobil zu sein. Unter den klassischen Gesichtspunkten greift der herkömmliche Weg zum Erwerb eines Tickets und führt dazu, dass zahlreiche Tickets erworben werden müssen.

Mobile Endgeräte sind häufig Mittel der Wahl bei der Buchung von Mobilitätslösungen on-demand oder to-go. Tatsache ist, dass derzeit eine Vielzahl von technischen Methoden zur Verfügung stehen, um gemäß den Beförderungsregelungen der Anbieter, bezahlpflichtige Berechtigungsscheine zu erwerben. Unternehmens- und anbieterübergreifende Dienstleistungen wachsen zu einer Mobilitätsleistung zusammen und digitale Technologien greifen verstärkt in die Prozesse der Verbraucher ein.

DB Vorreiter bei Blockchain-Nutzung

So soll die Mobilität der Zukunft aussehen. Der Verbraucher erlebt auf seinem Weg von A nach B eine grenzenlose Mobilität und problemlose Funktionalität. Aber gleichzeitig erhält jedes beteiligte Unternehmen das ihm zustehende Entgelt der Dienstleistung.

Dieser Traum könnte bald Realität werden, denn die nachträgliche Verteilung der Einnahmen der verschiedenen Verkehrsunternehmen birgt große Unsicherheiten. Die fortschrittlichen Methoden des vernetzten Reisens für Verbraucher sind leider noch nicht von transparenten Datenströmen und einfachen Steuerungsmöglichkeiten begleitet.

Verkehrserhebungen fördern Daten zutage, die nicht transparent genug sind und keinesfalls den tatsächlichen Anteil widerspiegeln. Unternehmen bekommen unter Umständen zu viel oder zu wenig Anteile und das birgt langfristig die Risiko von Jobverlusten und Kostensteigerungen für Verbraucher. Die Einbindung aller Mobilitätsmöglichkeiten und ihrer Anbieter soll nach Willen der Deutschen Bahn zukünftig eine einheitliche Basis ermöglichen. Die Deutsche Bahn will mit Ihrer Roadmap „Digitale Schiene“ die Digitalisierung im Unternehmen voranbringen, wie wir bereits im August dieses Jahres im Artikel „Deutsche Bahn investiert in Blockchain-Technologie“ berichtet haben.

Transparente Ticketerlöse senken Kosten

Die Blockchain-Technologie kann zusammen mit Smart Contracts diesen Bereich der Verkehrswende erneuern und Verbrauchern leichteren Zugang zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln bieten.

Es ist eine komplexe Aufgabe, wenn es darum geht, die Ticketerlöse transparent und realistisch auf die einzelnen Verkehrsunternehmen aufzuteilen. Das vom Kunden erworbene Ticket lässt sich bisher nicht eindeutig identifizieren. Abhilfe kommt beispielsweise von IOTA und den Selbstsouveränen Identitäten SSI, denn damit lassen sich vom Verbraucher digitale Identitäten erzeugen, verwalten und freigeben. Auch Objekte können in diesem Rahmen eine eindeutig zuweisbare Identität erhalten.

DB Regio und DB Systel in Blockchain-Crew

Das bisherige Verteilsystem ist intransparent und unflexibel. Beides Probleme, die die Blockchain als Distributed-Ledger-System lösen kann. Die DB Regio hat gemeinsam mit der DB Systel nach einer fairen Methode für alle Beteiligten gesucht und mit der Blockchain-Technologie eine zukunftsfähige Lösung für das Einnahmeaufteilungsverfahren gefunden.

Das 2018 gegründete Blockchain Team der Deutschen Bahn besteht inzwischen aus über 30 Mitarbeitern und hat mehr als 20 Anwendungsfälle auf Basis der Blockchain-Technologie hinsichtlich ihres Potenzials untersucht, ein verkehrsträgerübergreifendes Ticketing zu ermöglichen.

Eine einfachere Zuweisung und Abrechnung von anteilig entstandenen Kosten für die einzelnen Verkehrsbetriebe ist eine der gewünschten Zielformulierung. Die Andere beschäftigt sich mit der Nutzung eines interoperablen Handy-Tickets, das allgemeingültig über Tarifgrenzen und Verkehrsverbünde hinweg einsetzbar ist.

Das Blockchain-Netzwerk stärkt Partnerschaften rund um die Mobilitätsleistungen und ermöglicht gleichzeitig für den Kunden ein durchgehendes Reiseerlebnis, sagt Moritz von Bonin, Leiter Blockchain bei DB Systel. Quelle

Intermodales Ticketing bei der Deutschen Bahn

Der öffentliche Nahverkehr macht Städte attraktiv und lebenswert. Moderne Technologien wie die Blockchain bewältigen in der Zukunft eine Vielzahl komplexer Anforderungen und Aufgaben. Dazu gehört beispielsweise die Kombination von Ticket-Systemen mit Diensten von Drittanbietern. Multiapplikationen sorgen für attraktive Angebote. Anbieter erhalten damit die Möglichkeit, Kunden dauerhaft an sich zu binden. Immer dann, wenn eine Einnahme vermerkt wird, erhalten alle Teilnahme die detaillierten Informationen und Transaktionsdetails, transparent und vertrauensvoll.

Jede Fahrt lässt sich per Blockchain-Technologie eindeutig nachvollziehen. Alle Mobilitäts-Services liegen auf neutralen Blockchain-Plattformen. Endkunden brauchen daher zukünftig nicht mehr die verschiedenen Verkehrsträger miteinander zu vernetzen. Das intermodale Ticketing bietet die Zahlungen der Beförderungsentgeltanteile per Cash Flow an und nicht wie bisher üblich am Monatsende. Sind mehrere Verkehrsunternehmen gleichberechtigt angeschlossen, gehen zentrale Machtkonzentrationen zugunsten der Verbraucher verloren.

Wie schon in den Bereichen von dezentralen Finanzen DeFi und dezentralen Energien DeEn lassen sich Mittelsmänner mit der Blockchain umgehen. Eine der Herausforderungen wird sein, einheitliche Standards zu definieren. Denn nur diese garantieren jedem Teilnehmer einen gerechten Anteil der Entgelte für die Nutzung seiner Mobilitäts-Services. Und nur so bleiben Angebote auf der Schiene für Pendler und andere Verbraucher bezahlbar. Das sieht auch die Allianz pro Schiene so.

Handyticket bald auslesbar wie Chipkarte

Das Smartphone ist zentrales Endgerät und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Handytickets nehmen im Bereich der Mobilität an Bedeutung zu. Die Blockchain-Technologie bietet beste Voraussetzungen, um der steigenen Zahl Fahrgäste, die das Smartphone als Ticketmedium nutzen, gerecht zu werden. Der Vertriebskanal Handyticket ist in den vergangenen Jahren um rund 25% gestiegen.

Was für die Verbraucher eine positive Entwicklung darstellt, zeigt sich bei der praktischen Umsetzung jedoch schwierig. Denn die Ticketprüfung zwischen Haltestellen dauert in voll besetzten Fahrzeugen häufig deutlich länger. Die Bemühungen der Anbieter konzentrieren sich vor allem an einem Kopierschutz, denn das zig-fache Kopieren eines digitalen Tickets führt zu finanziellen Schäden.

Wie bereits erwähnt, bedarf es eindeutiger Identitäten, damit Fahrgäste ein Ticket via App kaufen und dieses jederzeit bei Bedarf öffnen und vorzeigen können. Ein weltweit einmaliges Sicherheitssystem für Handytickets entwirft derzeit der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV eTicket Service. Mit dem Mobile Ticketing Crypto Service Motics soll noch dieses Jahr das Handyticket genauso schnell auslesbar sein wie die Chipkarte. Das macht jedes Smartphone zum sicheren Nutzermedium und unabhängig von Hersteller, Betriebssystem und Mobilfunkanbieter.

Digitalisieren, elektrifizieren, modernisieren – und dies schneller als je zuvor: Schiene 4.0 aus der Krise heraus bis 2030 ins Werk zu setzen ist eine enorme Aufgabe. Jetzt geht es darum, diese neue Herausforderung kraftvoll anzugehen, sagt Dr. Ben Möbius, VDB-Hauptgeschäftsführer. Quelle

Deutsche Bahn will dezentrale Verkehrssteuerung

Neben dem Einnahmeaufteilungsverfahren steht bei der Deutschen Bahn die Blockchain auch hinsichtlich der dezentralen Verkehrssteuerung im Fokus. Derzeit wird laut dem Unternehmen erforscht, ob sich über abgesicherte Transaktionen auf der Blockchain eine Kommunikationsplattform erzeugen lässt, bei der Züge mit Objekten wie Signalen, Weichen oder Trassen kommunizieren können.

Wenn ein Zug einen Streckenabschnitt befährt, einen Bahnhof oder eine Weiche passiert, dann ist diese Transaktion durch die Technik der Deutschen Bahn abgesichert. Dahinter stehen häufig Menschen, die die Steuerungen übernehmen, das System warten und Kontrollen durchführen. Doch immer da, wo der Mensch involviert ist, können Fehlern passieren.

Die Blockchain-Technologie könnte in diesem Bereich also auf wesentliche Sicherheitsaspekte Einfluss nehmen und über die digitale Abbildung aller Objekte auf der Plattform sichere Interaktionen ausführen. Transparent, abgesichert, dauerhaft abgespeichert und nachvollziehbar. Das erfordert jedoch einen digitalen Verbund aus Künstlicher Intelligenz, Sensorik und weiterer digitaler Technologie sowie der Blockchain als Distributed-Ledger-Technologie.

Der Bahnbetrieb der Zukunft

Der dezentrale Charakter eines Blockchain-Netzwerks ermöglicht nicht nur mehr Sicherheit und Verfügbarkeit der Verkehrsmittel. Mit dieser Infrastruktur brauchen Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) zukünftig nicht mehr über Betriebszentralen zu gehen, um ihre Stellwerke zu steuern und abzurechnen, denn derzeit sehen Streckenöffnungszeiten und Besetzungszeiten von Stellwerken ihre Nutzung vor.

Smart Contracts können die Kosten und Erträge für die Nutzung von einer bestimmten Trasse errechnen und automatisch verteilen. Für den Betrieb von Stellwerken werden im Moment kostenintensive, bahnspezifische Hardware-Infrastrukturen verwendet. Der Einsatz der Blockchain-Technologie macht diese überflüssig.

Im IoT der Schienen sind jede Weiche und jeder Zug „intelligent“. Über die dezentrale Blockchain-Plattform kommunizieren dann alle Objekte mit ihren eindeutigen Identitäten miteinander und geben einander Anweisungen. Jedes IoT-Gerät kann völlig autonom und störungsfrei diese Aufgabe übernehmen.

Eine Umsetzung führt dazu, dass geteilte Informationen für eine geteilte Infrastruktur zur Verfügung stehen. Die dezentrale Verkehrssteuerung mit der Blockchain ist jedoch schon theoretisch möglich. Dies hat die Deutsche Bahn mit einem Pilotprojekt der Blockchain-Crew von DB Systel beim Showcase „Bahnbetrieb der Zukunft“ im Skydeck Frankfurt am Main bereits erfolgreich bewiesen.

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